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Schwarz: „Wir müssen den Bürgern das Denken zurückgeben!“

„Manchmal denke ich, dass wir in Deutschland 160 Mio. Bürger haben. 80 Mio. Verbraucher, und 80 Mio. Bürger, die sich anders verhalten. Der Verbraucher kauft im Discounter und der Bürger engagiert sich bei Greenpeace und liest Landlust.

Lesezeit: 4 Minuten

„Manchmal denke ich, dass wir in Deutschland 160 Mio. Bürger haben.  80 Mio. Verbraucher, und 80 Mio. Bürger, die sich anders verhalten. Der Verbraucher kauft im Discounter und der Bürger engagiert sich bei Greenpeace und liest Landlust.“ Mit diesen Worten eröffnete der schleswig-holsteinische Bauernpräsident Werner Schwarz am Donnerstag beim Agrar-Blogger-Camp in Münster seinen Vortrag über die Stellung der Bauern in der Gesellschaft.


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Interessant war dabei sein Blick auf das Verhältnis Kunde zu Erzeuger: So zeige doch der Einkauf des Bürgers beim Discounter, dass er der Landwirtschaft und der Qualität der Lebensmittel vertraue. An der Ladenkasse bestätige der Verbraucher, dass er gerne billig kauft und weiß, dass auch billig gut ist. „Die Verbraucher sind zufrieden mit uns“, so Schwarz. Er beziffert das Vertrauen der Kunden auf 70 bis 80 %. Daher dürfe man sich nicht in die Opferrolle drängen lassen. „Das sind wir nicht!“


Die anwesenden Landwirte, die sich bei Facebook und Twitter für ein besseres Image der Landwirtschaft engagieren, ermutigte er, sich noch stärker an die Bürger zu wenden. Das Problem heute sei, dass es eine kritische Masse gibt, die mit der Landwirtschaft nicht einverstanden ist. Und diese Minderheit finde leider zunehmend medial Widerhall. Wegen diesen Kritikern verfalle die Politik in Aktionismus, rufe Runde Tische ein und ändere überstürzt Gesetze.


Schwarz ist überzeugt, dass wir den Bürgern einfach das Urteilen über neue Themen wieder selbst überlassen sollten. „Die Verbraucher haben einen gesunden Menschenverstand, wir sollten ihnen dazu lediglich Anstöße zum Denken geben, anstatt das den NGOs zu überlassen. Wir müssen den Bürgern das Denken zurückgeben!“, forderte der Bauernpräsident.


In diesem Zusammenhang stellte der Landwirt fest, dass Prof. Spiller von der Uni Göttingen mit seinen Aussagen zu schärferen Hofkontrollen „unglücklich aufgetreten“ sei. Dabei sei er doch in vielen Zukunfts-Beiräten und maßgeblich an der Weiterentwicklung der Tierhaltung beteiligt. „Wir stecken leider heute im postfaktischen Zeitalter fest, das Faktische spielt eine immer geringere Rolle. Wissen generierte sich früher über Jahrhunderte aus Erlebtem. Heute kommen 70 bis 80 % aus anderen Quellen. Wenn dann  die heute noch verbliebenen 2 % Bauern in der Bevölkerung nicht erklären, was auf den Höfen los ist, dann machen es andere, und zwar mit deren Interessen“, so Schwarz.


Angst entsteht durch Unwissenheit


Er wünscht sich, dass das Wissen von Dritten sachlich aufbereitet wird. Gerade die Medien hätten hierbei die Aufgabe, das einzuordnen. „Heute werden die Leser und Zuschauer mit Negativmeldungen und Skandalen verängstigt und dann alleine gelassen, in kritischen berichten fehlen stets die Lösungen. Daher wird aus der Angstwahrnehmung eine Risikowarnehmung.“


Um diesen Kreis zu durchbrechen seien jetzt Glaubwürdigkeit, Offenheit, Echtheit und Ehrlichkeit notwendig. Schwarz erläuterte dazu noch einmal seine „Entwaffnenden Kampagnen“, wobei die Bauern mit Klarheit auf Angriffe von Kritikern reagieren müssten. „Entwaffnende Kampagnen bedeuten abzurüsten, wo auf negative Stimmungsmache gegen uns gesetzt wird. Denn nur wenn wir selber nicht aufrüsten, sind wir in der Lage, auf Kommunikation zu setzen.“ Ganz falsch wäre es dagegen, auf die Beleidigungen in gleichem Ton zu antworten und „noch einen drauf zu setzen“, erklärte der Verbandsvertreter aus Schleswig-Holstein.

 

Sein Tipp: Antworten Sie auf Kommentare bei Facebook und Co. Allerdings müsse man auch sehen, dass dem Gegenüber nicht selten jegliche Einsicht fehlt. „Das ist schwer erträglich, man muss aber ruhig und vor allem auch selbstkritisch bleiben.“


Großes Lob sprach er den anwesenden Bauern aus, dass sie beim Fall mit Hendricks Bauernregel-Plakaten erstmals als Agrarblogger-Einheit einen Shitstorm ausgelöst hätten. Das sei ein großer Erfolg, man dürfe jetzt nur nicht überheblich werden. „Erklären Sie weiter über Social Media Ihre Arbeit, machen Sie die Leser zu informierten Bürgern und zu Freunden, die sie künftig virtuell auf Ihrem Hof mitnehmen. Man darf auch einräumen, wenn etwas nicht so gut läuft, das verhindert eine Wagenburgmentalität. Sagen Sie aber auch, wie Sie Lösungen erreichen wollen“, riet Schwarz abschließend.

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