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WDR-Bericht: Beutet Westfleisch seine Arbeiter aus?

Seit Mitte der 90er Jahre soll Westfleisch systematisch Arbeiter in der Fleischindustrie ausgebeutet haben. Diesen Vorwurf machte der WDR gestern Abend zur besten Sendezeit. „Kronzeuge“ des Berichts ist ein rumänischer Subunternehmer, der jahrelang selber Arbeiter an Westfleisch vermittelte und nun auspackt.

Lesezeit: 5 Minuten

Seit Mitte der 90er Jahre soll das Schlachtunternehmen Westfleisch systematisch Arbeiter in der Fleischindustrie ausgebeutet haben. Diesen Vorwurf machte der WDR in dem Recherche-Magazin „die Story“ gestern Abend zur besten Sendezeit. „Kronzeuge“ des WDR-Berichts ist der türkische Subunternehmer Erol Deli, der jahrelang selber osteuropäische Arbeiter zu Dumpinglöhnen an Westfleisch vermittelte und nun auspackt. Über ein raffiniertes System aus Werkverträgen, Scheinrechnungen und nicht abgeführten Sozialbeiträgen habe die gesamte deutsche Fleischindustrie, nicht nur Westfleisch, ihre Gewinne über viele Jahre maximiert, klagt er an.


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Die Arbeiter seien in billigsten Unterkünften untergebracht worden und wurden pro Stück zerlegtem Fleisch bezahlt. Zum Bruch mit dem Subunternehmer kam es demnach als die Westfleisch die Stückpreise immer weiter gesenkt habe oder angebliche Qualitätsmängel reklamierte. Erol Deli sei 2016 endgültig gekündigt worden, weil er an internen Ermittlungen gegen Westfleisch-Mitarbeiter mitgeholfen habe.


Bei Westfleisch heißt es hingegen, dass die Dienste von Erol Deli nicht mehr gebraucht wurden, weil im Rahmen der Umstrukturierung des Unternehmens mehr Mitarbeiter in eigenen Unternehmen eingesetzt wurden. Heute arbeiten bei Westfleisch noch etwa 2.000 Arbeiter für fremde Werkvertragsfirmen und 3.000 für eigene.


Westfleisch-Statement vom 1. Februar 2018: "TV-Bericht zeichnet veraltetes und unvollständiges Bild"


Der gestern ausgestrahlte WDR-Beitrag „Der Mann für alle Fälle“ hat ein veraltetes und unvollständiges Bild von Westfleisch gezeichnet. Tatsächlich lieferte der Beitrag weder neue Erkenntnisse noch Themen, die der Öffentlichkeit noch nicht bekannt waren. Die beschriebenen Vorfälle von vor über 10 Jahren sind nicht nur juristisch längst abgearbeitet.


Klar ist heute: Westfleisch hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. In den vergangenen Jahren vollzog das Unternehmen einen umfassenden Wandel, in dem Strukturen und Prozesse neugestaltet wurden. Die uneingeschränkte Aufklärung von Verdachtsmomenten ist zum Beispiel ein permanenter Prozess und losgelöst von handelnden Personen.


Strenge Kontrolle


So ist seit Einführung des Westfleisch-eigenen Mindestlohns 2007 und der Definition von Arbeitsbedingungen und Sozialstandards eine unabhängige Wirtschaftsprüferkanzlei damit beauftragt, bei den Werkvertragspartnern die Einhaltung der Standards und der gesetzlichen Verpflichtungen zu kontrollieren und zu dokumentieren.

Die Wirtschaftsprüferkanzlei überprüft zum Beispiel die Vollständigkeit der Abführung der Sozialversicherungsbeiträge oder auch die Einhaltung des Mindestlohns. Bei Unregelmäßigkeiten weist die Wirtschaftsprüferkanzlei den Werkvertragspartner auf den Sachverhalt hin und mahnt Korrekturen an. Sollten diese nicht erfolgen, kann der Werkvertrag von Westfleisch – wie bereits in der Vergangenheit geschehen – gekündigt werden.


Neutrale Stelle für anonyme Hinweise


Seit 2013 existiert zudem eine neutrale Stelle, an die sich jeder – auch anonym – mit Vorwürfen und Hinweisen wenden kann: Der unabhängige Ombudsmann der Westfleisch SCE, Rechtsanwalt Dr. Carsten Thiel von Herff, überprüft seitdem sämtliche Hinweise, die das Unternehmen oder er selbst erhalten. Und da wo erforderlich, erfolgen weitergehende Schritte.


Auch mit Erol Deli traf sich Dr. Carsten Thiel von Herff zu zwei intensiven Gesprächen, um Vorwürfe neuerer Art zu überprüfen. Doch auch nach Sichtung entsprechender Unterlagen waren Dr. Thiel von Herff Anhaltspunkte für Verstöße nicht ersichtlich.


Aufklärung losgelöst von Einzelpersonen


Aufklärung findet bei Westfleisch seit Jahren losgelöst von handelnden Personen statt. Westfleisch ist eine Genossenschaft mit funktionierender Aufsichts- und Kontrollorganisation, in der sich die verschiedenen Organe wie zum Beispiel Aufsichtsrat, Prüfungskommission oder Generalversammlung ihrer Verantwortung für Unternehmen und Mitglieder in hohem Maße bewusst sind.


Dennoch entstand in dem WDR-Beitrag der Eindruck, dass der ehemalige Vorstand Christian Leding das Unternehmen verlassen musste, weil er Missstände aufklären wollte. Dies entbehrt jeglicher Grundlage. Christian Leding ist im September 2016 aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über die künftige operativ-strategische Ausrichtung des Westfleisch-Konzerns aus dem Unternehmen ausgeschieden. Eine seiner letzten Amtshandlungen als Vorstand von Westfleisch war im Übrigen die Entscheidung, die Geschäftsbeziehung mit Erol Deli zu beenden.


Selbständige Werkvertragsunternehmen


Der Beitrag vermittelt den Eindruck, Westfleisch habe sich auf Kosten der Dienstleister bereichert. Diesen Vorwurf weist Westfleisch entschieden zurück. Auch Erol Deli erhielt für seine Gewerke nachweislich die gleiche Vergütung wie andere Dienstleister, zu denen sowohl externe Werkvertragsunternehmen als auch Tochtergesellschaften von Westfleisch zählen. In den vergangenen Jahren haben diese bewiesen, dass die vereinbarte Vergütung ausreicht, um die Anforderungen an den gesetzlichen Mindestlohn und die gesetzlichen Mindestarbeitsbedingungen erfüllen zu können.


Re-Integration in vollem Gange


Seit Jahren arbeitet Westfleisch mit einer stetig abnehmenden Zahl an Fremdfirmen und baut die Zahl der direkt bei der Unternehmensgruppe angestellten Mitarbeiter sukzessive weiter aus. Im Vergleich zu 2014 hatte der Konzern Ende 2017 rund 1.300 eigene Mitarbeiter mehr – das ist eine Steigerung um über 50 Prozent. Im Januar 2018 reintegrierte Westfleisch in Lübbecke und Coesfeld weitere 180 Mitarbeiter in die Gruppe. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr als 60 Prozent der Arbeitsplätze mit Konzernmitarbeitern besetzt sind: Über 3.500 der insgesamt 5.500 Beschäftigten sind direkt beim Westfleisch- Konzern angestellt.


Positives Vorbild für die Fleischwirtschaft


Über diese Re-Integration hinaus hat Westfleisch in den vergangenen Jahren einen maßgeblichen Wandel vollzogen und Strukturen sowie Prozesse neugestaltet – mittlerweile wird Westfleisch von neutraler Seite als positives Vorbild für die Fleischwirtschaft bezeichnet.


Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) lobt ausdrücklich den Umstrukturierungsprozess. So bezeichnete Helge Adolphs, NGG-Geschäftsführer der Region Münsterland, in einem Interview mit der „Westfälischen Nachrichten“ im Februar 2016 Westfleisch als „Leuchtturm“ und „Beispiel dafür, wie es in der gesamten Branche laufen sollte“.


Im August 2017 schreibt die „Neue Westfälische“: „Laut Wiese (Anm.: Armin Wiese, NGG-Geschäftsführer der Region Detmold-Paderborn) gibt es aber große Unterschiede: Westfleisch aus Münster, die Nummer drei der deutschen Schweineschlachter, habe über 1.000 Werkverträgler übernommen, während {...} kaum Osteuropäer eingestellt habe.“


Und schließlich betonte der Referatsleiter Fleisch der NGG, Thomas Bernhard, Mitte Januar 2018 im Gewerkschaftsnewsletter „ngg.aktuell“: „Angesichts der wachsenden Zahl von Werkverträgen in der Branche ist es geradezu bahnbrechend, wenn sich die Westfleisch SCE mbH {...} für die Beschäftigung von Stammarbeitnehmern entscheidet. An diesem Beispiel können sich andere gerne orientieren.“

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