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Trotz Bio-Boom: Ökobauern in M-V geben scharenweise auf

Zwar gehört Mecklenburg-Vorpommern zu den Vorreitern im Öko-Landbau. Weil die Biobauern aber zunehmend mit Absatzproblemen bei Getreide und Fleisch zu kämpfen haben, wechseln immer mehr zur konventionellen Bewirtschaftung zurück. Das Problem: Die Bauern produzieren am Markt vorbei. Obst- und Gemüse boomen nämlich.

Lesezeit: 6 Minuten

Zwar gehört Mecklenburg-Vorpommern zu den Vorreitern im Öko-Landbau. Weil die Biobauern  aber zunehmend mit Absatzproblemen bei Getreide und Fleisch zu kämpfen haben, wechseln immer mehr zur konventionellen Bewirtschaftung zurück. So hat die Ökofläche in dem Bundesland 2014 um 6000 auf rund 119.000 ha abgenommen, berichtet die WELT.


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Gleichzeitig ist aber bundesweit der Umsatz bei Bio-Lebensmitteln im letzten Jahr von 7,55 auf 7,91 Mrd. Euro gestiegen. "Der Markt schreit geradezu nach bio", sagt Prof. Ulrich Hamm, der an der Uni Kassel-Witzenhausen Agrarmarketing lehrt. Seinen Informationen nach sind Bio-Obst, -Gemüse und -Kartoffeln knapp. Doch dies wird im Nordosten nicht oder wenig angebaut.


Daher muss gerade Mecklenburg-Vorpommern dringend über Lösungen nachdenken, rät Hamm laut der Zeitung. "Nirgendwo sind die Probleme so groß. Es fehlt an Beratung und Vermarktungsstrukturen", analysiert der Professor, der bis 2003 an der Fachhochschule Neubrandenburg lehrte.


Biobauer ist das Betteln leid


Die WELT fragt hierzu bei einem Biolandwirt nach. In Schwanbeck baut Karsten Schumeier auf 1000 ha Getreide an und hält Mutterkühe. Er wird Bio nun den Rücken kehren. Grund: Seit gut zwei Jahren würden nicht mehr die Händler fragen, ob er liefern kann, sondern er müsse herumtelefonieren, wem er etwas verkaufen kann. "Das Gebettel, ich hab' es satt", sagt er. Er wird seine Bio-Braugerste nicht los, der Bedarf sei gedeckt. "Von wem?", fragt er und antwortet selbst: Osteuropa liefert billiger.


Zudem sei der Preisunterschied zu konventioneller Ware viel zu gering geworden. Zum Beispiel: 18 Euro je Dezitonne für Bio-Roggen, 14 Euro für konventionellen. "Wir ernten bei Bio-Roggen die Hälfte, da möchte ich eigentlich den doppelten Preis haben", sagt er. Die Förderprämien für Ökobauern müssten nach seiner Ansicht 50 Euro höher ausfallen.


Diese sind gerade von 150 Euro je Hektar auf 200 Euro erhöht worden. Neueinsteiger bekommen 260 Euro für zwei Jahre, müssen sich aber für fünf Jahre Öko-Landwirtschaft verpflichten. "Es fällt mir nicht leicht, aber ich muss die Reißleine ziehen", sagt Schumeier, der den Bio-Hof 2002 übernahm. Seit 1992 wurde er ökologisch bewirtschaftet.


Am Markt vorbei produziert


Hamm sehe ein Hauptproblem der Öko-Branche im Land darin, dass am Markt vorbei produziert wird und Vorteile nicht genutzt werden, schreibt die WELT weiter. "Rügen war einmal eine Kohlregion", erinnert er. Die Insel habe tolle Böden und sogenannte Gesundlagen. Durch den Wind gebe es kaum Pilzbefall. Doch es wird kein Kohl mehr angebaut. Berater müssten Landwirte auf Möglichkeiten und Marktlücken hinweisen, meint Hamm.


"Das Land hat fantastische Voraussetzungen für den Biolandbau – weite Flächen, die nicht durch Industrieansiedlungen zerschnitten sind und Wasser im Überfluss." Leider nur werde an der Universität Rostock das Fach Agrarmarketing gar nicht gelehrt. (...)


Nachtrag: Prof. Hamm kritisiert Bericht in der WELT


Am 7. Mai ist Prof. Hamm auf seine Aussagen in der Zeitung "Die WELT" aufmerksam geworden. Dazu stellt er folgendes klar:


"Offensichtlich wurden hier Textteile von einem Gespräch mit einer Dame von dpa verwertet, der ich aber auch kein autorisiertes Interview gegeben habe, sondern die mich nach Adressen von Rückumstellern in Mecklenburg-Vorpommern fragte (die ich ihr aus Datenschutzgründen nicht gab) und die mir noch ein paar Begleitfragen stellte. Viele der mir in den Mund gelegten wörtlichen Zitate stimmen nicht und sind zum Teil völlig aus der Luft gegriffen.


Das Zitat, dass es an Vermarktungsstrukturen und Vermarktungsberatung (nicht aber Beratung allgemein) für Bio-Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern mangelt, stimmt. Das habe ich in dem Gespräch geäußert.


Das Zitat, dass am Markt vorbeiproduziert wird, ist falsch wiedergegeben. Ich habe gesagt, dass zu wenig auf den Bedarf im Öko-Markt geschaut wird und dass man erst schauen muss, was der Markt will und dann produziert und nicht erst produziert und dann nicht weiter weiß.


Ich habe keinesfalls den Anbau von Bio-Kohl auf Rügen propagiert. Richtig ist, dass ich darauf verwiesen habe, dass es einen großen Bedarf an Bio-Feingemüse gibt und dass man das auf den guten Böden und den Gesundlagen im Norden des Landes stärker anbauen könnte (und dabei habe ich darauf hingewiesen dass in früheren Zeiten viel Kohl auf Rügen angebaut wurde).


Nach der Uni Rostock gefragt, habe ich gesagt, dass es dort keine Professur für Agrarmarketing gibt, aber keinesfalls, dass dort Agrarmarketing nicht gelehrt wird.


Die folgende Passage ist vollkommen aus der Luft gegriffen und nie von mir gesagt worden: ‚Die Studenten würden zum Denken in extrem großen Einheiten ausgebildet.‘ „Das kann ich im Ökosektor nicht gebrauchen.“ Jeder, der mich auch nur ein bisschen kennt, weiß, dass ich mein Leben lang dafür eingetreten bin, das Klein-Klein im Öko-Sektor zu überwinden, u.a. weil nur große Partien am Markt eine Chance haben. Ich habe in meiner ganzen Zeit an der FH Neubrandenburg nie Kleinbetrieben das Wort geredet, sondern immer betont, welche Vorteile man mit einer solchen großbetrieblichen Agrarstruktur im Markt hat."


Stellungnahme der Uni Rostock


Auch die Professoren Dr. Elmar Mohr, Dr. Silke Hüttel, Dr. Petra Wolf sowie Monika Berlik von der Universität Rostock möchten die Aussagen der WELT nicht so stehen lassen:


"In dem Artikel wurde das Fehlen von Professuren für "Agrarmarketing" und "Ökologischen Landbau" an der Universität Rostock kritisiert. Ob das Vorhandensein dieser Professuren den beschriebenen Trend hätte verhindern können, sei zunächst einmal dahin gestellt. Die für die Einrichtung derartiger Professuren notwendigen Ressourcen wurden und werden jedoch vom Land nicht bereitgestellt. Man mag an dieser Stelle die Sparpolitik bzw. die Schwerpunktsetzung des Landes kritisieren.


Aufgrund welcher Kenntnisse die Autoren dieses Artikels allerdings zu der Einschätzung gelangen, dass die Studierenden in Rostock nur "zum Denken in extrem großen Einheiten" ausgebildet werden und hierdurch zu dieser Entwicklung beigetragen haben, ist völlig schleierhaft. Zum einen ist hierbei zu hinterfragen, ob eine Betriebsleiterin/Betriebsleiter in Mecklenburg-Vorpommern an der Universität Rostock ausgebildet worden ist. Zum anderen befähigt das agrarwissenschaftliche Studium gerade an einer Universität die Absolventinnen/Absolventen dazu, nachhaltige Lösungen komplexer Aufgaben bei der Gestaltung, Nutzung und Entwicklung des ländlichen Raumes unabhängig von der Größe des jeweiligen Betriebes zu entwickeln.


Wir an der Universität Rostock legen bei dieser Ausbildung großen Wert darauf, Studierende dazu zu befähigen, sich selber ein Urteil über dogmatische Ansätze wie "klein ist gut - groß ist schlecht" zu bilden."

 





 

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