Der chinesische Markt dürfte 2016 die Schweiz als wichtigster Abnehmer deutscher Güter der Agrar- und Ernährungswirtschaft außerhalb der EU abgelöst haben. Wie der Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), Dr. Franz-Georg von Busse, am vergangenen Mittwoch (18.1.) in Berlin auf der Basis vorläufiger Daten berichtete, ist China im vergangenen Jahr mit einer Steigerung der Bezüge gegenüber 2015 um gut 32 % auf fast 1,5 Mrd Euro bereits auf den dritten Platz der Hauptabnahmeländer vorgerückt.
Einschließlich Hongkong sei der Export dorthin mit geschätzten 1,77 Mrd Euro bereits deutlich größer als die Lieferungen in die Schweiz mit 1,6 Mrd Euro. Beim Gesamtexport deutscher Agrarrohstoffe und Lebensmittel geht die GEFA für 2016 von einem Zuwachs von 1,4 % aus. Einschließlich der Landtechnik haben die Ausfuhren nach aktueller Hochrechnung der GEFA und des Fachverbandes Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) eine Gesamthöhe von 74,6 Mrd Euro erreicht. Russlands Einfuhrbeschränkungen zeigen der Exportvereinigung zufolge indes Wirkung. Binnen drei Jahren sei Russland vom ersten auf den fünften Platz der wichtigsten Drittlandmärkte Deutschlands abgesackt.
Allerdings verzeichnete der VDMA bei den Landtechnikimporten Russlands aus der Bundesrepublik mit einem Plus von fast 50 % auf 417 Mio Euro einen regelrechten Sprung, so dass die russischen Gesamteinfuhren an Agrar- und Ernährungsgüter einschließlich der Landtechnik im Vergleich zu 2015 um etwa 15 % auf 1,11 Mrd Euro stiegen. Der kräftige Zuwachs bei der Landtechnik resultiert nach Einschätzung des Geschäftsführers vom VDMA Landtechnik, Dr. Bernd Scherer, vor allem aus der guten russischen Getreideernte und der dadurch besseren Liquidität der dortigen Agrarbetriebe.
Landtechnikexporte nur knapp behauptet
Die gesamten deutschen Landtechnikausfuhren dürften sich nach Angaben von Scherer 2016 mit rund 7,2 Mrd Euro aber nur knapp behauptet haben. Auch für dieses Jahr rechnet er mit bestenfalls stabilen Umsätzen bei den deutschen Landtechnikexporten, die im vergangenen Jahr immerhin drei Viertel der hiesigen Produktion aufnahmen. Gegen eine deutliche Erholung sprächen die anhaltend niedrigen Preise auf wichtigen Agrarmärkten, die wenig Spielraum für Neuinvestitionen in der Landtechnik zuließen, erläuterte Scherer. Problematisch seien in diesem Zusammenhang die nachlassenden Aufträge aus der Europäischen Union und insbesondere die sich weiter verschlechternde Situation in Frankreich, dem wichtigsten Abnehmer deutscher Landtechnik.
Unsichere Marktaussichten
Laut von Busse sind auch die Aussichten für die übrige Exportbranche unsicher wie selten. Neben den nicht absehbaren Folgen des Brexits und der politischen Veränderungen in den USA mache den Exporteuren auch der aktuelle Trend gegen Freihandelsabkommen große Sorgen, so der GEFA-Sprecher. Nach seiner Überzeugung ist die Politik daher noch stärker als bisher als Türöffner für einen fairen Handel gefordert. Die Branche benötige dringend multilaterale Anerkennungen verbindlicher Standards, den Abbau aller Formen von Protektionismus und einen wirksamen Bürokratieabbau, so von Busse. Dort, wo multilaterale Abkommen derzeit nicht erfolgreich geschlossen werden könnten, müssten bilaterale Handelsabkommen verhandelt werden.
„Der deutsche Mittelstand sieht sich immer stärker im Wettbewerb zu aufstrebenden Nationen als auch zu international agierenden Konzernen“, ergänzte der stellvertretender GEFA-Sprecher Willi Meier vom Lübecker Traditionsunternehmen Niederegger. Die Mitglieder des GEFA fordern deshalb nach seiner Darstellung von der Politik neben der Verbesserung der Voraussetzungen des Marktzugangs auch den Abbau der Restriktionen des bestehenden Exportförderprogramms sowie die Ausschöpfung der nach ihrer Ansicht weiterhin ungenutzten Möglichkeiten der Exportförderung. AgE