Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Erster Schnitt 2024 Rapspreis

News

Schafhalter warnen: Wölfe passen sich an; Schutzmaßnahmen nicht praktikabel

Die Befürworter der weiteren Wolfsausbreitung blenden nach Ansicht von Steffi und Chris Patenlämmer vom Portal „Weidetierhaltung minus Wolf“ (www.weidetierhaltung-wolf.de) aus Winsen-Luhe die Auswirkungen auf die Weidetierhaltung völlig aus.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Befürworter der weiteren Wolfsausbreitung blenden nach Ansicht von Steffi und Chris Patenlämmer vom Portal „Weidetierhaltung minus Wolf“ (www.weidetierhaltung-wolf.de) aus Winsen-Luhe die Auswirkungen auf die Weidetierhaltung völlig aus. In vielen europäischen Ländern verweise man in der Argumentation auf das jeweilige Nachbarland, wo der sogenannte Vollschutz mit Elektro-Zäunen und Nachtgattern sowie Herdenschutzhunden angeblich funktioniere, schreiben sie in einem Brief an Bundesumweltministerin Barbara Hendicks. In Deutschland heiße es, man müsse nur nach Frankreich blicken, in Österreich wird Deutschland als Vorbild angeführt.

 

Dabei stehen diese Aussage laut Patenlämmer im kompletten Widerspruch zur Rissstatistik, etwa des Bundeslandes Sachsen mit mehr als 15 Jahren Wolfserfahrung. Im vergangenen Jahr sind dort 73 % aller gerissenen Tiere aus geschützten Haltungen zu beklagen. Die Tierhalter bitten Hendricks, sich das Interview mit Dr. Laurant Garde vom Centre d'Etudes et de RéalisationsPastorales Alpes Mèditerranée (in deutscher Übersetzung) anzusehen.



Die beschriebene Situation in Frankreich sei ein Ausblick auf die Folgen auch bei uns. „Die Konditionierung der Wölfe mit immer komplexeren Herdenschutzmaßnahmen trifft das Problem in deutschen Weidetierregionen mitten in den Kern! Die Wölfe passen sich mehr und mehr den Gegebenheiten der Kulturlandschaft an und entfernen sich immer weiter vom Wildtier“, heißt es in dem Offenen Brief der Schafhalter aus Niedersachsen weiter.

 

Dr. Laurant Garde stelle eine klare Prognose für die Reise mit den Wölfen in Bezug auf die Weidewirtschaft in Frankreich. Sollten Politik und Verbände gemeinsam diesbezüglich keine Trendwende einleiten, dann werde auch für Deutschland das weitere Ansteigen der Wolfspopulation die natürliche Weidewirtschaft beenden.



Die Wölfe und andere Beutegreifer stellen die Tierhalter vor zusätzliche immense Probleme, erklären Patenlämmer der SPD-Ministerin weiter. Die Berichte aus Sachsen und Brandenburg, wo Herdenschutz scheinbar erfolgreich mit Herdenschutzhunden praktiziert wird, seien auf das übrige Deutschland nicht übertragbar. Braunkohletagebauhalden, große, ruhige Wälder und einige 1000 ha Ex-Standortübungsplätze in dünn besiedelten Räumen gebe es nur in diesen Bundesländern. Die hohen Wildbestände dieser Bundesländer dietnen als Hauptnahrungsquelle für die Wölfe. „Nicht in ganz Deutschland gibt es so viel Wild für die Wölfe. Speziell die Marschlandschaften an den Küsten in Norddeutschland haben kaum Wild, jedoch flächendeckend Nutztiere - vor allem Schafe!“

 

Anhand der Leistungen der Schafhaltung erklären die Tierhalter, dass die Schäden durch große Beutegreifer weitaus größer seien als nur unmittelbar sichtbare Schäden, deren Verifizierung sich in der Folge als schwierig darstellt. Nach einem Wolfsübergriff sei die Herde traumatisiert und sie reagiere häufig schreckhaft. Ausbrechende Weidetiere wären zudem eine große Gefahr für den Straßen- und Schienenverkehr. Dazu seien Fragen der Schadensregulierung im Falle des Ausbruches einer Herde nicht geregelt. Tierhalterhaftpflichtversicherungen hätten einen Deckungsschutz von meist nur 3 Mio. €. Kommt es zu Zusammenstößen mit Zügen, Tanklastwagen oder Personenschäden, wird diese Summe schnell überschritten.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Lösungen/Empfehlungen nicht praxistauglich!


Weiter heißt es in dem Brief wörtlich: „Die Stallhaltung von Schafen ist keine Alternative. Sie dient weder dem Sinn der Schafhaltung in der Landschaftspflege noch dem Tierwohl. Ställe, Mistanlagen und Silagelagerstätten versiegeln weitere Flächen.


Eine Möglichkeit der Vorsorge sind Herdenschutzhunde. Sie kosten 1.200,00 € im Jahr an Unterhalt. Ein Haupterwerbsschäfer benötigt mindestens 6-12 Hunde - in Koppelschafhaltung sogar ein Mehrfaches. In Deutschland haben wir rund 30.000 Schaf- und Ziegenhalter mit 1,6 Mio. Mutterschafen und ebenso vielen Lämmern. Wie sollen flächendeckend Herdenschutzhunde in so kurzer Zeit und in dieser Menge zur Verfügung stehen? Zumal wir auch noch mehr als 10 Mio. Rinder und 1 Mio. Pferde in Deutschland haben, deren Halter ebenfalls über Herdenschutzmaßnahmen nachdenken müssen.

 

Für 15.000 € als Billigkeitssleistung kann man Netze kaufen, aber damit zäunt man gerade einmal 6 km ein, was einer Größe von 10-30 ha je nach Flächengröße entspricht.

Eine Haupterwerbsschäferei bewirtschaftet, wenn sie als Koppelschäferei arbeitet eine Fläche von 90-150 ha auf ~ 40 Teilflächen. Eine Zäunung mit Festzaun aus elektrifizierbarem Stahldraht kostet rund 800 - 1.000 € / ha, je nach Flächenzuschnitt. Bei 100.000 € Kosten zahlt der Betrieb 85.000 € letztendlich selber.

 

Das Anbringen eines Untergrabschutzes ist für bestehende, feste Weiden nicht nachträglich möglich. Ein elektrifizierbarer Draht, 20 cm vom Boden angebracht, muss 1x pro Woche freigemäht werden (Gras wächst ~ 10 cm pro Woche), damit die Spannung auf dem Zaun erhalten bleibt. Dazu müssen zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden.

Die Verwendung von Netzen benötigt einen höheren Zeitaufwand in der Handhabung. Sie sind - je höher sie werden - besonders windanfällig. Im Sturm wird die Standfestigkeit zudem durch herabfallende Äste beeinträchtigt. Bei Frost sind die Zaunpfahlspitzen nur sehr schwierig in den Boden zu bekommen. Das Gewicht der Netze (Spezialanfertigungen wiegen 9 kg pro Netz) macht die Handhabung zu harter körperlicher Arbeit.

 

Die Erfahrungen aus Sachsen haben gezeigt, dass über 70 % der gerissenen Tiere in den durch die Managementpläne geforderten geschützten Haltungen gestanden haben. Die Wölfe sind dort auf Nutztiere konditioniert, obwohl hohe Wildtierbestände vorhanden sind. Darin besteht im eigentlichen Sinne die Gefahr für den ländlichen Raum. Sie finden Weiden mit Tieren unweit der Häuser, sie riechen unseren Hausmüll, sie umstreifen Kadaverlagerplätze auf den Betrieben. In keinem anderen Land dürfen sich Wölfe Wohnsiedlungen nähern. Nur in Westeuropa wird die mangelnde Scheu toleriert.

 

Der Europäische Grauwolf ist durch die IUCN als "nicht gefährdet" (IUCN=Welt-Naturschutzunion, höchste Instanz weltweit) eingestuft. Die Zuwanderung in die polnisch-deutsche Flachlandpopulation erfolgt nicht nur aus dem Baltikum, sondern auch aus den weiter östlich angrenzenden Staaten wie der Ukraine, Weißrussland und Russland. Hier allein leben mehr als 30.000 Wölfe“, so die Schafhalter. Sie hoffen nun auf ein Gespräch mit Hendricks.


 

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.