Der Westfälisch Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) hat kürzlich mit seiner „Offensive Nachhaltigkeit“ eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Die Reaktionen darauf waren gemischt. Sie reichen von kritischen Nachfragen über Verblüffung bis zur Zustimmung. Kritisiert wird dabei vor allem der Satz „…weil wir durch unsere Art und Weise der landwirtschaftlichen Erzeugung dazu beitragen, dass Boden, Wasser, Luft und Tiere (…) geschädigt werden.“
Diesen Satz hat der WLV jedoch nach intensiver Diskussion einstimmig beschlossen, bestätigte Verbandspräsident Johannes Röring im Interview mit top agrar. „Dieser Satz beschreibt die Realität zutreffend. Niemand, der in der Natur arbeitet, kann Schäden komplett verhindern. Entscheidend ist, ob wir jederzeit ausreichende Anstrengungen unternehmen, die negativen Folgen unseres Wirtschaftens zu reduzieren“, so der Schweinehalter und Biogaserzeuger aus Vreden.
Nicht nachvollziehen kann der Präsident dabei Vorwürfe, der Bauernverband mache sich damit selbst klein. Vielmehr sieht Röring darin eine Stärke: „Wer eigene Schwächen erkennt, sie offen benennt und dann konsequent daran arbeitet, diese abzustellen, der handelt verantwortungsvoll und mutig.“ Außerdem seien die in dem Papier genannten Inhalte und Fristen keinesfalls in unverrückbar. Zwar rechnet Röring nicht mit einer neuen Diskussion über die strategischen Ziele, er hofft aber auf eine intensive Debatte über die Leitprojekte und deren Umsetzung bis 2030.
Nach den Entwürfen einer „Vordenkergruppe“ und der Präsentation vor über 400 Ortsverbandsvorsitzenden freue er sich jetzt über die Gespräche mit den Bauern. Ein Affront gegen den Deutschen Bauernverband, wie es einige Zeitungen sehen, sei der Vorstoß dabei nicht, stellt der Landwirt klar. „Es ist völlig normal, dass Medien Aussagen zuspitzen und interpretieren. Damit müssen wir leben. Dass einzelne Landesbauernverbände eigene Impulse geben, ist nichts Neues.“
Das ganze spannende Interview und warum einige Landwirte die Offensive für falsch halten, lesen Sie jetzt in der aktuellen top agrar 1/2017.
Hintergrund
Ziel des Maßnahmenkatalogs des WLV ist es, in den kommenden 10 bis 15 Jahren die Außenwahrnehmung und Akzeptanz der Landwirtschaft und Gesellschaft zu verbessern. So sollen etwa bis 2025 mindestens 25 % der Betriebe auf das Kupieren der Ringelschwänze verzichten. Den Einsatz von Antibiotika will der WLV auf das notwendige Maß reduzieren. Die Milchviehhalter sollen zunehmend auf "genetisch hornlose" Tiere setzen, damit das Enthornen langfristig überflüssig wird. Bis 2030 möchte der WLV zudem den Weidegang um 20 % erhöhen und ab 2025 sollen keine tragenden Rinder mehr geschlachtet werden. Bis 2020 will der Verband den Maisanteil reduzieren und bis 2025 den Anteil der Körnerleguminosen erhöhen.
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