Vor dem Landgericht Stade hat am Montag der Prozess gegen einen 56-jährigen Landwirt aus Osterbruch-Norderende (Landkreis Cuxhaven) begonnen. Der Mann soll im Februar auf seinem Hof einen Amtstierarzt angeschossen und lebensgefährlich verletzt haben.
Laut dem NDR wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten versuchten Mord und unerlaubten Waffenbesitz vor. Er habe versucht, einen Menschen heimtückisch zu töten, sagte Staatsanwältin Annika Lismann. Zumindest habe er den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen. Der Landwirt wollte sich zum Prozessauftakt nicht zur Sache äußern. Er stimmte allerdings der Erstellung eines Gutachtens über seine Persönlichkeit zu.
Hintergrund nach NDR-Informationen
Am 1. Februar waren der Leiter des Kreisveterinäramts mit Polizisten auf den Hof gekommen, um die Tiere des Bauern abzuholen. Das Verwaltungsgericht hatte zuvor einen entsprechenden Beschluss wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz verhängt. Der Landwirt stand schon länger unter Beobachtung, weil er seine Tiere nicht korrekt gehalten haben soll. Nach zahlreichen ergebnislosen Gesprächen und Verhandlungen sollte der Gerichtsbeschluss schließlich vollstreckt und die Rinder, Schafe und Pferde an einen Viehhändler übergeben werden.
Als der Veterinär auf dem Hof erschien, ging der Landwirt laut Anklage nach einem kurzen, aber nicht hitzigen Gespräch ins Haus. Er holte eine geladene Pistole und schoss aus der Scheune "plötzlich und völlig überraschend" aus dem Dunkeln auf den Amtstierarzt. Zuvor habe er noch "Existenzvernichter" gerufen. Erst nach einem Warnschuss der Polizisten ließ er sich widerstandslos festnehmen. Die Tatwaffe stammte laut NDR aus einer Erbschaft.
Der angeschossene Tierarzt musste nach der Tat notoperiert werden. Ihm wurden eine Niere und ein Teil des Darms entfernt. Er ist inzwischen pensioniert und nimmt als Nebenkläger an dem Prozess teil. Im September könnte das Urteil fallen.