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Clemens Tönnies fordert mehr Rückendeckung von der Politik

"Der weltweite Fleischkonsum wird von 2014 bis 2020 um 10 % steigen. Das heißt, es gibt noch Luft im Export. Wir müssen die Chancen aber nutzen." Das sagte Clemens Tönnies gestern den 250 Teilnehmern der Netzwerkveranstaltung des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland in Vechta.

Lesezeit: 4 Minuten

"Der weltweite Fleischkonsum wird von 2014 bis 2020 um 10 % steigen. Das heißt, es gibt noch Luft im Export. Wir müssen die Chancen aber nutzen." Das sagte Clemens Tönnies gestern den 250 Teilnehmern der Netzwerkveranstaltung des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland in Vechta. Er forderte allerdings mehr Rückendeckung von der Politik. Er frage sich, warum so wenige Vertreter der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu den Wirtschaftsdelegationen wichtiger Auslandsreisen der Bundeskanzlerin und des Wirtschaftsministers eingeladen würden. "Die Agrarbranche sollte dieses aktiv einfordern", rief er den Zuhörern zu. Ausserdem müsse die Bundesregierung schneller und umfassender ihre Hausaufgaben machen. "Wir brauchen Veterinärabkommen mit weiteren interessanten Exportländern", forderte Tönnies. Breitere Exportzugänge verringerten die Abhängigkeit von einzelnen Ländern wie China.   



Sorgen macht sich der Unternehmer über die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa. „Sobald auch nur ein einziges infiziertes Wildschwein auf deutschen Boden gefunden wird, greifen massive Exportsperren“, erklärte der 61-Jährige. Hier sei die Bundesregierung gefordert, bereits vorsorglich Vorkehrungen mit den Handelspartnerländern zu treffen, dass dies nicht passiere.  



In der Diskussion, die von top agrar-Chefredakteur Dr. Ludger Schulze Pals moderiert wurde, bezeichnete es Tönnies als völligen Unsinn zu glauben, dass der Export lediglich dazu diene, die Überschüsse auf dem Weltmarkt loszuschlagen. „Die Deutschen verzehren inzwischen überwiegend die Edelteile. Für den Rest brauchen wir die ausländischen Absatzkanäle. Dort sind die Produkte, die bei uns nicht gegessen werden, Delikatessen“, so der Konzernboss. Das sei doch eine Chance, die Wertschöpfung pro Schwein zu erhöhen.


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Im Zweifel freiwillig auf Exporte nach Afrika verzichten


Es sei auch nicht richtig, dass deutsches Fleisch im großen Stil die lokalen Märkte in Afrika aus dem Gleichgewicht bringe. "Tönnies liefert einige Container nach Südafrika, Namibia und Nigeria", so der Großschlachter wörtlich. Das seien weitgehend unproblematische Staaten, was die heimischen Märkte angehe. "Wir haben überhaupt kein Interesse daran, die Märkte in Afrika durcheinander zu bringen. Wenn es gewünscht wird, habe ich nichts dagegen, dass die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft im Rahmen einer Selbstverpflichtung komplett auf den Export nach Afrika verzichtet. 



Die Möglichkeit, im Auslandsgeschäft höhere Produktionskosten durch Umwelt- und Tierschutzauflagen wieder reinzuholen, hält Tönnies aber derzeit für nicht gegeben. „Verteuern wir die Erzeugung von 100 kg Schweinefleisch, muss das auf die 50 kg umgelegt werden, die hier verbleiben“, erklärte Tönnies klipp und klar. Andererseits hält er die Diskussion um mehr Tierwohl in Teilen für berechtigt. "Wir müssen uns mit der Politik und den NGOs an den Tisch setzen und sagen was, wann und wie geht", forderte Tönnies. Aus manch einem Tierwohlthema könne man allerdings über kurz oder lang auch im Export Kapital schlage. Das Verbot des unbetäubten Kastrierens von Ferkeln sei möglicherweise ein solches Thema. Tönnies sprach sich in diesem Zusammenhang für den sogenannten 4. Weg aus. "Wenn die Landwirte entsprechend geschult sind, können sie die lokale Betäubung auch ohne Tierarzt vornehmen. Da habe ich gar keinen Zweifel", legte sich der Großschlachter aus Rheda-Wiedenbrück fest. Er hoffe, dass die neue Bundesregierung dafür rechtzeitig bis Anfang 2019 die Weichen stelle.



Der Konzernboss warb dafür, aktiv und selbstbewusst auf Politik und NGOs zuzugehen. Wie bieten der Politik Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Ländlichen Raum. Und wir machen einen guten Job. Das kann sich jeder, der will, vor Ort anschauen. Insofern sollten wir gemeinsam nach machbaren Lösungen suchen. "Ich bin dazu jedenfalls bereit." 


Tönnies will Wettbewerb


Tönnies brach eine Lanze für die aktuellen Strukturen der Wertschöpfungskette mit Mästern, Vermarktern und Schlachtern. "Wir brauchen den Wettbewerb. Strukturen wie in der Geflügelbranche sind für den Schweinemarkt nicht geeignet", glaubt der 61jährige. Er wäre froh, wenn er solche Strukturen auch in Russland und Serbien vorfände. "Jedem Ferkelerzeuger und Mäster, der dort hingeht, biete ich attraktive Konditionen", lockte Tönnies. 



Angesprochen auf Russland ist sich der Fleischunternehmer sicher, dass die ehemaligen Exportmengen auch nach einem eventuellen Ende des Embargos nie wieder erreicht werden: „Das Land arbeitet daran, beim Schweinefleisch autark zu werden“. Tönnies selbst ist daran auch beteiligt und produziert dort in eigenen Ställen mittlerweile jährlich über 1 Mio. Schweine. Damit zählt Tönnies zu den Top 5 der Schweinefleischerzeuger in Russland.

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