Vor dem Landgericht Coburg hat am Montag der Prozess gegen den Fleischgroßhändler Ludwig Dellert vom Coburger Schlachthof begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 53-Jährigen sowie Betriebsleiter Michael Klein und Amtstierärztin Heike Klein Betrug in 17.208 Fällen vor.
Dellert hatte Keulen, die als "genussuntauglich" gekennzeichnet waren, trotzdem noch auslösen lassen und zum regulären Preis verkauft. Dadurch sei ein Schaden von geschätzt knapp 940.00 Euro entstanden. Der Betrieb ist seit 2013 geschlossen.
Laut der Anklageschrift verkaufte Dellert nicht nur so genanntes „Gammelfleisch“, sondern er schummelte auch noch beim Gewicht der angelieferten Schlachttiere, zum Leidwesen der Landwirte. Die beiden Tierärzte Klein sollen dabei Beihilfe zum Betrug geleistet haben, berichtet das Coburger Tageblatt.
Die Angeklagten dürften allerdings mit milden Strafen davonkommen, so die Zeitung weiter. Der Grund liegt im Behördenversagen. Denn die zuständigen Ämter hätten „in erheblichem Rahmen Kontrollmaßnahmen unterlassen", erklärte Richter Gerhard Amend. Nur einmal habe die Landesanstalt für Landwirtschaft ein Zwangsgeld angedroht, weil Dellert zu viel Fleisch vorm Wiegen wegschneiden ließ. Dass dem so war, hätte die Landesanstalt gewusst. Und die Prüfer vom Fleischprüfring hätten regelmäßig vermerkt, dass zu viel weggeschnitten wurde. Damit sollen die Rinderlieferanten um insgesamt über 700.000 Euro geschädigt worden sein.
Abgekauft haben das Fleisch „elf gutgläubige Abnehmer", so Staatsanwalt Christian Pfab am Montag weiter. Er nennt aber lediglich die Namen der Abnehmer, die Orte dazu nicht. Betroffen waren Fleischereien, Gaststätten und Imbissbetriebe in Thüringen und Franken.
Hintergründe:
Fleischskandal: Coburger Schlachthof wird geschlossen (26.7.2013)
Coburger Schlachthof soll jahrelang Gammelfleisch verkauft haben (13.07.2013)