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Schweinepest: Schützen Sie jetzt Ihren Betrieb!

Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Tschechien bereitet auch den österreichischen Schweinebauern Sorgen. Sie müssen jetzt alles tun, um die Seuche fernzuhalten. Wie können sie sich schützen? Mit welchem Aufwand ist dies verbunden?

Lesezeit: 7 Minuten

Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Tschechien bereitet auch den österreichischen Schweinebauern Sorgen. Sie müssen jetzt alles tun, um die Seuche fernzuhalten. Wie können sie sich schützen? Mit welchem Aufwand ist dies verbunden? Das wollte top agrar-Redakteurin Beate Kraml wissen und besuchte Praktiker für die top agrar-Österreich Ausgabe 8/2017:

 

Innerhalb von nur wenigen Tagen haben wir einen 400 m langen Zaun rund um den Hof errichtet“, so Norbert Lackenbauer. Ursprünglich wollten die Wetzelsdorfer diesen erst nach der Getreideernte spannen. Jedoch änderte die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Handumdrehen ihre Pläne. Die


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Seuche vor der Tür

 

Denn Ende Juni kam die besorgniserregende Meldung aus Tschechien: Zwei Wildschweine waren an der extrem ansteckenden und fast immer tödlich verlaufenden Tierseuche verendet. Und das nur 80 km von der heimischen Grenze entfernt. Vermutet wird, dass die ASP durch weggeworfene Speisereste in unserem Nachbarland ausgelöst wurde.


Das Österreichische Gesundheitsministerium hat nach der Meldung sofort reagiert: Per Verordnung wurde ein gefährdetes Gebiet festgelegt. Alle Betriebe mit Freilandoder Auslaufhaltung – darunter auch Familie Lackenbauer – müssen den direkten Kontakt von Wild- und Hausschweinen verhindern, z.B. durch einen doppelten Zaun.


Die verordnete Überwachungszone umfasst die Verwaltungsbezirke Hollabrunn, Mistelbach, Korneuburg, Gänserndorf sowie alle Wiener Bezirke, Tulln und Bruck an der Leitha nördlich der Donau.


„Wir haben immer auf die Details der Schweinegesundheits-Verordnung gewartet. Bis heute konnte uns noch niemand sagen, wie ein solcher Zaun genau aussehen soll. Und dann verlangen die Behörden einen Zaun innerhalb von nur wenigen Tagen“, ärgert sich Lackenbauer über die schnelle Forderung des Gesundheitsministeriums.


Nichtsdestotrotz hat er den von ihm schon länger geplanten Gitterzaun innerhalb weniger Tage aufgestellt. Der Schweinehalter will diesen noch mit einem Elektrozaun und in den Boden eingeschlagene Anker ergänzen. Ein automatisches Tor für die Hofeinfahrt hat er sich ebenfalls gekauft. Kosten für 400 m Zaun und das Tor: rund 10 000 €. „Ob der Zaun so passt, ist aber noch offen“, so Lackenbauer.


Auch die zweite Vorgabe des Ministeriums lässt ihn den Kopf schütteln. Alle Schweine in Auslaufhaltung müssen bei Dämmerung und in der Nacht in den Ställen gehalten werden. Bei Lackenbauer unmöglich, da die Tränken im Auslauf sind. Und dabei ist er nicht der Einzige. Viele Berufskollegen haben bei ihren Ställen die Tränken gezielt im Auslauf installiert, um dort das Koten zu fördern.


Freilandschweine in Gefahr


Noch schwieriger ist die Situation für Freilandschweinehalter in der verordneten Zone. Diese dürfen ihre Tiere dort seit 4. Juli nicht mehr im Freien halten, soweit der Amtstierarzt dies nicht per Bescheid genehemigt hat. Für diese Genehmigung müssen die Betriebe alle Maßnahmen der Schweinegesundheits- Verordnung einhalten, die die Freilandschweinehaltung betreffen.


Da die Verordnung noch realtiv neu ist, haben noch nicht alle Bauern die Sicherheitsmaßnahmen zur Gänze umgesetzt. Vinzenz und Julia Harbich aus Aderklaa gehören aber zu jenen Betrieben, die gleich eine Genehmigung erhalten haben.


Vinzenz Harbich erklärte aber, dass der doppelte Zaun für seine 54 Freilandschweine einen großen Aufwand bedeutet: „Unsere Schweine sind in die Fruchtfolge integriert. Jedes halbe Jahr wechseln sie den Standort. Somit muss ich auch immer wieder einen neuen Zaun errichten.“


Auch der größte Zuchtbetrieb Österreichs befindet sich in der verordneten Gefährdungszone. Mit 1 000 Sauen steht für den Gutsbetrieb Hardegg einiges auf dem Spiel. Daher hat Eigentümer Maximilian Hardegg seine Mitarbeiter ganz speziell auf die Gefahr der ASP hingewiesen. Für ihn ist die Bewusstseinsbildung besonders wichtig.


Was macht der größte Betrieb?


„Wir haben auch zusätzlich Desinfektionswannen für Mensch und Transportfahrzeuge aufgestellt“, erzählt er. Zusätzlich sollen Wildschweine in der Nähe des Betriebs gezielt gejagt werden. Über den Ernstfall hat Hardegg noch nicht genauer nachgedacht. Wenigstens wird ein Betriebsausfall komplett von seiner Tierversicherung gedeckt. Allerdings wäre für den Zuchtbetrieb die jahrelange Arbeit an der Genetik verloren.


Das würde auch bei Familie Lackenbauer zutreffen. Denn am Betrieb werden alle Jungsauen eigenremontiert. Zudem würde ein Produktionsausfall von fast einem Jahr dazukommen. Aus diesem Grund empfehlen Versicherer allen Betrieben, die von der Schweinehaltung leben, einen Betriebsausfall versichern zu lassen.


Lackenbauer betont auch, dass jeder Landwirt sein Bewusstsein schärfen sollte, wo die Eintrittspforten auf seinem Betrieb sind: „Die Hygienemaßnahmen müssen dabei immer durchgeführt werden. Ausnahmen darf es keine geben!“ Während er auf sein bewährtes System setzt, überlässt Vinzenz Harbich nichts dem Zufall. Er hat zum Beispiel die Schadnagerbekämpfung forciert und plant einen weiteren Elektrozaun, um die Wildschweine abzuschrecken.


Nur noch eine Frage der Zeit


Denn für die heimische Schweinebranche gäbe es nichts verheerenderes, als einen Ausbruch der Schweinepest bei Hausschweinen. Der betroffene Betrieb müsste alle Tiere keulen lassen. Eine Sperrzone würde errichtet werden. Zudem gäbe es für das gesamte Land massive Einschränkungen im Tierverkehr, insbesondere erhebliche Restriktionen beim Export.


Da weitere Wildschweine positiv auf ASP getestet wurden, geht das Gesundheitsministerium davon aus, dass sich die Seuche im Südosten Tschechiens bereits ausgebreitet hat. Wann die Krankheit in Österreich auftauchen wird, ist nach der Meinung vieler Experten nur eine Frage der Zeit.

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So erkennen Sie ASP


Die wichtigsten Symptome sind Fieber (40,5°C bis 42°C) und Apathie. Auch Hautrötungen, Erbrechen, erhöhte Puls- und Atemfrequenz, blutiger Durchfall und Aborte können Anzeichen für Schweinepest sein. Das Virus ist hoch ansteckend, widerstandsfähig und fast immer tödlich. Kleinste Mengen reichen aus, um Schweine zu infizieren. Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 bis 19 Tage. Je nach Virulenz des Erregers gibt es unterschiedliche Verlaufsformen. Bei der akuten Form sterben die Schweine nach 6 bis 13 Tagen meist zu 100 %, bei der chronischen Form kann es bis zu 15 Monate dauern. Überlebende Tiere tragen das Virus lebenslang in sich. Afrikanische Schweinepest ist anzeigepflichtig!

 

Wie überträgt sich das Virus?


Meist übertragen ASP-infizierte Schweine das Virus über den direkten Kontakt auf gesunde Schweine. Die Seuche kann aber auch indirekt übertragen werden. Besonders gefährlich sind dabei virushaltige Fleisch- oder Speiseabfällen wie Schinken oder Salami. Das Virus kann darin sowie in Schlachtabfällen Monate überleben, in gefrorenem Fleisch sogar mehrere Jahre.


Kleider, Schuhe, Transportmittel, Jagdutensilien, Trophäen, Wildschweinprodukte oder Kadaver von Wildschweinen sind ebenfalls mögliche Quellen für eine Verschleppung der Krankheit. Auch Zecken oder Schadnager können das Virus verbreiten.


Über den Kot kann die Seuche auch übertragen werden – ebenso über Blut oder Körpersekrete.

 

Kein Impfstoff: Was tun?


Da es keinen Impfstoff oder Medikamente zur Bekämpfung der ASP gibt, müssen Schweinehalter besonders auf die Biosicherheit achten. Vermeiden Sie jeglichen direkten und indirekten Kontakt zwischen Wild- und Hausschweinen. Doppelte Zäune sollen dies gewährleisten.


Verfüttern Sie den Tieren keinesfalls Speiseabfälle und lassen Sie keine betriebsfremde Personen in den Stall. Personen, die den Stall betreten, müssen saubere betriebseigene Schutzkleidung oder Einmalschutzkleidung tragen. Bekämpfen Sie Mäuse und Ratten konsequent. Zudem müssen Tiertransportfahrzeuge nach jedem Transport gereinigt und desinfiziert werden. Verfüttern Sie auch kein Grünfutter (Saugras). Achten Sie zudem, dass Futtermittel- und Einstreulager vor jeglichem Kontakt mit Wildschweinen geschützt sind. Achten Sie auch darauf, dass keine Fremdarbeitskräfte Speiseabfälle oder Wurstwaren aus ihrem Heimatland verfüttern oder achtlos wegwerfen.


Geben Sie beim geringsten Verdacht, dass Afrikanische Schweinepest im Betrieb aufgetreten sein könnte, unverzüglich dem zuständigen Amtstierarzt Bescheid.


Hinweise für Jäger


Eine wichtige Rolle zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest kommt den Jägern zu. Diese müssen alle tot gefundenen Wildschweine melden und untersuchen lassen. Alle Jagdabfälle und -materialien müssen sie zudem seuchensicher entsorgen. Heimische Jäger, die in Tschechien auf die Jagd gehen, sollten keinesfalls Wildbret oder Trophäen nach Hause mitnehmen. Zudem könnte das Virus an Schuhen oder Kleidung anhaften und so nach Österreich eingeschleppt werden. An ASP erkrankte Wildschweine erkennen Sie am auffälligen Verhalten und reduzierten Fluchttrieb.

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