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Wie groß ist die Eiweißlücke im Ökolandbau?

Beim Thema Bio-Tierfutter fällt zwangsläufig das Schlagwort „Eiweißlücke“. Die Herausforderung ist, die Eiweißversorgung in den europäischen Ländern zu decken. Wie es bislang auf den Öko-Märkten aussieht, hat in den vergangenen Jahren das Core-Organic-II-Projekt (ICOPP1) untersucht.

Lesezeit: 5 Minuten

Beim Thema Bio-Tierfutter fällt zwangsläufig das Schlagwort „Eiweißlücke“. Die Herausforderung ist, die Eiweißversorgung in den europäischen Ländern zu decken. Wie es bislang auf den Öko-Märkten aussieht, hat in den vergangenen Jahren das Core-Organic-II-Projekt (ICOPP1) untersucht. Da dies seltene und interessante Ergebnisse brachte, blicken wir im Folgenden auf das Jahr 2014 zurück. Die Grundproblematik hat sich nämlich bis heute nicht verändert (

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Damals hatten die Fachleute in zehn Ländern* verschiedene alternative Futterquellen und die Futterverfügbarkeit in Europa untersucht. Für die Ermittlung der verfügbaren Futtermengen wurden von den teilnehmenden Ländern die Ökoanbauflächen sowie die relevanten Tierzahlen und die gängigen Fütterungspraktiken erhoben.


Bereits 2014 zeigten erste Ergebnisse den Umfang der Eiweißlücke durch die Gegenüberstellung der Produktion von Futtermittel-Rohprotein und Rohproteinverbrauch bei den derzeit gängigen Fütterungspraktiken. Für Deutschland hatte das ICOPP 2011 einen Selbstversorgungsgrad von 64 % ermittelt, mit ca 44.000 t Rohproteinproduktion, aber einem Verbrauch von 69.000 t Rohprotein.

 

Deutlich wurde dabei, dass die meisten untersuchten Länder* Futter importieren müssen, berichtete Barbara Früh vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) 2014 in der Zeitschrift „ÖKOLOGIE & LANDBAU“. Ein indirekter Beleg dafür sei allen die Tatsache, dass dort 50 % der europäischen Ökoackerfläche zu finden war, aber 85 % der Bioschweine, 80 % des Ökogeflügels und 70 % der Biorinder gehalten wurden. Ihre Futtermittelproduktion könne den Bedarf daher gar nicht decken.


Erste Schätzungen


Wie hoch die Exportanteile in Form von Futtermitteln in diesen Ländern beziffert werden können, war laut der Agraringenieurin unklar. Anhand einer Hochrechnung mittels der verfügbaren Tier- und Flächenzahlen aus der FiBL-Bioglobal-Datenbank schätzte sie damals den Gesamtbedarf für Europa auf 390.000 t Rohprotein in Form von Kraftfutter. Zur Abschätzung des Importbedarfs an Proteinen wurden alle Länder nach dem Eigenversorgungsgrad kategorisiert. Für Europa konnte ein geschätzter Importbedarf von 132.000 t Rohprotein ermittelt werden.


Würden die Exportländer 60 % der angebauten Proteinfuttermittel exportieren, könnte der Rohproteinbedarf von etwa 50 % der Importländer in Europa gedeckt werden, so Früh weiter. Etwa 60.000 t Rohprotein müssten dann außerhalb Europas beschafft werden. Das entspräche rund 68.700 ha Bioackerbohnen oder 50.000 Hektar Ökosoja.


Laut Früh werde es eine ultimative Lösung zum Stopfen der Eiweißlücke nicht geben. Vielmehr müsse sie wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Die möglichen Varianten seien betriebs- und regionenindividuell. In vielen Betrieben gebe es noch Potenzial zur Reduktion des Proteinverbrauchs durch Optimierung des Fütterungsmanagements über Futteranalysen, eine optimierte Rationsplanung und Phasenfütterungskonzepte. Konventionelle Bedarfswerte für die Fütterungsempfehlungen müssten hinterfragt werden, so die Wissenschaftlerin in dem Fachartikel weiter.

 

Wertvolle hochverdauliche, eiweißreiche Futtermittel sollten den Tierarten zur Verfügung stehen, bei denen eine Unterversorgung zu Mangelerscheinungen führt. Bei Aufzuchtferkeln und säugenden Zuchtsauen sei die Fütterung gegenüber Mastschweinen oder tragenden Sauen prioritär zu optimieren. Mit einer Senkung des Kraftfuttereinsatzes bei den Wiederkäuern stünde mehr Proteinfutter für die Nichtwiederkäuer zur Verfügung, schrieb Früh.

 

In Deutschland würden jedoch im Biolandbau 36 % des Rohproteinverbrauchs in Kraftfutterkomponenten Wiederkäuern zugeschrieben, 37 % dem Geflügel und 27 % den Schweinen. Aber der Raufutteranteil könnte auch in den Rationen von Schweinen und Geflügel erhöht werden, da diese Komponenten auf den meisten Betrieben verfügbar sind.


Tiermehl als Alternative für den Ökolandbau?


Als wichtig hat sich ihren Erfahrungen nach ein früher Grünlandschnitt erwiesen, um möglichst hohe Rohprotein- und Aminosäurengehalte zu erreichen. Denkbar wäre auch die Verfütterung von ökologischem Tiermehl. Der Biosektor müsste aber für den Einsatz von Schlachtnebenprodukten einige Hürden bewältigen. Die Konsumentenakzeptanz wäre zudem fraglich, da der Aufklärungsaufwand hoch und das Image von Tiermehl schlecht ist. Es sei zudem eine tierartgetrennten Spezialisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig.


Bei den Schlachthöfen sei das teilweise bereits umgesetzt. Zur Herstellung von Processed Animal Protein5 aus ökologischer Herkunft (Bio-PAP) müssten die Tiere jedoch konzentriert geschlachtet werden, um die nötigen Herstellungsmengen zu erreichen.

 

Bei den Futtermühlen ist die Diversität laut Früh noch verbreiteter. Es gebe wenige reine Schweine- oder Geflügelfuttermühlen. Auch bei den Betrieben dürfe es dann keine Gefahr des Kannibalismus geben, das heißt, auch hier dürfte das Bio-PAP nur in spezialisierten Geflügel- oder Schweinebetrieben verfüttert werden. Diese alternative Futterquelle werde also nur für wenige Betriebe eine Möglichkeit sein und es stelle sich die Frage, ob die Gefahr des Imageverlustes durch die Vorteile der Zulassung der sinnvollen Nutzung der Schlachtnebenprodukte im Biobereich aufgewogen wird.

 

Würde man die in Deutschland zur Verfügung stehenden Mengen an Biogeflügelmehl von etwa 1.200 t Rohprotein, bei 100 % Verwertung der Geflügelschlachtnebenprodukte berechnen, stünde dem ein Importbedarf von rund 5.750 t Rohprotein für Bioschweinefutter gegenüber, basierend auf den Produktionsangaben von 2011.

 

*Dänemark, Deutschland, Finnland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Litauen, Niederlande und Schweden.

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