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Ohne Landwirtschaft kein Erntedankfest

Heute feiern wir wieder das Erntedankfest. Man muss nicht christlich geprägt sein, um die Bedeutung dieses Festes zu würdigen. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir ausreichend zu essen haben. Weltweit hungern etwa 800 Millionen Menschen. Dass es uns besser geht, ist ein Verdienst der Bauern in Deutschland.

Lesezeit: 7 Minuten

Heute feiern wir wieder das Erntedankfest. Man muss nicht christlich geprägt sein, um die Bedeutung dieses Festes zu würdigen. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir ausreichend zu essen haben. Weltweit hungern etwa 800 Millionen Menschen. Dass es uns hierzulande besser geht, ist ein Verdienst der Bauern in Deutschland, schreibt der Verein i.m.a. Mögen die Christen, denen sich auch viele Landwirte zugehörig fühlen, ihren Dank an höhere Mächte richten – es sind die Bauern und Bäuerinnen, die uns satt machen.

 

Vor mehr als hundert Jahren ernährte ein Bauer vier Menschen. Heute erzeugt ein Landwirt Nahrungsmittel für 155 Menschen. Waren einst sechzig Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, sind es heute nur noch 1,5 Prozent. Heute kann ein Landwirt in einer Stunde so viel Getreide mähen, dreschen und abfahren wie früher 150 Knechte und Mägde zusammen. Fand Tierhaltung einst in dunklen Ställen statt, in denen Kühe angebunden waren, so können sie sich heute in großen, modernen, hellen und klimatisierten Laufställen bewegen und selbst entscheiden, wann sie sich in intelligenten Melkständen automatisch melken lassen.

 

Moderne Technik erleichtert heute Ackerbau und Tierhaltung. Und wir können uns darauf verlassen, dass die Landwirte Nahrungsmittel von hoher Qualität produzieren, die Bevölkerung mit regionalen Produkten versorgen sowie diese Versorgung auch in Krisenzeiten sicherstellen – und damit die Erwartungen von 98 Prozent der Bundesbürger erfüllen, wie diese in einer repräsentativen Emnid-Studie des Vereins i.m.a – information.medien.agrar angegeben haben.

 

Doch ein Aspekt wird dabei oft vergessen: Das wirtschaftliche Risiko tragen die Landwirte seit eh und je selbst. Denn es ist immer auch das Wetter, das die Ernte beeinflusst. Regen, Hagel und Hitze können Getreide und Tierfutter vernichten und damit die Existenz der Bauern und Bäuerinnen bedrohen. Ein anderer Aspekt ist der Wunsch nach preiswerten Lebensmitteln, wie 62 Prozent der Bundesbürger in der i.m.a-Umfrage angegeben haben. Haben sich die Getreidepreise seit 1950 nicht wesentlich verändert, sind doch unsere Löhne um das Zwanzigfache und die Brotpreise um das Zehnfache gestiegen, sind Futter- und Betriebsmittel ebenfalls teurer geworden. Ernteausfälle oder Preiseinbrüche wie jüngst bei der Milch können dann schnell zur Existenzkrise auf Bauernhöfen führen. Fast 46.000 Betriebe haben in den vergangenen zehn Jahren aufgegeben.

 

Gelingt es den Landwirten dennoch – trotz unvorhersehbarer Witterungen und unkalkulierbaren wirtschaftlichen Einflüssen – die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen und vielleicht sogar darüber hinaus auch noch so viel zu produzieren, damit Menschen in anderen Ländern nicht hungern müssen, dann gibt es allen Grund „Danke“ zu sagen. „Danke“, wie es Christen tun, „Danke“ aber auch allen Menschen, die achtsam mit Lebensmitteln umgehen und die der Arbeit der Landwirte Wertschätzung entgegenbringen. Das Erntedankfest ist dafür eine ideale Gelegenheit.

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RLV: Erntedank in Zeiten des Überflusses und globaler Märkte


Als das Erntedankfest im Königreich Preußen 1773, also vor fast 250 Jahren, erstmalig auf seinen festen Termin festgelegt wurde, waren reiche Ernten nach RLV-Angaben selten, hingegen Missernten mit Preissteigerungen und Hungersnöten keineswegs ungewöhnlich. Eine gute Ernte habe als Glücksfall gegolten, für die Landwirte und Städter zutiefst dankbar gewesen seien. Heute lebten wir in einer Zeit des Überflusses und globaler Märkte mit reich gedecktem Tisch. Kein Wunder also, wenn das Tun der bäuerlichen Familien mehr und mehr hinterfragt werde, so der RLV.


Der RLV weist zum Erntedank besonders auf die Nachhaltigkeit und Qualität regional erzeugte Lebensmittel hin. „Die Transportwege sind kurz. Zudem können die Lebensmittel frisch geerntet werden und erfüllen hohe Qualitätsstandards“, betont der RLV. Wo kommen die Lebensmittel her? Wie werden sie genau angebaut? Das können Verbraucher direkt nachvollziehen und prüfen, wenn die Lebensmittel in der Region angebaut und erzeugt werden. „Mit dem Wissen, die heimische Landwirtschaft mit ihren regionalen Strukturen zu stärken und Produkte von bester Qualität zu erhalten, kann man ein gemütliches Essen mit Freunden mit richtig gutem Gewissen genießen. Es lohnt sich, direkt beim Bauern einzukaufen“, so der RLV.


Landwirte blicken auf mäßige Ernte


Die Landwirte blicken in diesem Jahr auf eine mäßige Ernte, schreibt unterdessen der WLV in einer Mitteilung zum Erntedank. „Die Erträge und Qualitäten sind unterdurchschnittlich bei niedrigen Preisen“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe Hubertus Beringmeier. Die Ernteergebnisse weisen eine große Bandbreite auf, je nach Bodenqualität und lokaler Witterung. „Sie reichen von durchschnittlich bis in einigen Fällen schlechtester Ernte seit Jahren“, erklärt Beringmeier.

 

Wärme im März, Frost im April, Trockenheit im Juni sowie feuchtes Wetter zur Erntezeit machten den Bauern zu schaffen. „Das Wetter hat uns wieder einmal gezeigt, dass die Landwirtschaft der Berufszweig ist, der in und mit der Natur arbeitet“, schildert der Vorsitzende. Insgesamt hat die Gerste am stabilsten abgeschnitten. Die Landwirte konnten eine Durchschnittsernte mit zufriedenstellenden Qualitäten einfahren. Der Raps fiel dagegen enttäuschend. Bei Roggen, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Hafer liegen die Ernteergebnisse unter Durchschnitt.


Ebenso beim Weizen, hier führte das trockene, heiße Wetter im Juni während der Kornfüllungsphase zu sogenanntem Kümmerkorn. Die Körner sind nur halb so groß. Dann beeinträchtigte der Regen zur Erntezeit die Backeigenschaften des Brotgetreides. „Das Getreide kann vielfach nicht mehr zum Backen, sondern nur noch als Tierfutter verwendet werden, mit entsprechenden Preisabschlägen“, erklärt der Vorsitzende.


Ebenfalls nicht zufriedenstellend sei die Preissituation. Während die deutsche Ernte enttäusche, treffe sie auf einen weiterhin gut versorgten globalen Getreidemarkt. „In Verbindung mit den geringeren Erntemengen und -qualitäten bei uns führt dies bei den Ackerbaubetrieben zu einer angespannten wirtschaftlichen Lage“, erläutert Beringmeier.


Auch für die Obstbauern war es ein schwieriges Jahr. Der starke Frost Mitte April nach einem warmen März führte zu großen Schäden in der Region. Neben den Frostschäden kamen dann noch Schäden durch Hagel dazu. Die Apfelanbauer sprechen von einem katastrophalen Jahr. Die Ertragseinbußen liegen bei 70 Prozent bis hin zu Totalausfällen.

 

Noch ist nicht alles unter Dach und Fach: Der Mais hat bis zum Sturmtief Sebastian (13.9.2017) sehr gut gestanden. Er hatte gute Wachstumsbedingungen bei einem guten Mix aus Sonne, Wärme und ausreichendem Regen. Die guten Ernteerwartungen wurden dann durch den Sturmschaden dezimiert. Kräftige Windböen hatten vielerorts den Mais abgeknickt. Die Schäden sind regional sehr unterschiedlich, die Lagebestände schwierig zu ernten.


Die Kartoffelbauern erwarten eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Ernte. Die Rodebedingungen waren dagegen aufgrund der Nässe bis jetzt bescheiden, auch die Preise sind nicht zufriedenstellend. Bei den Zuckerrüben, deren Ernte gerade begonnen hat, sieht es nach guten Erträgen, aber mit aktuell noch geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr aus. Hier hoffen die Bauern auf Sonnenschein für eine gute Entwicklung der Zuckergehalte.

 

Blickt man vom Feld in den Stall, so können die Milchbauern aufatmen. Die Auszahlungspreise haben sich inzwischen erholt. Besonders die Nachfrage bei der Butter ist gestiegen. „Butterfett ist wieder in“, sagt der Vorsitzende. Allerdings seien noch längst nicht alle finanziellen Löcher gestopft. Die Milchviehhalter haben die außergewöhnlich lange Preiskrise 2015/16 noch nicht abgeschüttelt.


Große Sorgen bereitet den Schweinebauern die Afrikanische Schweinepest (ASP), die sich nach wie vor in Osteuropa ausbreitet. „Das ASP-Virus ist für den Menschen ungefährlich, kann jedoch für unsere Schweinebetriebe verheerende wirtschaftliche Folgen haben“, schildert der Vorsitzende. Die Schäden könnten deutschlandweit bis in die Milliarden gehen. Wichtige Exportmärkte würden ihre Tore für deutsches Schweinefleisch langfristig schließen. Ein Absturz der Erzeugerpreise für Schweinefleisch, massive Liefer- und Handelsbeschränkungen und ein längeres Preistief wären die dramatischen Folgen.

 

Trotz alldem sei die Stimmung zum Erntedankfest von Dankbarkeit geprägt, so Beringmeier. Die Bauernfamilien konnten zwar nicht die erhoffte Ernte einfahren, „doch wir konnten alle Felder ernten und sind von gravierenden Unwettern, Starkregen und Überschwemmungen wie in einigen Teilen der Welt verschont geblieben.“

 

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