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Röring: "Wir wollen uns verändern, nicht abschaffen"

Johannes Röring, Präsident des WLV, sieht die Realitätsverweigerung im "postfaktischen Zeitalter" als Herausforderung im neuen Jahr 2017. Die WLV-Nachhaltigkeitsoffensive sei die richtige Antwort, um die Akzeptanz der Landwirtschaft zu sichern, sagte er am Donnerstag beim traditionellen Havichhorster Presseabend.

Lesezeit: 4 Minuten

Johannes Röring, Präsident des WLV, sieht die Realitätsverweigerung im "postfaktischen Zeitalter" als Herausforderung im neuen Jahr 2017. Die WLV-Nachhaltigkeitsoffensive sei die richtige Antwort, um die Akzeptanz der Landwirtschaft zu sichern, sagte er am Donnerstag beim traditionellen Havichhorster Presseabend des Verbandes auf Gut Havichhorst bei Münster.


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Das Jahr 2017 werde für die deutschen Bauernfamilien tiefgreifende Veränderungen und Herausforderungen mit sich bringen. Röring nannte hier unter anderem die Verschärfung des Düngerechts, die Wiederzulassung von Pflanzenschutz-Wirkstoffen auf EU-Ebene, die Konsequenzen des "Kastenstand-Urteils" sowie die Einführung des staatlichen Tierwohllabels.

 

Doch an erster Stelle seiner Liste mit Schwerpunktthemen 2017 steht die Akzeptanz der modernen Landwirtschaft in "postfaktischer" Zeit. Auch in den politischen Diskussionen rund um die Landwirtschaft gehe es zunehmend um Gefühle und gefühlte Risiken anstatt um Fachverstand, beklagte Röring. "Das geht den Bauern mächtig auf den Nerv", stellte er fest.

 

Die Offensive Nachhaltigkeit des WLV (s.a. top agrar 1/2017, S. 38) biete die Chance, die Themen der gesellschaftlichen Diskussion über die Landwirtschaft wieder mitzubestimmen. Das sei auch in Hinblick auf die 2017 bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen wichtig. Mit der Nachhaltigkeitsoffensive kommuniziere man als Berufsstand: "Wir wollen uns verändern, aber nicht abschaffen!" So werde es für Politiker schwieriger, Wahlkampf auf dem Rücken der Bauernfamilien zu führen. NRW- Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) habe den WLV für die Offensive zuletzt "über die Maßen gelobt."


Es geht bei den Erzeugerpreisen bergauf


Wirtschaftlich sieht Röring nach langer Krise für 2017 einen "Silberstreif am Horizont". Die Erzeugerpreise für Milch, aber auch für Fleisch würden sich 2017 spürbar erholen, so seine Prognose. Nur beim Getreide werde eine durchgreifende Erholung aufgrund weltweit gefüllter Lager und guter Ernteprognosen noch auf sich warten lassen.

 

Auslöser dieses Wandels sind in beiden Segmenten eine anziehende Nachfrage und deutliche Produktionsrückgänge. Dagegen lässt beim Getreide aufgrund weltweit gut gefüllter Lager und positiver Ernteprognosen eine durchgreifende Erholung der Erzeugerpreise weiter auf sich warten.

 

„Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist nach zwei schlechten Wirtschaftsjahren in Folge sehr gedämpft. Zum Glück gibt es erste Anzeichen für eine Verbesserung der Situation. Diese ist auch bitter nötig, denn die Krise hat tiefe Löcher in den Kassen der Bauern hinterlassen und es wird Zeit brauchen, bis diese wieder gestopft sind“, so Röring.

 

Nach vorläufigen Zahlen der landwirtschaftlichen Buchstellen verringerte sich der durchschnittliche Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Westfalen-Lippe im Wirtschaftsjahr 2015/16 (01.07.2015 – 30.06.2016) von einem ohnehin niedrigen Ausgangsniveau um rund 16 Prozent auf ca. 33.000 Euro. Dabei mussten alle Produktionsrichtungen Rückgänge verkraften.


Während die Ackerbauern einen Rückgang von 24 Prozent verzeichneten, belief sich das Minus bei den Milchviehbetrieben und Schweinehaltern auf 19 Prozent bzw. 17 Prozent. Besonders stark betroffen waren erneut die Sauenhalter und die Milchbauern, von denen innerhalb des letzten Jahres fast 10 Prozent die Produktion einstellten. Aufgrund der schlechten Markterlöse betrug der Anteil der öffentlichen Transfers am Unternehmensergebnis bei allen Betriebsformen durchschnittlich 52 Prozent.


Die größte Herausforderung für die Branche sieht der WLV aktuell darin, die Akzeptanz der modernen Landwirtschaft in der Gesellschaft zu sichern und dabei in den laufenden gesellschaftlichen Debatten über Themen der Landwirtschaft Fakten statt „gefühlte Risiken“ zum Maßstab politischer Entscheidungen zu machen.


Ordnungsrecht verhindern


Großes Gewicht legt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband weiterhin auf die wirtschaftlich verträgliche Integration gesellschaftlicher Anliegen in die heimische Nutztierhaltung. Der Verband sieht sich dabei nach der jüngst beschlossenen Verlängerung der Initiative Tierwohl (ITW) bis 2020 auf einem guten Weg, steht aber auch der Diskussion eines staatlichen Tierwohllabels, wie von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt angeregt, offen gegenüber.

 

Die Verhinderung überzogenen Ordnungsrechts bildet den ersten Schwerpunkt der Verbandsarbeit im neuen Jahr. Daneben und genauso intensiv will sich der Verband aber auch mit eigenen Vorschlägen in die gesellschaftliche Debatte über Landwirtschaft einbringen und vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Wertewandels offensiv Verbesserungen angehen.


Dazu WLV-Präsident Röring: „Im November haben wir der Öffentlichkeit unsere „Offensive Nachhaltigkeit“ vorgestellt und gezeigt, wie wir durch eine ganze Reihe von Projekten Schwachstellen in der landwirtschaftlichen Produktion abstellen und dadurch neues Vertrau-en in unsere Branche gewinnen wollen. Nun gilt es, konkret zu werden und die Offensive breit nach innen wie außen zu diskutieren und die identifizierten Projekte voranzutreiben. Dies alles zeigt, dass wir es ehrlich meinen. Ich warne daher im Wahljahr 2017 alle Parteien davor, Wahlkampf auf dem Rücken der Bauernfamilien zu machen.“

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