Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus News

Milchkühe länger melken: Lohnt sich das?

Die meisten Milchkühe schaffen keine drei Laktationen. Die Universität Hohenheim will zusammen mit der Praxis klären, wie sich die Nutzungsdauer von Milchkühen verlängern lässt, ohne dass die Wirtschaftlichkeit leidet. Die Nutzungsdauer der deutschen Milchkühe hat sich in den vergangenen Jahren kaum verlängert.

Lesezeit: 8 Minuten

Die meisten Milchkühe schaffen keine drei Laktationen. Die Universität Hohenheim will zusammen mit der Praxis klären, wie sich die Nutzungsdauer von Milchkühen verlängern lässt, ohne dass die Wirtschaftlichkeit leidet.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Nutzungsdauer der deutschen Milchkühe hat sich in den vergangenen Jahren kaum verlängert. Insbesondere in den Hochleistungsherden betragen die Remontierungsraten im Mittel weit mehr als 30 %. Das heißt, die meisten Kühe schaffen keine drei Laktationen. Das wirft Fragen auf, denn gleichzeitig wird die Fitness der Milchkühe in den Zuchtprogrammen heute höher gewichtet als früher. Zudem werden die Kühe auch tierärztlich zunehmend besser betreut.


Die Gründe für die geringe Veränderung sind vielfältig:

  • Die Erblichkeit von Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit und Gesundheit der Kühe ist vergleichsweise niedrig. In der Konsequenz sind die Zuchtfortschritte bei diesen Merkmalen eher bescheiden.
  • Hinzu kommt, dass die Nutzungsdauer der Kühe stark vom Management und von den Haltungsbedingungen beeinflusst wird. Viele Experten machen daher eine unzureichende Tiergesundheit und Tierwohl für einen frühen Abgang verantwortlich.
  • Betriebswirtschaftlich kann sich eine kurze Nutzungsdauer vor allem dann rechnen, wenn die nachkommenden Färsen aufgrund ihres genetischen Potenzials deutlich höhere Leistungen versprechen. Wer darüber hinaus selbst Färsen aufzieht und genügend „Nachrücker“ hat, ist vielleicht schneller geneigt, eine Altkuh zu ersetzen.
Wie die einzelnen Einflussfaktoren zusammenspielen, ist bisher zu wenig untersucht worden. Vertiefte Kenntnisse über die Zusammenhänge sind auch deshalb wichtig, weil agrarkritische Gruppen die aktuelle Nutzungsdauer zunehmend hinterfragen und zu erwarten ist, dass diese Diskussion noch zunimmt.

Viele Einflussfaktoren: Die optimale Nutzung des vorhandenen Stallplatzes hängt von den jeweils anfallenden sowie erwarteten Kosten und Leistungen der Milchkuh ab.


Übersicht 1 zeigt die Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung von 44 überdurchschnittlich guten Milcherzeugern in Baden-Württemberg. Im Schnitt kommen diese Betriebe bei ihren Kühen auf eine Nutzungsdauer von 40 Monaten.



Das obere Viertel, sortiert nach der Nutzungsdauer, erreicht knapp 52 Monate, während es das untere Viertel nur auf etwas über 31 Monate bringt. Wirtschaftlich ist die längere Nutzungsdauer im Durchschnitt dieser Betriebe allerdings nicht. Auch weil die Betriebe mit der kürzeren Lebenszeit fast 1 000 kg/Kuh und Jahr mehr Milch melken, kommt diese Gruppe auf fast 500 € mehr Milchgeld.


Unterm Strich hat diese Gruppe zwar auch höhere Kosten (Übersicht 1). Diese machen aber nur rund 200 € pro Kuh und Jahr aus, sodass nach dieser nicht repräsentativen Zusammenstellung einiges dafür spricht, dass es aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht unbedingt sinnvoll ist, eine lange Nutzungsdauer anzustreben.

Um die dahinter liegenden Zusammenhänge zu erkennen, muss man die einzelnen Bestimmungsfaktoren näher analysieren:


Selber aufziehen oder kaufen?


Einen großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit langlebiger Kühe hat der Färsenpreis. Klar ist: Je teurer die Färse ist, desto länger sollte auch ihre Nutzungsdauer sein. Nun kann der Milcherzeuger den Marktpreis für die Färse nicht beeinflussen. Er kann aber entscheiden, ob er die Färsen zukauft oder selbst aufzieht.


Aktuell liegt der Marktpreis von Färsen in der Regel zwischen 1 400 und 1 800 €. Zumindest in den schon erwähnten Spitzenbetrieben aus der Betriebszweigauswertung der baden- württembergischen Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft (LEL) ist die eigene Färsenaufzucht deutlich teurer. Im Wirtschaftsjahr 2014/15 betrugen die durchschnittlichen Vollkosten der Färsenaufzucht knapp 2 100 €/Tier. Das obere Viertel schafft die Aufzucht für knapp 1 700 €, während das untere Viertel fast 2 500 € dafür aufwenden muss.


Obwohl der Färsenzukauf für viele Landwirte günstiger wäre, möchten diese ihre Färsen lieber selbst aufziehen. Viele Milcherzeuger sind der Ansicht, dass eine selbstgezogene Färse besser zum Betrieb passt, genetisch einfacher zu beurteilen ist und zudem ein geringeres Krankheitsrisiko mit sich bringt.


Teure Färse, längere Nutzung?


Dafür akzeptieren sie höhere Kosten für die eigene Färsenaufzucht, obwohl aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Zukauffärse meistens günstiger ist.


Das zeigt folgende Beispielsrechnung: Bei einem angenommenen Färsenmarktpreis von 1 600 € und einem Schlachterlös für die Altkuh (600 €)  ergeben sich tatsächliche Kosten von 1 000 € für den Ersatz, wenn die Kuh bereits während der ersten Laktation remontiert wird. In der zweiten Laktation sind es noch 500 €, in der dritten Laktation 333 € und in der vierten Laktation 250 € je Tier. Ist der Färsenpreis dagegen deutlich höher und liegt bei eigener Aufzucht z. B. bei 2 400 €, steigen auch die Remontierungskosten kräftig (Übersicht 2). Deutlich wird zudem: Je länger die Nutzungsdauer ist, desto stärker gleichen sich die unterschiedlichen Färsenpreise aus.



Natürlich wird in der Regel kein Betriebsleiter eine Kuh bereits in der ersten Laktation aus leistungsbedingten Gründen selektieren. Dafür sind die Remontierungskosten viel zu hoch. Meist sind es Krankheiten oder andere Probleme, die für den Abgang verantwortlich sind.


Mit zunehmender Zahl von Laktationen sieht das anders aus. Dann spielen weitere Abgangsgründe eine Rolle, die vielfach gleichzeitig wirken. Wenn eine Kuh in der zweiten und dritten Laktation leistungsmäßig noch immer nicht richtig „eingeschlagen“ hat, fällt die Entscheidung, die Kuh zu ersetzen umso leichter, je eher der Betriebsleiter glaubt, dass die die Altkuh ersetzende Färse ein höheres Leistungspotenzial hat und ohnehin genügend eigene Färsen zum Nachschieben da sind.


Ökonomen bezeichnen die Aufzuchtkosten für die nachrückenden Färsen als „versunkene Kosten“, weil sie bereits entstanden sind und nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Das gilt vor allem dann, wenn die eigenen Färsenaufzuchtkosten höher sind als die Marktpreise für Zukauffärsen.


Die spannende Frage lautet daher: Würden Milchviehhalter ihre Kuhbestände auch dann so stark selektieren, wenn sie keine eigenen Aufzuchtfärsen hätten und für dasZukaufstier jeweils 1 600 € auf den Tisch legen müssten? Viele Landwirte dürfte der hohe einmalige „Cashbeitrag“ möglicherweise stärker schmerzen als die vielleicht sogar höheren Kosten für selbst aufgezogene Färse, die im Zeitablauf schleichend „versunken“ sind.


Beschleunigter Zuchtfortschritt?


Mit der genomischen Selektion haben sich die Zuchtintervalle stark verkürzt und den Zuchtfortschritt weiter beschleunigt. Dieser kann aus einer höheren Fitness, geringeren Gesundheitskosten, höheren Milchleistungen, höherer Fruchtbarkeit und vielen anderen Faktoren bestehen.


Je mehr Laktationen eine Altkuh aufweist, desto größer ist im Vergleich das genetische Potenzial der ersetzenden Färse. Hinzu kommt, dass die damit verbundenen Remontierungskosten immer geringer werden. 250 bzw. 450 € Remontierungskosten in der vierten Laktation können durch den erwarteten Zuchtfortschritt leichter übertroffen werden als 1 000 bzw. 1 800 € in der ersten Laktation (Übersicht 2).


Das hört sich einfach an. In der Praxis ist die Umsetzung aber deutlich schwieriger. Tatsache ist: Die Höhe des Zuchtfortschritts ist sehr individuell und hängt von der Rasse, der jeweiligen Züchtungsstrategie sowie den sonstigen erwarteten Kosten und Leistungen ab.


Die hohen Abgangsraten der Milchkühe sind vielfach gesundheitlich bedingt. Fruchtbarkeitsstörungen, Euterkrankheiten, Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen zählen zu den bedeutendsten Abgangsursachen. Aus statistischer Sicht gehen weit mehr als die Hälfte der Abgänge auf diese Ursachen zurück. Die mit diesen drei Krankheitskomplexen zusammenhängenden Kosten weisen einzelbetrieblich große Spannweiten auf.


Gesunde Kühe leben länger


Durchschnittliche Kosten von 250 € je Eutererkrankung sind sicherlich kein unrealistischer Wert. Die Kosten entstehen durch den Rückgang der Milcherlöse sowie für die Behandlung und die zusätzliche Arbeit. Je höher die Milchleistungen sind, desto höher können die Gesundheitskosten für die genannten Krankheitskomplexe ausfallen. Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass eine einmal erkrankte Kuh erneut erkrankt. Jedenfalls gilt das für den Vergleich mit einer nachrückenden, bislang noch nicht gesundheitlich belasteten Färse.


Die dahinterstehenden Erwartungskosten lassen sich ganz einfach ausrechnen, wie folgendes Beispiel einer klinischen Mastitis zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, an einer solchen Mastitis zu erkranken, soll für eine bislang gesunde Kuh bzw. nachrückende Färse 15 % betragen. Für eine bereits einmal erkrankte Kuh kann dieser Wert bei 30 % liegen.


Damit verdoppeln sich die Erwartungskosten für eine klinische Mastitis von 37,50 € (15 % * 250 €) bei einer Färse auf 75 € (30 % * 250 €) bei einer bereits einmalig erkrankten Kuh. Jede weitere Mastitis erhöht das Risiko und damit die Kosten zusätzlich. In der Praxis dürften viele Milcherzeuger deshalb bereits einmal erkrankte Kühe frühzeitiger zum Schlachter geben und diese durch nachrückende Färsen ersetzen. Dies gilt vor allem dann, wenn bei eigener Aufzucht ausreichend eigene Färsen zur Verfügung stehen.


Was wir hier schematisch abgeleitet haben, stellt sich in der Praxis oft viel komplexer und komplizierter dar. Deshalb benötigen wir Ihre Hilfe, um weitere belastbare Informationen für die Bestimmungsfaktoren der Nutzungsdauer zu gewinnen.


Umfrage zur Nutzungsdauer von Milchkühen


Die Universität Hohenheim möchte über eine Onlinebefragung wissen, wie es in Ihrem Betrieb aussieht: Wie hoch ist die Nutzungsdauer Ihrer Kühe? Was sind die häufigsten Abgangsursachen? Kaufen Sie Ihre Färsen zu oder ziehen Sie diese selbst auf? Das sind einige wichtige Fragen, bei denen die Wissenschaftler Sie um Unterstützung bitten.


Ziel der Umfrage ist es, Empfehlungen zu erarbeiten, wie die Nutzungsdauer von Kühen erhöht werden kann, ohne betriebswirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Das spart Arbeit und Geld. Und fast noch wichtiger: Es verbessert die gesellschaftliche Akzeptanz der Milchviehhaltung.


Machen Sie mit! Mit etwas Glück können Sie einen von drei Amazon- oder Engelbert Strauss-Gutscheinen im Wert von 50 € gewinnen. Die Ergebnisse werden in top agrar veröffentlicht. Unter www.topagrar.com/nutzungsdauer kommen Sie direkt zur Umfrage.

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.