Die Vor- und Nachteile neuer Züchtungstechniken oder bestimmter Verfahren der Tierhaltung lassen sich heute kaum noch vorurteilsfrei in der Öffentlichkeit diskutieren. Teilweise wird schon die Forschung an neuen Technologien zum medialen Zankapfel. Zu stark ist inzwischen der Einfluss der NGOs, die eine Diskussion schnell in eine bestimmte Richtung drängen können. Weil das zunehmend die Neutralität und Ausgewogenheit der Wissenschaft behindert, hat die Universität Göttingen jetzt an der agrarwissenschaftlichen Fakultät eine neue Professur "Wissenschaftskommunikation in den Lebenswissenschaften" ausgeschrieben.
„Einen solchen Lehrstuhl gibt es in dieser Form bisher noch an keiner Agrarfakultät in Deutschland“, so Prof. Dr. Achim Spiller gegenüber top agrar. Spiller hat das Konzept für die neue Professur zusammen mit seinem Fakultätskollegen Prof. Dr. Matin Qaim entwickelt. „Es geht vor allem darum, umfassende Grundlagen für eine besser gelingende Kommunikation auch zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Wirtschaft zu schaffen“, umreißt der Ökonom die Ziele der Universität. Das sei nicht nur für die Agrarwirtschaft notwendig, sondern auch für die Medizin, Biologie oder Chemie.
Bisher habe man in den Naturwissenschaften geglaubt, man könne mit einer besseren Aufklärung der Öffentlichkeit die Akzeptanzdefizite bestimmter Technologien überwinden. „Inzwischen wissen wir, dass das nicht zutrifft“, betont Spiller. Allerdings sei auch nicht klar, wie man denn über neue Technologien oder umstrittene Produktionsformen alternativ erfolgreicher kommunizieren könne. Genau daran soll die Professur arbeiten.
„Wichtig ist, dass sehr stark interdisziplinär und fachübergreifend gearbeitet wird“, beschreibt Spiller das Anforderungsprofil. Entsprechend können Kommunikations- und Medienwissenschaftler, Soziologen, Psychologen, Ökonomen oder Naturwissenschaftler auf die Stelle bewerben. Die Position ist auf fünf Jahre befristet.
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