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So drücken Sie die Baukosten

Wachsende Auflagen und stark ausgelastete Bauunternehmen führen zu steigenden Stallbaukosten. Wir haben uns umgehört, an welchen Kostenschrauben Sie noch drehen können. Artenschutzgutachten, mehr Platz, oder Luftwäscher: die Auflagen für Tier- und Umweltschutz steigen, die Baukosten dadurch ebenfalls.

Lesezeit: 10 Minuten

Wachsende Auflagen und stark ausgelastete Bauunternehmen führen zu steigenden Stallbaukosten. Wir haben uns umgehört, an welchen Kostenschrauben Sie noch drehen können.


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Artenschutzgutachten, mehr Platz, oder Luftwäscher: die Auflagen für Tier- und Umweltschutz steigen, die Baukosten dadurch ebenfalls. Auch die Baubranche – bis auf den Bereich Stallbau – boomt aktuell. Die Bauunternehmen können sich vor Aufträgen kaum retten und haben entsprechende Preise. In den letzten fünf Jahren sind die Baukosten um 5,5 % angezogen. Wir zeigen drei Möglichkeiten, wie Sie Ihre Stallbaukosten senken können.

  • Wollen Sie die Preise der Baufirmen drücken, lohnt sich die Ausschreibung der Gewerke. Martin Seeßelberg, Architekt bei der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG) erklärt, was Sie bei einer Ausschreibung rausholen und worauf Sie achten sollten.
  • Manche Landwirte denken daran, möglichst viel selber zu leisten, um die Lohnkosten für die Fremdarbeiter zu sparen. Was das bringt, haben wir mit Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld in Hessen ab S. 40 unter die Lupe genommen.
  • Eine weitere Möglichkeit ist, Altgebäude zu nutzen. Beziehen Sie diese sinnvoll in das Stallkonzept mit ein, müssen Sie weniger Geld in den Neubau stecken. Was dabei zu beachten ist, erklärt Ludwig Huber, Landwirtschaftsamt Traunstein, im Interview unten.

Angebote einholen


Um die Preise für die einzelnen Bauabschnitte mit dem Bauunternehmen geschickt zu verhandeln, brauchen Sie überhaupt erstmal eine Vorstellung, wie teuer die einzelnen Gewerke sind und vor allem, wie genau diese aufgebaut sind. Sie können schließlich nicht den besten Preis ermitteln, wenn Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Dafür müssen Sie als Bauherr wissen, wie sich die Gewerke zusammensetzen: Welche Einzelteile verwenden Sie? Aus welchem Material sollten diese sein? Je genauer Sie den Aufbau des Stalls in den Anfragen für die Firmen beschreiben, desto vergleichbarer sind die Angebote. So erhalten Sie einen guten Überblick über die Preissituation auf dem Markt.


Bis auf Firma 2 geben alle Firmen Skonto, wenn Sie innerhalb einer Woche zahlen. Firma 5 lässt 3 % der Gesamtsumme nach, der Rest 2 %.


Alle Gewerke entschlüsseln


Die Ausschreibung listet die genauen Mengen und Materialangaben der Gewerke in einem Leistungsverzeichnis auf. Dieses beschreibt die Leistungen in einem Text auch ggf. mit detaillierten Zeichnungen oder der Statik. Fertigen Sie das Verzeichnis mit Hilfe eines Fachmannes, z.B. eines Architekten, Bauplaners oder Beraters an. In der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) stehen beispielsweise sehr konkrete Vorgaben, wie eine Leistung auszuschreiben ist. Die VOB regelt für öffentliche Bauten die Vergabe- und Vertragsbedingungen bei Bauaufträgen. Sie müssen sich daher nicht zwingend an die VOB halten. Aber: Allein schon für die Gewährleistung ist es sinnvoll, die Verträge mit den Firmen nach VOB abzuschließen (siehe top agrar 07/2018, S. 50).


Schreiben Sie viele Firmen an!


Jetzt schicken Sie diese Leistungsverzeichnisse den einzelnen Firmen zu. Bei landwirtschaftlichen Bauten kommt in der Regel die sogenannte „freihändige Vergabe“ vor. Hierbei suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Planer oder Berater die Firmen aus, die ein Angebot abgeben sollen. Seeßelbergs Tipp: „Im digitalen Zeitalter laufen die Ausschreibungen über den elektronischen Weg. Daher macht es im Gegensatz zu früher, als alles via Post lief, keinen Unterschied mehr, wie viele Bieter Sie anschreiben. Der Aufwand bleibt der gleiche.“ Das ist gerade während des aktuellen Baubooms in Deutschland sinnvoll. Die Firmen haben in anderen Bereichen neben der Landwirtschaft so viele Anfragen, dass sie längst nicht mehr jeden Auftrag annehmen. „Mittlerweile sagen mehr als die Hälfte der Firmen ab, die wir anschreiben“, beschreibt Seeßelberg die aktuelle Lage. Zögern Sie also nicht, sondern fragen Sie bei möglichst vielen Firmen an.


In der Regel haben die Firmen drei Wochen Zeit, ein Angebot zu schicken. Sie haben dann die Möglichkeit, die Angebote mit den Firmen nachzuverhandeln. Der Vorteil: Sie kennen alle Offerten der Anbieter, während diese die Preise ihrer Konkurrenten nicht kennen. Achtung bei AFP-geförderten Ställen: Hier müssen Sie für jedes Gewerk mindestens drei Angebote einholen und davon dann das wirtschaftlichste auswählen. Sie entscheiden aber darüber, welche Firmen Sie kontaktieren.


Preise vergleichen lohnt sich


Viele Landwirte stellen sich die Frage, ob sich der Aufwand der Ausschreibung überhaupt lohnt. Nur erfahrene Bauherren sollten die Gewerke selber ausschreiben. Wenn Sie nicht über die nötige Zeit und die Erfahrung verfügen, können Sie auch einen Architekten oder ein Planungsbüro damit beauftragen. Das kostet natürlich. Schreiben Sie alle Gewerke aus, müssen Sie je nach Größe und Komplexität des Stalles mit ca. 1 bis 3% der Bausumme rechnen. Aber mit der Ausschreibung können Sie die Preise der Unternehmen vergleichen. „In den Angeboten sind Abweichungen von zweistelligen Prozentbeträgen die Regel“, spricht Seeßelberg aus Erfahrung. So liegen in unserem Beispriel für den Oberbau eines Boxenlaustalles 45 % zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter.


Angebote vergleichen


Prüfen Sie die Angebote kritisch und schauen Sie, ob auch tatsächlich alles enthalten ist. Wenn Sie einen Architekten beauftragen, prüft dieser die Angebote und bereitet die Vergabe für Sie vor, d.h. er erstellt die Verträge, die Sie als Bauherr mit den Firmen abschließen. In unserem Beispiel haben sich nach der Prüfung zwei Angebote noch einmal verändert: Firma 1 ist deutlich günstiger geworden während Firma 4 knapp 2800 € mehr verlangt.


„Gerade Letzteres ist eine typische Konstellation“, erklärt Seeßelberg. „Das Angebot soll vermeintlich günstiger aussehen, als es wirklich ist. Meistens fehlen dann bestimmte Leistungen wie z.B. das Anbringen der Regenrinne, die die anderen Unternehmen im Preis drin haben. Oder wie in diesem Fall ist das Skonto direkt mit eingerechnet. Das fälllt dann in der Prüfung auf.“


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Eigenleistung spart Kosten


Viele Landwirte wollen am Bau die teuren Löhne der Monteure sparen. Sie stellen Mitarbeiter für die Bauphase ein und binden Familienmitglieder und Freunde mit ein. Wie viel sich einsparen lässt, ist regional verschieden. Hier gehen die Meinungen auseinander, wie viel die Mithilfe am Bau wirklich bringt. Erwin Keller vom Stallbauunternehmen Gillig und Keller aus Süddeutschland meint: „Durch günstige Mitarbeiter sparen viele Landwirte bis zu 50% der Lohnkosten. Denn Bauherren und Bauhelfer können dreiviertel der Arbeit in Eigenleistung einbringen, wenn ein Monteur sie anleitet.“


Martin Seeßelberg von der Niedersächsischen Landgesellschaft dagegen glaubt, dass der Bauherr lediglich 5 bis 10% der Arbeitsstunden selber leisten könne. Diese Zeit fehle ihm dann im Betrieb. „Vernachlässigen Sie Ihren Betrieb, schmilzt der Kostenvorteil durch die Eigenleistung“, ist er sich sicher. Auch müssen Sie erst einmal Angestellte finden. Schon ohne die zusätzlichen Bauarbeiten sind viele Betriebe arbeitstechnisch überlastet und suchen händeringend Mitarbeiter.


5% Eigenleistung


Bauberater Wilfried Brede, Serviceteam Alsfeld in Hessen, hat die Eigenleistung aus einem Stallbauangebot herausgerechnet. Übersicht 2 zeigt die Kosten für einen 2000er Maststall anhand der einzelnen Gewerke. Die mögliche Eigenleistung beträgt 87731 €. Das sind 5% der gesamten Bausumme. Besonders bei den großen Kostenblöcken Baukonstruktion und Gebäudetechnik sparen Sie nur 4% der Kosten. Bei den Außenanlagen sind es 11%, bei der Erschließung sogar 27%.


Bei der Erschließung und bei den Außenanlagen fallen Arbeiten wie Stromleitungen legen, Erde fahren sowie pflastern an. Diese können Sie in Eigenregie ausführen. Im Bereich Baukonstruktion dagegen stehen Stahl- und Betonarbeiten oder der Oberbau an. Das erledigen oft Baufirmen, da Sie zum Teil einen Fachfirmennachweis brauchen. Zum anderen geht es auch um die Frage der Gewährleistung (s. top agrar 07/2018 S. 49).


Teure Technik macht sich im Kostenblock Gebäudetechnik bemerkbar. Der Anteil der Lohnarbeiten liegt bei allen Einzelarbeiten unter 28%. Übersicht 3 zeigt am Beispiel der Kostengruppe Gebäudetechnik, wie Brede die Eigenleistung berechnet hat. Die Materialkosten bleiben bei Eigenleistung und Fremdvergabe gleich. Daher ermittelt er zunächst den Lohnkostenanteil aus den Gesamtkosten. Aus diesem rechnet er dann den Anteil, den der Landwirt davon in Eigenleistung erbringen kann. Denn Sie oder Ihre Mitarbeiter können nicht alle Lohnarbeiten komplett selber erledigen. Oft hilft ein Leitmonteur der Firma bei der Montage.


So multipliziert Brede beispielsweise die Gesamtkosten für die Fütterung (178217 €) mit dem Lohnanteil von 18% und dem Eigenleistunganteil von 20%. Er kommt somit auf 6416 €, die der Landwirt spart, wenn er beim Einbau der Fütterung selber Hand anlegt.


Beim Erschließen des Grundstücks und dem Bau der Außenanlagen können Sie sich am meisten einbringen.


Beim Einbau der Gebäudetechnik sparen Sie bei vielen Leistungen bis zu 50 % der Löhne, wenn Sie selbst mit anpacken.


Stundenlohn beachten


Für seine Rechnungen setzt Brede einen Stundenlohn von 25 € für Sie als Betriebsleiter an. Für einen Angestellten kämen noch die Sozialleistungen dazu. Insgesamt stecken Sie 1,7 Akh in einen Mastplatz und kommen auf 4% der Baukosten, die Sie mit Eigenleistung sparen. Bei Erwin Keller macht der Anteil der Arbeiten, die Sie selber oder mit Bauhelfern ausführen können, sogar 22% der gesamten Baukosten aus. Er rechnet mit etwa 2 Akh/Mastplatz für die Bauhelfer. „Beschäftigen Sie nur Facharbeiter, bekommen Sie diese in Deutschland nicht mehr für unter 40 €/h“, sagt Keller.


Für die Berechnungen der Lohnarbeiten kommt es also vor allem darauf an, welchen Stundenlohn Sie für sich selbst und Ihre Mitarbeiter ansetzen. Besonders dann, wenn Sie für Ihre Mitarbeiter noch Kost und Logis bezahlen müssen. Bleiben Sie auch bei Ihrem Lohn realistisch. Setzen Sie 15 oder 20 € für sich selber an, ist das zwar billiger als manch ein Fachmonteur aber deutlich zu niedrig für einen landwirtschaftlichen Betriebsleiter und somit Schönfärberei der eigenen Berechnungen.


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„Altgebäude nutzen und bis zu 50% Baukosten sparen“


Interview mit Ludwig Huber, Landwirtschaftsamt Traunstein (Bayern)


Können Landwirte Geld sparen, indem sie ihre Altgebäude weiternutzen?


Huber: Es kommt drauf an: Altgebäude sollten Sie nutzen oder abreißen. Wenn die Bausubstanz marode ist, lohnt es sich nicht, alte Gebäude umzunutzen. Aber vor allem Betriebe mit wenig Wachstumspotenzial sollten Altgebäude sinnvoll verwerten. Sprechen Sie hier mit Beratern und Architekten, die Erfahrungen damit haben.


Welche Bereiche lassen sich gut im Altgebäude einbauen?


Huber: Im Milchviehbereich sind es der Melkstand, Warte- und Separationsräume für die Kühe sowie die Milchkammer. Im neuen Stall sind gerade diese massiven Räume die teuersten Bereiche. Durch die Altgebäude könnnen Sie bis zu 50% der Kosten einsparen! Ebenfalls ein Pluspunkt: Wenn die Milchkammer an der gleichen Stelle bleibt, brauchen Sie keine neue Zufahrt für den Tankwagen. Da diese das ganze Jahr für LKWs befahrbar sein muss, kann das schnell in hohe fünfstellige Bereiche gehen.


Bleibt der Melkstand im alten Gebäude, muss ich die Kühe mindestens zweimal täglich dorthin treiben. Ist das nicht extrem aufwändig?


Huber: Mit Altgebäuden müssen die Landwirte natürlich immer Kompromisse eingehen. Wägen Sie ab, ob die Mehrarbeit die eingesparten Kosten später schluckt oder nicht. Mein Tipp: Kombinieren Sie die Laufwege mit einem Auslauf. Dieser bringt meist auch Vorteile, falls Sie Fördergelder beantragen wollen.


Landwirte versuchen auch oft, Jungvieh oder Abkalbebuchten in Altgebäuden unterzubringen. Was gilt es dabei zu beachten?


Huber: Altgebäude sind oft dunkel und schlecht zu lüften. Das geht in Ordnung, wenn Sie die Ställe gering belegen. Außerdem sollten die Decken hoch genug sein, sodass Sie maschinell füttern und ausmisten können.

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