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Plagge: "Kritik ja, aber bitte keine Skandalisierung von Bio-Themen!"

Dass ein schlecht recherchierter Bericht wie jüngst im Spiegel großen Schaden anrichten kann und die Biobauern verunsichert, versteht sich von selbst. top agrar online hat daher bei Biolandpräsident Jan Plagge nachgefragt, wie er reagiert hat und wie er zu Berichten über Bioskandale und Bioagrarindustrie steht...

Lesezeit: 5 Minuten

Dass ein schlecht recherchierter Bericht wie jüngst im Spiegel großen Schaden anrichten kann und die Biobauern verunsichert, versteht sich von selbst (http://m.spiegel.de/spiegel/a-1142419.html). top agrar online hat daher beim Präsidenten von Bioland, Jan Plagge nachgefragt:

 

top agrar: Herr Plagge, am Samstag hat Spiegel-Online besagten Artikel veröffentlicht. Wie haben Ihre Mitglieder die Vorwürfe aufgenommen? Gab es besorgte Anrufe und haben Sie beim Spiegel den Autor erreichen können?

 

Plagge: Ich war sehr irritiert über die Darstellung im Spiegel. Mit dem Redakteur hatte ich im Februar ein langes Gespräch, in dem ich alle seine Fragen zu dem Thema ausführlich beantwortet habe. 

In diesem Fall macht es den Eindruck, dass die Geschichte und die Schlagzeile einfach nicht zusammen passen. Dabei ist das grundsätzliche Thema Nachschub ja vorhanden, dass wir bis 2015 in Deutschland einen Stillstand bei der Umstellung bei gleichzeitig wachsendem Markt hatten.


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top agrar: Sehen Sie generell einen Trend, dass Medien zunehmend auch die Biobranche ins Visier kritischer - und nicht selten unsachlicher Berichterstattung - nehmen, so wie es die konventionelle Landwirtschaft seit Langem erlebt?


Plagge:Ein kritischer Blick von Medien und Öffentlichkeit ist richtig und wichtig – dem stellt sich die Biobranche. Womit wir uns immer häufiger konfrontiert sehen, ist die Skandalisierung von Bio-Themen. Neben vielen Berichten mit konkreter inhaltlicher Kritik nimmt die unsachliche Berichterstattung zu, die vor allem auf eine twitter-fähige Schlagzeile und weniger auf den Inhalt ausgerichtet ist. Daher ist es wichtig, dass die Journalisten mehr Zeit für vertiefte fachliche Recherche haben.

 

top agrar: Die AbL wirft Ihrem Verband vor, in Richtung Agrarindustrie-Bio“ oder „EU-Bio-light“ abzudriften. Statt bäuerliche Interessen zu vertreten würden die Bioverbände verstärkt nach Umsatz- und Marktanteilszuwächsen streben. Was kontern Sie da?


Plagge: Die 600 neuen Bioland-Mitglieder, die 2016 dazukamen sind bäuerliche Betriebe. Genau mit diesen heimischen Betrieben bedienen wir den wachsenden Bio-Markt. Bioland pflegt mit seinen rund 7000 Bauern seit über 45 Jahren eine basisdemokratische Kultur. All unsere Beschlüsse und Weichenstellungen werden von bäuerlichen Betrieben getroffen. Was ist denn die Alternative, die die AbL den bäuerlichen Betrieben anbietet? Gerade der Biolandbau eröffnet weiteren bäuerlichen Betrieben eine wirtschaftliche Perspektive


top agrar: Das Schlagwort „Eiweißlücke“ prägt die aktuelle Diskussion. Für Deutschland hatte das Core-Organic-II-Projekt (ICOPP) 2011 einen Selbstversorgungsgrad von 64 % angegeben (ca 44.000 t Rohproteinproduktion, 69.000 t Rohproteinverbrauch). Was ist die Strategie von Bioland, um die Eiweißversorgung zu decken?


Plagge: Uns reichen die 64 % noch nicht, obwohl Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Regionen wie den Niederlanden (4%) oder Dänemark (56%) besser dasteht. Wir investieren zum einen in die Umstellung heimischer Marktfruchtbetriebe und erweitern hier die Angebote von der Beratung bis zum Marktzugang.


Zum anderen engagieren wir uns stark mit den anderen Bioverbänden und auch vielen konventionellen Betrieben in der nationalen Eiweißpflanzenstrategie, um den heimischen Leguminosenanbau fachlich und wirtschaftlich voran zu bringen. So haben wir z.B. in den letzten Jahren unseren Eigenversorgungsanteil bei Soja von 0 % auf mittlerweile fast 30 % steigern können.


Und er wächst weiter. Aber wir brauchen für die sichere Futterversorgung auch Bio-Betriebe im Baltikum und in Osteuropa. Hier hat Bioland ein umfangreiches Qualitätssicherungssystem vom Betrieb bis zur Futtermühle aufgebaut, um unsere höheren Standards abzusichern und um Betrug vorzubeugen. Das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen.  


top agrar: Können Sie evt. grob eine Jahreszahl nennen, wann eine Selbstversorgung mit Eiweiß möglich sein könnte?


Plagge: Eine nationale Selbstversorgung ist für uns keinen Selbstzweck. Es geht darum regionale Kreisläufe aus Ackerbau und Viehwirtschaft auch überbetrieblich zu organisieren. Eine komplette Selbstversorgung in absehbarer Zeit ist aber unrealistisch. An Grenzen kommen wir zum Beispiel beim Ölkuchen, vor allem bei der Sonnenblume, die wir für bestimmte Rationen brauchen. Hier stehen wir von der Zucht bis zum Anbau auch in möglichen heimischen Anbauregionen noch am Anfang.


top agrar: Der Spiegel sprach auch den Import von Biofuttermitteln durch große Agrar-Unternehmen sowie andere Biozusammenschlüsse an. So hätten angeblich einige schwarze Schafe Papiere für den Import von Biomais aus der Ukraine gefälscht. Oder konventioneller Weizen sei zu Bio umdeklariert worden, um die Engpässe auf dem europäischen Biofuttermarkt zu überbrücken. Gibt es diese Engpässe wirklich und wie löst Bioland das Problem?


Plagge: Es gibt im Biobereich Versorgungsengpässe. Bioland löst dies zum einen durch eine enge langfristige Zusammenarbeit zwischen Erzeugergemeinschaften und vertraglich gebundenen Kraftfuttermittelwerken, um den heimischen Bioland Anbau auf die Nachfrage nach Konsum- und Futterware abzustimmen. Bei Engpässen arbeiten wir zum anderen mit Partnerbetrieben im europäischen Ausland zusammen, die vor der Ernte nach unseren höheren Standards kontrolliert werden.


top agrar: Wie reagieren Sie als Verband auf Meldungen über Betrugsversuche von ökologisch wirtschaftenden Bauern und Unternehmen?


Plagge: Wir gehen jedem Hinweis nach und fragen nach Roß und Reiter. Jedem Verdacht folgen Kontrollaufträge und Nachkontrollen – eine Infragestellung unserer Integrität können wir uns als Bioland Betriebe nicht leisten.


top agrar: Vielen Dank!

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