Thünen-Wissenschaftler beziffern den Rückgang des deutschen Agrarhandelsüberschusses mit dem Vereinigten Königreich in einem „Worst-case-Szenario“ auf rund 700 Millionen Euro. Dabei wären Schweine- und Geflügelfleisch- sowie Milchindustrie am stärksten betroffen. Das ist das Ergebnis einer Expertise des Thünen-Instituts (TI) für Marktanalyse zu den möglichen Auswirkungen eines Brexit auf den deutschen Agrarhandel.
Dabei legen Institutsleiter Prof. Martin Banse und sein Mitarbeiter Dr. Florian Freund ein „Extremszenario“ zugrunde, bei dem sowohl die EU als auch das Vereinigte Königreich im Außenhandel wieder Zölle erheben. Sie gehen zudem bei ihren Berechnungen davon aus, dass die EU die Briten bezüglich der Zollhöhe entsprechend der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) genauso behandelt wie derzeit beispielsweise die USA, Brasilien oder China. Im Gegenzug, so wurde angenommen, würde sich das Vereinigte Königreich ähnlich verhalten und Zollschranken entsprechend der WTO-Regeln gegenüber den EU-Mitgliedstaaten erhöhen.
Nach den Berechnungen der Thünen-Wissenschaftler würde sich der deutsche Agrarhandelsüberschuss mit dem Vereinigten Königreich in diesem Szenario um rund 700 Mio Euro verringern. Am stärksten betroffen wären demnach die heimische Schweine- und Geflügelfleisch- sowie die Milchindustrie einschließlich der jeweils vorgelagerten Lieferbereiche. Durch den Rückgang der Handelsmengen würde der Produktionswert von Schweine- und Geflügelfleisch laut Analyse um mehr als 2 %, der von Milchprodukten um gut 1 % sinken.
Insgesamt wäre der Handel mit verarbeiteten Nahrungsmitteln stärker von einem harten Brexit betroffen als der Handel mit unverarbeiteten Agrarprodukten. Die Berechnungen beruhen auf der Annahme, dass die EU-27 und das Vereinigte Königreich im Rahmen der Austrittsverhandlungen keine Konzessionen etwa im Rahmen eines möglichen Freihandelsabkommen eingehen. Damit beschreiben die Ergebnisse ein mögliches „Worst case-Szenario“. Mehr Details finden Sie hier: Expertise AgE
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