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Streit um Anbindehaltung: „Tierwohl“ wird für Marketing missbraucht!

Seit geraumer Zeit bemüßigen sich diverse so genannte Experten, vornehmlich im Handel und der Werbung, der Welt zu erklären, was Tierwohl ist. Da lassen sie z. B. sprechende Schweinderl erklären, was gute Ochsenfleischqualität ist. Es gibt noch zahllose andere ähnliche Werbeschmähs. Ein Kommentar...

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Leo Steinbichler, Milchbauer und Obmann des Vereins "Echt Ehrlich" aus Österreich; Vorwort der neuen top agrar Österreich 2/2018:


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"Seit geraumer Zeit bemüßigen sich diverse so genannte Experten, vornehmlich im Handel und der Werbung, der Welt zu erklären, was Tierwohl ist. Da lassen sie z. B. sprechende Schweinderl erklären, was gute Ochsenfleischqualität ist. Es gibt noch zahllose andere ähnliche Werbeschmähs.


Die Bauern werden dabei natürlich nicht befragt. Deshalb sei den „Experten“ gleich einmal dies in Erinnerung gerufen: Auf Bauernhöfen mit Tierhaltung wurde schon vor Jahrhunderten auf das Tierwohl geachtet. Deshalb wurde beim Bau dieser Höfe die Wohnung nordseitig und der Stall südseitig eingerichtet, weil die Tiere schon immer wichtiger waren. Ebenso wurde das Schlafzimmer im Wohnhaus südseitig gebaut, um das Ohr ständig am Stall zu haben. Genauso wurde im Tierhandel bei Rindern auf die Handsamkeit (d.h. die Tiere müssen an der Hand gehen) Wert gelegt.


Und jetzt wollen die selbsternannten „Experten“ – meist ohne praktische Erfahrung, unter Zuhilfenahme des wohlklingenden Wortes Tierwohl der Anbindehaltung ihre Daseinsberechtigung absprechen. Sie argumentieren nämlich jetzt alleine mit dem vordergründigen Verbot der Anbindehaltung. Dazu ist anzumerken, das deutlich mehr als 50% der wertvollen kleinen Milchviehbetriebe die Kühe in Anbindehaltung halten.


Bei Systemvergleichen zwischen Laufstall und Anbindehaltung geht es leider oft um wirtschaftliche Interessen: Investitionsnotwendigkeiten, Stallbau, neue Melktechnik, neue Wirtschaftsdüngersysteme. Vieles davon ist bei den aktuellen Preisen unrentabel. Deshalb wird das Schließen der Höfe noch gesteigert (in Österreich täglich 10 Betriebe)!


Die oftmals so kritisierte Anbindehaltung hat natürlich wie jedes System Vor- und Nachteile. Ein besonderer Vorteil ist zweifellos, dass es für jedes Tier einen eigenen Ruhe- und Fressplatz gibt. Zudem werden Rangkämpfe unterbunden, besonders bei Brünstigkeit. Und der täglich zweimalige Kontakt mit dem Menschen bei der Melkarbeit ist ein weiterer Vorteil. Wie tiergerecht diese Haltungsform ist, bestätigt die Tatsache, dass die ältesten Kühe (bis 17 Jahre) mit den häufigsten Abkalbungen in diesen scheinbar so verpönten Anbindeställen gehalten werden!


Tierwohl erfordert wesentlich mehr Aufgaben, die von uns Praktikern sowie von allen Tierhaltern täglich, 365 Tage im Jahr erfüllt werden. Das heißt: Beste Futterqualitäten erzeugen, die Tiere optimal betreuen, tägliche Beobachtung des Gesundheitszustandes, beste Pflege (Klauengesundheit- usw.) und 365 Tage im Jahr Bereitschaft (Krankheit bei Jungtieren, Geburten usw.).


Dazu kommt, dass man die schönen Sonnentage im Jahr für die notwendige Futterbergung und Bevorratung für die Wintermonate nutzen muss. Dagegen genießen diese „Experten“ in dieser Zeit ihren Urlaub. Klar, dass dies Frustration und Ärger verursacht!


Dem Handel sei deshalb gesagt: Er soll den Werbeslogans „Tierwohl“, „ökologischer Fußabdruck“, „Klima schonend“ usw. Taten folgen lassen. Das heißt, er sollte nur regionale Produkte listen, die diesen Anforderungen entsprechen – und keine industrielle Importware. Doch das wird vermutlich nichts. Denn ansonsten stünden wir morgen größtenteils vor leeren Regalen. Und die Moral von der Geschicht: Handel, Tierschützer und Politik, redet mit uns Bauern. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, mit denen wir Bauern in Österreich überleben können!"

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