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D: Selbstversorgung mit Rindfleisch rutscht unter 100 %

Sinkende Tierbestände, zahlreiche Betriebsaufgaben und immer höhere Produktionsanforderungen haben zuletzt zu einem Rückgang des Schlachtviehangebots bei Rindern geführt. Der Deutsche Selbstversorgungsgrad könnte schon bald auf 90 % fallen, meint das Thünen-Institut aus Braunschweig.

Lesezeit: 4 Minuten

Sinkende Tierbestände, zahlreiche Betriebsaufgaben und immer höhere Produktionsanforderungen haben zuletzt zu einem Rückgang des Schlachtviehangebots bei Rindern geführt. Eine aktuelle Prognose des Thünen-Instituts (TI) sieht auch vorerst keine Trendwende in Deutschland. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die Rindfleischerzeugung im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 % auf knapp 541 000 t zurückgegangen.

 

Für die zweite Jahreshälfte gehen die Braunschweiger Analysten jedoch davon aus, dass die lange Trockenheit und die knappe Futtergrundlage zu vermehrten Rinderschlachtungen, insbesondere von Kühen, führen werden. Unter dem Strich könnte die Nettorindfleischerzeugung gegenüber 2017 um 0,8 % auf knapp 1,15 Mio t zunehmen, auch wenn sich das genaue Ausmaß des dürrebedingten Bestandsabbaus nur schwer einschätzen lässt. Durch Vorzieheffekte dürfte dann aber der für 2019 erwartete Produktionsrückgang um 2,8 % auf 1,11 Mio t umso größer ausfallen, zumal auch der steigende Lebendexport den hiesigen Schlachtbetrieben den Rohstoff entzieht.

 

Laut Prognose ist im kommenden Jahr vor allem ein kleineres Schlachtkuhangebot zu erwarten, das im Vergleich zu 2018 um rund 60 000 Tiere oder 4,6 % auf 1,24 Millionen Stück sinken soll. Bei Bullen und Ochsen wird mit einer Abnahme des Schlachtviehaufkommens um 2,2 % auf 1,32 Millionen Tiere gerechnet, bei Schlachtfärsen um 1,8 % auf 550 000 Stück.


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Rindermast verliert an Boden


Die Thünen-Wissenschaftler merken an, dass auch der Anstieg der Erzeugerpreise im Vergleich zum vorherigen Jahrzehnt nicht zu einer Ausweitung der hiesigen Rindermast geführt hat. Das liege zum einen daran, dass in Deutschland die Milchviehhaltung dominiere. Durch Milchleistungssteigerungen und eine begrenzte Erhöhung der Milcherzeugung hätten schlicht weniger Kälber zur Verfügung gestanden. Zum anderen sei die Rindermast als Nebenbetriebszweig stark zurückgegangen und durch den „einfachen Verkauf“ der Kälber abgelöst worden, was die enorm gestiegenen Ausfuhren lebender Kälber - vor allem in Richtung Niederlande - zeigten.

 

Hohe Ansprüche an die Futtergrundlage, gepaart mit der Konkurrenz um diese Flächen durch Veredelung und Biogasanlagen, hätten ebenfalls die Rindermast unter Druck gesetzt, erläuterten die Wissenschaftler. Nicht zuletzt zeichne sich die Rindermast durch eine hohe Kapitalbindung aus, so dass ein Neueinstieg nur selten in Frage komme. Zudem werden von Branchenvertretern den TI-Analysten zufolge rechtliche Anforderungen an die Tierhaltung und die neue Düngeverordnung als Argumente für die fehlende Ausweitung der Rindermast angeführt.


Unterversorgung bei Rindfleisch


Dem tendenziell sinkenden Rindfleischangebot in Deutschland soll laut Thünen-Institut eine weiter zunehmende Rindfleischnachfrage gegenüberstehen. Für das laufende Jahr wird gegenüber 2017 ein Zuwachs von 5,0 % auf rund 1,27 Mio t für möglich gehalten. Für 2019 fällt die Prognose mit einem Zuwachs von 1,2 % auf 1,28 Mio t dagegen verhaltener aus; der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch würde sich dann auf 10,5 kg belaufen. Bereits seit 2014 erfreue sich Rindfleisch trotz gestiegener Verbraucherpreise einer wachsenden Beliebtheit, erläuterten die Braunschweiger Marktexperten.

 

Gemäß einer Analyse der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) spielen dafür verschiedene Faktoren eine Rolle: Die günstige wirtschaftliche Lage in Deutschland verbunden mit einer positiven Einkommenssituation sei für den Rindfleischverbrauch grundsätzlich günstig. Zudem nehme das Interesse an sehr hochwertigen Qualitäten und Herkünften zu und werde vom Lebensmitteleinzelhandel auch werblich und im angebotenen Sortiment unterstützt. Es gelinge, Rindfleisch ein attraktives Image zu geben, heißt es in der AMI-Studie.

 

Aufgrund des wachsenden heimischen Bedarfs gehen die TI-Experten davon aus, dass sich die deutschen Rindfleischexporte weiter abschwächen werden, und zwar von 438 000 t im vergangenen Jahr auf 400 000 t im kommenden Jahr. Gleichzeitig soll der Import im gleichen Zeitraum von 507 000 t auf 570 000 t steigen. Bezüglich des Selbstversorgungsgrades weisen die TI-Analysten darauf hin, dass dieser im vergangenen Jahr mit 97,9 % erstmals seit 1978 wieder unter die 100-Prozent-Marke gefallen sei. Bis 2019 soll diese Kennzahl wegen des Verbrauchszuwachses bei einem sinkenden Angebot auf 91 % fallen.

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