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Spuckende Exoten: Alpakas statt Mastbullen

Familie Busemann aus Lünen hält eine Alpakaherde mit 28 Tieren. Die Wolle schätzen besonders Allergiker – und zahlen dafür gerne mehr. Eine Tierarztsendung im Fernsehen machte Sandra Busemann 2011 auf Alpakas aufmerksam. Sie verliebte sich auf Anhieb in die Exoten.

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Busemann aus Lünen hält eine Alpakaherde mit 28 Tieren. Die Wolle schätzen besonders Allergiker – und zahlen dafür gerne mehr.

 

Eine Tierarztsendung im Fernsehen machte Sandra Busemann 2011 auf Alpakas aufmerksam. Sie verliebte sich auf Anhieb in die Exoten. „Weil wir keine Tiere mehr hatten und ich die leeren Ställe nicht ertragen konnte, kamen die Alpakas genau richtig“, sagt sie.

 

Schon kurze Zeit später zogen die ersten zwei Hengste auf den Hof in Lünen. Vier Wochen später folgten zwei Stuten. Inzwischen umfasst die Zucht der Familie 28 Alpakas der Rasse Huacaya.

Das Alpaka gehört zur Kamelfamilie. Die Wildform der Alpakas sind die Vicunas. Sie leben im Hochland der Anden Südamerikas. Daher ist das Alpaka an kalte Temperaturen und nährstoffarmes Strukturfutter gewöhnt. Das kann es als Wiederkäuer gut verdauen. In Deutschland halten rund 1 000 überwiegend Hobbyhalter etwa 20 000 Tiere – und das fast ausschließlich zur Produktion von Wolle.

 

Viele Besonderheiten

 

Auf dem Hof Busemann fühlen sich die Alpakas wohl. Die Tiere nehmen die ehemaligen Bullenställe gerne an, um sich vor warmen Temperaturen, Witterung und Ungeziefer zu schützen. Das Wissen über die Exoten eigneten sich Sandra und Dirk Busemann selbst an. 

 

„Alpakas sind ausgesprochene Herdentiere“, sagt Sandra Busemann. Alleine sind sie unglücklich. Deshalb ist die Haltung von mindestens zwei Tieren vorgeschrieben. In der Herde herrscht eine starke Rangordnung. Diese machen die Tiere mit drohenden Lauten und Spucken aus. Auf der Weide ist stets ein Tier für den Schutz zuständig. „Alle fressen, einer passt auf. Droht Gefahr, ruft es die Herde mit einem schrillen Pfeif-Wieherton zusammen“, erklärt Sandra Busemann.

 

Die Züchterin erläutert auch, warum sie Stuten und Hengste getrennt hält: „Die Hengste bedrängen die Stuten in der Regel zu sehr, auch wenn diese bereits trächtig sind. Lediglich für den Deckakt werden sie deshalb zusammengeführt.“ Das geschieht bereits zwei bis drei Wochen nach dem Abfohlen. Der Deckakt löst bei Alpakas den Eisprung aus. Familie Busemann bringt dafür einige ausgewählte Stuten zusammen mit dem neu geborenen Fohlen zu dem Hengst eines anderen Züchters. Dort bleiben sie etwa vier Wochen, also so lange, bis die Trächtigkeit bestätigt ist. Diese dauert 11,5 Monate.

 

Die Fohlen kommen in der Regel morgens und im frühen Nachmittag zur Welt. „Wenn das nachts oder abends passiert, stimmt etwas nicht“, beschreibt die Halterin. Der Geburtszeitpunkt hängt mit dem Ursprung der Alpakas zusammen. In den Anden wird es nachts sehr kalt und die Muttertiere können die Fohlen mit ihrer kurzen Zunge nicht trocken lecken. Sie sind deshalb auf die Wärme der Sonne angewiesen.

 

Zur Kontrolle wiegen Busemanns die Fohlen in den ersten Wochen täglich. Bis sie nach zwei bis drei Monaten ein Gewicht von 20 kg erreicht haben. Die Alpakas erhalten Heu und Mineralstoffe zur freien Verfügung. Auch der Zugang zur Weide ist ganzjährig möglich.

 

Die Wolle der Alpakas heißt in Fachkreisen Vlies. Seine Faser wird mit Edeltierhaaren wie Kaschmir oder Angora gleichgesetzt. Durch ihre feine Struktur hat die Wolle selbstreinigende Eigenschaften und gleicht Hitze und Kälte aus.

 

Im Gegensatz zur Schafwolle enthält sie kein Fett. „Diese Eigenschaften schätzen Allergiker und Rheumatiker geschätzt“, sagt Sandra Busemann.

 

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Vor der jährlichen Schur im Frühsommer lässt die Halterin Vlies-Proben ihrer Tiere in einem Testlabor in den USA analysieren: Dieses ermittelt die Feinheit der Faser, gemessen in Mikron. Das sogenannte „Baby Alpaka“ – die zweitbeste Qualitätsstufe – liegt bei einer Feinheit von 20,1 bis 23 Mikron. Für die Schur bestellen Busemanns eine professionelle Schererin. 1 bis  4 kg Vlies liefert ein Alpaka pro Schur.

 

Einen Teil der Wolle verkauft die Familie direkt an Spinnerinnen. Alles andere lässt sie abhängig von der Qualität verarbeiten: Eine Wollmühle in Ostdeutschland verspinnt die Wolle zu Strickgarn. In einer Bettenmanufaktur wird sie in Bettdecken eingearbeitet.

 

Der Verkauf der Produkte erfolgt wiederum im hofeigenen Laden. Damit lässt sich die Wertschöpfung erhöhen: Alpaka-Wolle kostet mind. 10 € pro kg. Eine mit Alpakafaser gefüllte Bettdecke kostet aber schon 170 €. Zusätzlich gibt es Strickgarn und andere Wollprodukte. Etwas Besonderes ist die Seife. Das aus dem Keratin der Wolle hergestellte Produkt wirkt pflegend und nachfettend. 

 

Das Zuchtziel

 

Es gibt drei Alpaka-Zuchtverbände in Deutschland. Vorrangiges Ziel ist die stetige Verbesserung von Körperbau und Vlies.

Auch Familie Busemann achtet auf diese Eigenschaften. Unter dem Namen „DeLaLuna-Alpaca“ ist sie Mitglied in zwei Verbänden. Dort ist jedes Tier mit seiner DNA und einer Chipnummer registriert. Bei Tierschauen werden Vlies und Körperbau beurteilt. In diesem Jahr wurden Stuten und Hengste aus Busemanns Zucht bei Schauen in Ilshofen, Alsfeld und Ingolstadt platziert. Die Stute DLA Fairytale schaffte es sogar zum Reservechampion der Vliese.

 

Im Verkauf kostet ein Alpaka ab 1 000 €. Zuchttiere sind deutlich teurer.

Beim Blick in die Zukunft ist Sandra Busemann für alles offen. „Wer weiß schon, wohin die Reise geht.“ Vielleicht bauen sie ja den Betrieb zum Haupterwerb aus.


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