Wochenlang hatten die Behörden von Thüringen versucht, die Wolfshybriden auf dem Bundeswehr-Übungsplatz Ohrdruf unter dem Protest von Tierschützern einzufangen. Wiederholt wurden die Fallen sabotiert. Da die Mischlinge aus Wolf und Hund aber unbedingt aus der Wildbahn entfernt werden müssen, erteilte Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) die Abschusserlaubnis für die drei verbliebenen Hybriden, die auch erlegt wurden.
Nun hat sie der aus einer Facebook-Gruppe entstandene Verein "Wolfsschutz Deutschland" angezeigt. Der Abschuss sei widerrechtlich und müsse gerichtliche Konsequenzen haben, sagte die Vereins-Vorsitzende Brigitte Sommer nach MDR-Angaben. Die Staatsanwaltschaft Erfurt bestätigte den Eingang der Anzeige und prüfe, ob Ermittlungen eingeleitet werden.
Nach Ansicht der Tierschützer setzte sich das Ministerium über geltendes Recht hinweg. Die Mischlinge seien genauso wie Wölfe streng geschützt und könnten nicht einfach abgeschossen werden.
Der Verein "Wolfsschutz Deutschland" befindet sich nach Recherchen von MDR THÜRINGEN allerdings seit neun Monaten in der Gründung. Renommierte Wolfsbefürworter wie der bayerische Förster Ulrich Wotschikowsky würden der Gruppe jedoch jegliche Befähigung zum Wolfschutz absprechen.
Das Umweltministerium reagierte gelassen, man habe rechtskonform und mit Genehmigung der oberen Naturschutzbehörde gehandelt, als es die Tötung der Jungtiere anordnete.
Das Thüringer Ministerium verweist auf die Empfehlungen des Wolfskompetenzzentrums. Diese vom Bund geschaffene Einrichtung ist dafür, Wolf-Hund-Hybriden aus der Natur zu "entnehmen" - weil ansonsten das Erbmaterial von Wölfen durch Hundegene verfälscht werden kann. Das Argument lassen die Wolfsschützer nicht gelten. Auf der Webseite des Vereins wurde auch eine Beschwerde an die EU angekündigt.