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Schwarz zu Insektenschwund-Theorie: „Bei Fakten gibt es keine Autarkie!“

„Wie schlimm es um die Vögel und Insekten steht, konnte man im Frühjahr auf dem Land erleben: Lautstark balzten Vogelmännchen um die Gunst der offenbar vielzählig vorhandenen Weibchen. Der inzwischen sogar politisch anerkannte Gradmesser für das Insektenaufkommen, die Windschutzscheibe, zeigte stark steigende Zahlen an

Lesezeit: 5 Minuten

„Wie schlimm es um die Vögel und Insekten steht, konnte man im Frühjahr auf dem Land erleben: Lautstark balzten Vogelmännchen um die Gunst der offenbar vielzählig vorhandenen Weibchen. Der inzwischen sogar politisch anerkannte Gradmesser für das Insektenaufkommen, die Windschutzscheibe, zeigte stark steigende Zahlen an.“ Das stellte Schleswig-Holsteins Bauernpräsident Werner Schwarz vergangene Woche auf dem Landesbauerntag auf der Norla in Rendsburg fest.

 

Laut Schwarz sei die Meldung, dass die Zahl der Honigbienen nicht sinkt, sondern steigt, ein Problem für diejenigen, die in Panikmache investieren. Flugs hätten die Kritiker die gute Biene zur bösen Biene erklärt, nehme sie den Wildbienen doch den Nektar weg. Ein Imagewandel der negativen Art, wie es heute schnell geschehen kann, wie der Landwirt anmerkt.

 

Er sei sich jedoch sicher, dass das nördlichste Bundesland mit seinen 68.000 Kilometern Knicks ein Eldorado für Blütenbestäuber aller Art sei. „Und durch die Weidehaltung auch für weniger fotogene Insekten, denen ein Kuhfladen wichtiger ist als 1000 Blumenwiesen.“

 

Schwarz bedauert, dass es zu den Ursachen weiter keine verlässlichen Studien gibt. Dabei wären diese seiner Meinung nach die Voraussetzung für eine Diskussion, die eine wirkliche Verbesserung im Sinn hat. „Immer öfter habe ich aber den Eindruck, das Ergebnis steht schon fest, bevor die Fakten klar sind. Und widersprechen die Fakten dem Ergebnis, dann werden eben die Fakten angepasst. Bestes Beispiel ist leider das Umweltbundesamt“, so der Verbandspräsident in seiner Rede weiter.

 

So habe es im Sommer Kritik an einem steigenden Absatz von Pflanzenschutzmitteln gegeben, mit Zahlen der Jahre 1994 bis 2015. Dabei war 1994 geprägt durch einen ungewöhnlich niedrigen Verkauf von Pflanzenschutzmitteln, Grund waren umfangreiche Flächenstilllegungen sowie das Auslaufen der Zulassung für DDR-Produkte. Seit 2015 ist der Verbrauch laut Schwarz jedoch rückläufig, das wisse auch das UBA.

 

„Ähnlich wenig seriöse Veröffentlichungen des UBA gibt es zu steigenden Trinkwasserpreise oder der Klimawirkung der Landwirtschaft. Dabei liegen die richtigen Zahlen vor!  So geht es nicht! Bei Fakten gibt es keine Autarkie! Sonst ist jede Diskussion am Ende. Leider ist die Debatte derzeit nicht von Sachlichkeit geprägt, sondern hat einen starken Kampagnencharakter: Lautstark, verkürzt, orientiert auf maximale mediale Wirkung und tiefe Betroffenheit bei potenziellen Spendern“, prangert der Schweinehalter an.


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Art des Umgangs mit Bauernfamilien kaum noch ertragbar


Schwarz ging in seiner Rede auch auf die seit Jahren zunehmenden Anfeindungen der Kritiker ein. Der Schleswig-Holsteiner findet, die Art des Umgangs mit den Bauernfamilien stoße inzwischen an die Grenze des Erträglichen. Dies führe dazu, dass Eltern ihren Kindern schon von der aktiven Landwirtschaft abrieten. Nur damit werde genau das Gegenteil des gesellschaftlich gewünschten Zieles erreicht, nämlich eine bäuerliche Landwirtschaft mit möglichst vielen Betrieben zu erhalten, so Schwarz.

 

„Ich habe das Gefühl, dass wir bei den jungen Landwirten an einem Wendepunkt angelangt sind: Das, was man heute mit uns macht, wird von ihnen nicht akzeptiert.

  • Ganz ehrlich: Die andauernde Kritik von der Seitenlinie reicht uns wirklich!
  • Ganz ernst: Hört auf, euch auf unsere Kosten zu profilieren, packt mit an!
  • Ganz klar: Für uns als Gesellschaft ist eine heimische Landwirtschaft alternativlos. Für den einzelnen Hofnachfolger ist sie das nicht mehr.“
 

Laut dem Verbandspräsidenten wird es Zeit, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Perspektive für die Hofnachfolger bieten.

„Und ich warne alle Zahlenkünstler: Denn wer am Ast der eigenen Landwirtschaft sägt, dem fehlen am Ende die Partner, mit denen man Veränderungen umsetzen kann.“


Dahin gehen, wo es weh tut

 

Es gebe in Deutschland heftige Auseinandersetzungen über die Landwirtschaft. Sie gipfelten in der Frage, wie Landwirtschaft heute betrieben werden soll. „Manch einer wünscht sich eine Landwirtschaft zurück, wie es sie in Wahrheit nie gab. Leider bietet das Übertragen der Vergangenheit in die Gegenwart keine Lösung. Aber wie kann eine tragfähige Zukunft dann aussehen, die Bauern und Bürger ins gemeinsame Boot holt? Die Antwort auf diese Frage ist es, die mich umtreibt“, so Schwarz weiter.

 

Er hegt die Sorge, dass es nicht mehr gelingt, die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft zu halten. Aber genau dort gehöre sie hin. Schwarz plädiert daher für eine angemessene Diskussionskultur und fachliche Argumente im Ringen um die beste Lösung. Alles andere führe in die Irre.

 

„Gewinnen werden wir nur gemeinsam. Dazu müssen wir dahin gehen, wo es weh tut. Und hier meine ich einmal nicht die Bauern, sondern die Organisationen und die Politik. Denn wir haben ein Dilemma: Durch die Initiative Tierwohl, die Idee eines Tierschutzvereins, habe ich erstmals die Folgen für Organisationen erlebt, die die eigene Profilierung zugunsten von Erfolgen in der Sache zurückstellen. Wer kleine Schritte mit den Bauern geht, darf nicht auf öffentliche Belobigung hoffen. Er wird abgestraft, auch finanziell. Es ist ein echter Interessenskonflikt, an dessen Lösung allen gelegen sein sollte, denen es um Veränderungen in der Sache geht!“


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