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EEX-Rohmilchkontrakt startet Mitte August

Bald können Milcherzeuger ihre Preise über Milchkontrakte an der Leipziger Börse absichern. Das ist einfacher als der Umweg über Butter und Milchpulver und auch für kleinere Betriebe interessant, meint Stephanie Stöver-Cordes, Kaack Terminhandel GmbH.

Lesezeit: 5 Minuten

Bislang können Milcherzeuger nur mit einem Butter- und zwei Magermilchpulverkontrakten an der Leipziger EEX die Preise für 100 000 kg Milch im Monat absichern (hedgen). Das entspricht der Leistung von ca. 140 Durchschnittskühen bzw. der von rund 280, wenn man für maximal 50 % seiner Milchmenge den Preis festschreibt. Für kleinere und mittlere Betriebe kommt das Hedgen deshalb eigentlich nicht in Frage. Vielen Betriebsleitern ist zudem der Umweg über Butter und Magermilchpulver zu umständlich. Künftig dürfte das Hedgen einfacher werden.


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EEX-Milchkontrakt startet bald: Am 15. August 2018 will die Leipziger EEX einen neuen Milchkontrakt starten:

  • Dieser bezieht sich auf Rohmilch, und notiert wird in Euro pro 100 kg.
  • Ein Kontrakt umfasst 25 000 kg. Ab etwa 35 (100 % Absicherung) bzw. 70 Kühen (50 % Absicherung) macht also ein Gang an die Börse Sinn.
  • Die Laufzeit beträgt bis zu 18 Monate im Voraus.
  • Wie bereits bei Butter- und Magermilchpulver findet auch hier keine reale Lieferung statt.
  • Das Glattstellen der Kontrakte am letzten Handelstag ist ebenfalls nicht erforderlich, denn das geschieht quasi automatisch.
  • Die Abrechnung der dann noch offenen Positionen erfolgt zu einem Index, der das EU-Kassapreisniveau widerspiegelt und von der Börse berechnet wird.
Grundlage für den zuvor genannten Index sind die Daten der sogenannten Milchmarkt-Beobachtungsstelle (European Milk Market Observatory) der EU-Kommission. Diese Stelle erhebt für die einzelnen EU-Länder die monatlichen Auszahlungspreise für Rohmilch. 


Für ihren Referenzpreis der europäischen Molkereien verwendet die EEX die Notierungen Deutschlands, der Niederlande, Irlands und Dänemarks zu je 25 %. Diese bilden also den EEX European Liquid Milk Index, zu dem die Abrechnung der Kontrakte am letzten Handelstag erfolgt. Die Kontrakte werden quasi in bar ausgeglichen (Börsianer sprechen vom Cash Settlement).


Versetzte Preisermittlung: Eine Besonderheit dieser Index-Berechnung für die EEX ist allerdings, dass die Preisfeststellung der EU-Kommission zwei Monate zeitlich versetzt von der realen Milchanlieferung stattfindet:

Der Monat, in dem die Milch geliefert wird, ist der Referenzmonat. Um diese Milch und den Preis dafür dreht sich das Absicherungsgeschäft.


Etwa in der Mitte des folgenden Monats, dem Auszahlungsmonat, erhält der Erzeuger sein reales Milchgeld von der Molkerei. Im darauf folgenden Monat, dem Kontraktmonat, findet dann die Preiserhebung der EU-Kommission für den Referenzmonat statt, aus der sich der Börsenindex zusammensetzt.

Die Berechnung des Index erfolgt am zwölften Handelstag des Kontraktmonats. Dieser Tag ist gleichzeitig der letzte Handelstag. Und dann werden die offenen Positionen zum EEX European Liquid Milk Index abgerechnet.


Ein Beispiel:Am besten lässt sich das an einem Beispiel verdeutlichen. Gehen wir also davon aus, der Handel mit Rohmilchkontrakten würde bereits laufen. Und nehmen wir Bauer Harms, der schon mit anderen Terminkontrakten Erfahrungen gesammelt hat sowie über ein Börsenkonto und die nötigen finanziellen Sicherheiten verfügt.



Er hält 100 Kühe und plant, den Preis für 25 000 kg seiner im Juni produzierten Milch abzusichern. Denn an der EEX werden 35 € pro 100 kg bzw. 35 ct pro kg notiert, und das will Harms sich sichern. Zu diesem Zweck verkauft er über seinen Börsenmakler einen Flüssigmilchkontrakt für August (denn erst dann stehen die Auszahlungspreise der EU-Kommission für die Berechnung des Index zur Verfügung).

Etwa zehn Prozent des Kontraktwertes muss Harms als Sicherheit (Margin) auf seinem Börsenkonto hinterlegen. Die offenen Kontrakte werden von der EEX täglich bewertet (Details dazu können Sie z. B. in der top agrar 5/2017 ab Seite 126 nachlesen). Gewinne werden gutgeschrieben. Verluste müssen durch ein Guthaben auf dem Börsenkonto gedeckt sein. Wenn nicht, muss Harms seine Sicherheiten zeitnah aufstocken (Nachschusspflicht). Tut oder kann er das nicht, werden seine Kontrakte automatisch glattgestellt. Weiter mit unserem Beispiel:

  • Bauer Harms liefert seine Milch im Juni ab (Referenzmonat).
  • Im Juli erhält er dafür von seiner Molkerei das Geld (Auszahlungsmonat). Die Stimmung am Markt hat sich allerdings eingetrübt. Pro kg Milch erzielt Harms deshalb real nur 32 ct/kg, also 3 ct/kg weniger als angepeilt.
  • Im August (Kontraktmonat) veröffentlicht Brüssel die durchschnittlichen Juni-Auszahlungspreise für die europäischen Länder, und die EEX erstellt ihren Index. In diesem Beispiel liegt dieser bei 32 ct/kg. Am 12. August werden die offenen EEX-Positionen gegen den Index abgerechnet. Harms hat für 35 ct pro kg abgesichert und macht somit einen Börsengewinn von 3 ct/kg Milch.
Nullsummenspiel: Unterm Strich ist der Gang an die Börse für Harms, abgesehen von moderaten Gebühren und evtl. Zinsen, die wir im Beispiel nicht berücksichtigt haben, eigentlich ein Nullsummenspiel. Und das ist auch der Grundgedanke beim Hedgen. Gewinne oder Verluste auf der einen gleichen Verluste oder Gewinne auf der anderen Seite aus. Dafür müssen allerdings genug Käufer und Verkäufer aktiv sein, um Kontrakte jederzeit kaufen oder verkaufen zu können. Beobachten Sie die weitere Entwicklung und ergreifen Sie – natürlich unter Abwägung der Risiken – die Chancen, die Ihnen die Börse bieten kann.

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