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"Rückgang der Insekten kann weiteres Artensterben nach sich ziehen"

An der Uni Hohenheim in Stuttgart haben Biologen und Naturschützer diskutiert, wie das Insektensterben und der Artenschwund zu stoppen sind.

Lesezeit: 4 Minuten

An der Uni Hohenheim in Stuttgart haben Biologen und Naturschützer diskutiert, wie das Insektensterben und der Artenschwund zu stoppen sind. Vor allem fünf Punkte kristallisierten sich als zielführend heraus: eine verbesserte Umweltbildung, eine Agrarwende, mehr Strukturvielfalt in der Landschaft, ein Langzeit-Monitoring sowie insbesondere eine stärker auf die Biodiversität ausgerichtete Agrarförderung.

 

Schwerpunkt des Landesbiologentages 2018 war die bekannte Studie zum Insektenrückgang, wonach es 70 bis 80 % weniger Schmetterlinge, Käfer, Bienen, Wespen und andere Insekten geben soll als früher. „Der Insektenrückgang ist zwar nicht erst seit letztem Herbst bekannt“, erklärt der Hohenheimer Tierökologe Prof. Dr. Johannes Steidle. „Doch er zeigte sich innerhalb weniger Jahrzehnte, verursacht durch Lebensraumzerstörung und intensive, industrielle Landwirtschaft.“ Hinzu komme, dass das Insektensterben als Auslöser weiteren Artensterbens fungieren könne.



Punkt 1: Umweltbildung in Schule, Ausbildung und Studium verbessern



Eine wichtige Funktion schreiben die Experten am Landesbiologentag der Umweltbildung zu, und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen. Hier gebe es deutliche Lücken, meint Dr. Karin Blessing, stellvertretende Leiterin der Umweltakademie Baden-Württemberg: „Obwohl wir immer mehr abrufbares Wissen anhäufen, haben wir es in vielen Bereichen mit einer Wissenserosion in Sachen Natur, Umwelt und Gesellschaft zu tun“, mahnt sie.



Biologie sei im Gymnasium ab Klasse 6 als eigenständiges Fach aufgegeben worden, und auch die Themen hätten sich zu mikrobiologischen und molekulargenetischen Themen verschoben. „Klassische Themen der Botanik und Zoologie finden allenfalls noch am Rande Beachtung. Im Hinblick auf das Artenwissen hat sich ein Ungleichgewicht der Lehr- und Lerninhalte ergeben.“ Artenwissen jedoch sei die Grundlage, wenn man ökologische Sachverhalte im persönlichen und politischen Alltag bewerten will, so Dr. Blessing.

 

Punkt 2: Agrarwende hin zu einer umweltgerechteren Landwirtschaft forcieren



„Die meisten der vielschichtigen Ursachen des Insektensterbens lassen sich direkt auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückführen“, erklärt Dr. Krogmann. Langfristig müsse daher der Flächenanteil des ökologischen Landbaus auf mindestens 50 Prozent steigen. Zurzeit liegt er bei nur 7,5 Prozent. „Das mittelfristige Ziel der Bundesregierung, 2030 auf einen Anteil von 20 Prozent zu kommen, ist anerkennenswert, kann aber ohne eine radikale Abkehr von der bisherigen Agrarpolitik nicht erreicht werden“, warnt Dr. Krogmann.



"Eine der dringlichsten Aufgaben ist, das Einbringen von Umweltgiften in unsere Natur substanziell zu reduzieren“, so Prof. Dr. Hasselmann. „Das geht weit über die Pflanzenschutzmittel hinaus, denn der Eintrag von Antibiotika und Hormonen in das Grundwasser, auch tagtäglich über unsere Haushalte, beeinflusst unser Ökosystem und die Artenvielfalt nachhaltig."



Punkt 3: Strukturvielfalt in der Landschaft fördern



Unterschiedliche Biotope mit Wiesen, Wäldern, Gebüschen oder Staudenfluren nebeneinander werden in der Landschaft immer rarer. Doch diese Strukturvielfalt ist Voraussetzung für die Artenvielfalt. „Um die Strukturvielfalt in der Landschaft zu erhöhen, sollten mehrjährige Blühstreifen, Saumstreifen entlang von Hecken und Wegrändern sowie Wildbienenweiden mit regionalem Saatgut und Brachflächen gefördert werden“, benennt Dr. Krogmann Möglichkeiten zur Verbesserung. „Kleine landwirtschaftliche Betriebe mit kleineren Anbauflächen sollten stärker als große unterstützt werden.“



Punkt 4: Langzeit-Monitoring erweitern



Ohne Daten zum Zustand und zur Entwicklung der Artenvielfalt kann man keine Probleme erkennen, keine Zielvorstellungen und keine Schutzmaßnahmen definieren. Deshalb muss ein langfristiges Biodiversitäts-Monitoring etabliert werden, das als Grundlage für zukünftige Naturschutzmaßnahmen dient.



Punkt 5: Agrarförderung auf Förderung von Biodiversität und Wildbienen ausrichten



Damit sich die oben angemahnten notwendigen Änderungen in der Bewirtschaftung der Agrarlandschaft tatsächlich auch einstellen, bedarf es einer weitaus stärker auf die Biodiversität ausgerichteten Agrarförderung, so Dr. Oppermann. „Nur wenn Landwirte leistungsgerecht für die Ansaat von Getreide mit blühender Untersaat, für das Anlegen von mehrjährigen Blüh- oder Saumstreifen und andere Biodiversitätsmaßnahmen bezahlt werden und die Maßnahmen in einem adäquaten Umfang erfolgen, wird sich die Biodiversitätssituation zum Besseren entwickeln“, betont er. „Den Bürokratieaufwand muss man minimieren und stattdessen eine Kultur der öffentlichen Wertschätzung für die Umweltleistungen der Landwirte fördern.“



Die Honigbiene sei ein landwirtschaftliches Nutztier, erklärt Dr. Krogmann. „Der aktuelle Trend zur Hobbyimkerei vor allem in Städten verschärft die Nahrungskonkurrenz von Honigbienen und Wildbestäubern um das begrenzte Blütenangebot.“

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