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Prof. Balmann: "Produktivitätssteigerungen führen zu mehr Preisdruck"

Nach wie vor steckt die Landwirtschaft in einer technologischen Tretmühle, in der Produktivitätssteigerungen zu Preisdruck führen. Daran wird sich künftig wenig ändern. Insofern besteht auch weiterhin wenig finanzieller Spielraum für die Bauern um ohne Gegenleistung mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Alfons Balmann vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung (IAMO) in Halle für den Blog von Bauer Willi unter www.bauerwilli.com. Balmann ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des BMEL und hat seinen IAMO Policy Brief „Bauernhöfe oder Agrarfabriken“ für Bauer Willi zusammengefasst:


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Thesen zur Überwindung gesellschaftlicher Kritik an der konventionellen Landwirtschaft

  • Die Vernachlässigung von Tier- und Umweltschutzproblemen heutiger landwirtschaftlicher Produktionsweisen führte zu einer Entfremdung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft sowie dem Verlust an Deutungshoheit über landwirtschaftliche Fragen.
  • Der erforderliche Korrekturbedarf in der Produktion ist teuer, benötigt erhebliche Innovationen und lässt sich wohl nur von einem Teil der heutigen landwirtschaftlichen Betriebe bzw. Unternehmen bewältigen. Im Ergebnis führen die notwendigen Anpassungen vermutlich zu Strukturen, die derzeit als industrielle Landwirtschaft verstanden werden.
  • Bereits heute erfolgt der Großteil der deutschen Agrarproduktion nach industriellen Prinzipien. Kennzeichen sind die ausgeprägte Arbeitsteilung, hohe Kapitalintensität sowie die zunehmende Dominanz von Fremdkapital, Fremdarbeitskräften und Pachtflächen.
  • Den scheinbaren Widerspruch zwischen weiterem Strukturwandel und höheren Tier- und Umweltstandards kann die Landwirtschaft gegenüber der Gesellschaft nur auflösen, wenn sie aktiv gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Es geht nicht um Bauernhöfe oder Agrarfabriken, sondern darum, dass sich die Landwirtschaft daran orientiert, wie sie echten gesellschaftlichen Mehrwert erzeugt. Sie muss zum Vorreiter bei der Lösung von Problemen werden, anstatt Kritik hinterherzurennen.
  • Nach wie vor steckt die Landwirtschaft in einer technologischen Tretmühle, in der Produktivitätssteigerungen zu Preisdruck führen. Daran wird sich künftig wenig ändern. Insofern besteht auch weiterhin wenig finanzieller Spielraum für einzelne landwirtschaftliche Unternehmen um ohne Gegenleistung mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Zudem befinden sie sich in einem sozialen Dilemma. Wenn einzelne Unternehmen höhere und teure Standards ohne eine Kompensation der Mehrkosten anstreben, benachteiligen sie sich gegenüber ihrer Konkurrenz – lokal, national wie international. Höhere Preise allein sind daher kein Mittel zur Überwindung dieser Trittbrettfahrerproblematik.
  • Zur Überwindung der Tretmühlen- und der Trittbrettfahrerproblematik braucht die Landwirtschaft die Zusammenarbeit mit Staat, Zivilgesellschaft und den Partnern in der Wertschöpfungskette.
  • Der Staat kann höhere Standards durch strengere Regeln, besondere Anreizsysteme sowie die Bereitstellung von Infrastrukturen und institutionellen Rahmenbedingungen fördern. Allerdings laufen staatliche Eingriffe allzu oft der Eigeninitiative zuwider und schaffen keine Glaubwürdigkeit, sofern nicht auch die Landwirtschaft selber aktiv an der Problemlösung arbeitet. Auch leiden staatliche Eingriffe unter geringer Zielgenauigkeit und hoher Bürokratie.
  • Subventionen können den Übergang zur Lösung bestehender Probleme erleichtern. Auf Dauer bewirken Subventionen Verzerrungen und befördern Auseinandersetzung über deren Verteilung. Gesellschaftliche Glaubwürdigkeit schaffen sie nicht. Die derzeit bestehenden Subventionen, insbesondere die EU-Direktzahlungen sind eine wesentliche Ursache der häufigen Kritik an der Landwirtschaft.
  • Eine engere Zusammenarbeit der Landwirtschaft mit Tier- und Umweltschutzverbänden kann die Möglichkeiten verbessern, Probleme konstruktiv zu lösen, Kompromisse auszuloten sowie Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu gewinnen. Voraussetzung ist allerdings eine Überwindung der auf allen Seiten bestehenden ideologischen Denkblockaden.
  • Trittbrettfahrerprobleme können am ehesten gelöst werden, indem gemeinsam mit dem Lebensmitteleinzelhandel und Verarbeitungsunternehmen freiwillige höhere private Standards definiert werden, wie dies im Rahmen der Auslistung von Käfigeiern im Einzelhandel oder mit Blick auf die Lebensmittelsicherheit im Rahmen von QS gelungen ist.
  • Aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeit der landwirtschaftlichen Unternehmen veränderten gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, ist die Landwirtschaft gefordert, sich intensiv mit den landwirtschaftsinternen Konfliktpotentialen auseinander zu setzen. Es gilt Win-Win-Lösungen zu suchen, möglichen Verlierern der Anpassungsprozesse soziale Härten zu ersparen sowie kreativen Ideen und Innovationen Raum zu verschaffen.
Zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com, mit freundlicher Freigabe durch Dr. Willi Kremer-Schillings

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