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Milchkrise: Gottvertrauen allein reicht nicht

Ein Standpunkt von Patrick Liste, Vorwort der neuen top agrar 2/2016: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, antwortete der EU-Beamte Jens Schaps auf der Grünen Woche flapsig auf die Frage, wer den Milchbauern helfen könnte. Von der Politik ist also nichts zu erwarten – vor allem keine Mengensteuerung bei der Milch.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Standpunkt von Patrick Liste, Vorwort der neuen top agrar 2/2016:


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„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, antwortete der EU-Beamte Jens Schaps auf der Grünen Woche flapsig auf die Frage, wer den Milchbauern helfen könnte. Von der Politik ist also nichts zu erwarten – vor allem keine Mengensteuerung bei der Milch. Das haben Brüssel und Berlin erst jetzt wieder deutlich gemacht.

 

Neue Ideen müssen her. Ein Blick in andere Branchen hilft dabei. Milcherzeuger sollten mehr Druck auf die Molkereien machen und neue Konzepte einfordern. Es kann nicht sein, dass die Milch-Manager die niedrigen Milchpreise stumpf aussitzen wollen. Das fängt mit der Lieferbeziehung an. Einige Milcherzeuger wünschen sich klare Verträge mit Menge, Preis, Qualität und Laufzeit. In Genossenschaften haben die Landwirte dies über die Satzung selbst in der Hand.

 

Die Molkereien sollten den Vorschlag nicht per se schlechtreden, es gibt auch Chancen für sie: Mit einer genaueren Mengenplanung ließe sich der Absatz exakter kalkulieren. Schwierig ist aber, einen Festpreis festzulegen. Doch hier könnten die Molkereien als Dienstleister punkten: Sie könnten Preisabsicherungen über die Börse anbieten und die Schwankungen der Preise kappen – so wie der Landhandel bei Getreide.

 

Klar ist: Für die Lieferbeziehung gibt es keine Einheitslösung. Und der beste Vertrag bringt nicht mehr Milchgeld, nur mehr Planungssicherheit. Höhere Milchpreise sind nur über bessere Produktion und Vermarktung möglich:


  • Innovative Produkte: Die EU produziert 151 Mio. t Milch, 85 % davon bleiben im Binnenmarkt. Allerdings sinkt der Konsum von einigen Produkten. Da muss von den Molkereien mehr als Achselzucken kommen. Mit innovativen Produkten müssen sie z. B. auf die alternde Bevölkerung oder Migration reagieren und den Absatz steigern. Die Rindfleischbranche macht es mit teuren Dry Aged-Steaks erfolgreich vor.
  • Höhere Wertschöpfung: Vor allem den Genossenschaften fehlen starke Marken. Aber gerade damit lässt sich auch jetzt noch eine „3“ beim Milchpreis erwirtschaften. Einfache Massenprodukte können Wettbewerber auf dem Weltmarkt besser und günstiger. Deshalb sollten sich die Molkereien auf Produkte mit hoher Wertschöpfung konzentrieren. Baby- und Kindernahrung bringen auch derzeit hohe Erlöse – vielen deutschen Molkereien fehlen aber Know-how oder Kapazität. Hier müssen sie nachrüsten.
  • Clevere Internationalisierung: Nur der Export in kaufkräftige Länder ist lukrativ. Diese sollten die Molkereien genau auswählen und nicht nach dem Motto „Hauptsache raus“ verkaufen. Und sie sollten sich breit in mehreren Ländern aufstellen. Nur so sind sie gegen politische Embargos, Wirtschaftseinbrüche oder Unruhen gewappnet.
  • Ein- und Verkaufskontore: Mit strategischen Allianzen können Molkereien ihre Position stärken – national gegenüber dem Handel und international im Export. Sie sollten die gesetzlichen Möglichkeiten von Ein- und Verkaufsgemeinschaften nutzen. Also, raus aus der Komfortzone! Viele Landwirte stehen hinter ihrer Molkerei. Aber nur wenn sie spüren, dass auch sie die Ärmel hochkrempelt.

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