Die Nachfrage nach Bioprodukten wächst weiter. Das bietet Chancen für umstiegswillige Landwirte, mein Carolin Grieshop.
Wird das Wachstum auf den Biomärkten weitergehen? Grieshop: Von 100 € für den Lebensmitteleinkauf geben die Verbraucher heute 5,50 € für Bioprodukte aus. Da ist noch viel Luft nach oben. Experten rechnen für 2017 mit 10% Umsatz-Wachstum. Bio wird auf diesem Niveau weiter wachsen, weil sich das Bewusstsein für Herkunft und Qualität weiter entwickelt. Nachhaltigkeit und Gesundheit sind Trends, die Bio bedient. Außerdem ist das Konsumklima gut. Im Convenience-Bereich ist Bio noch nicht richtig angekommen. Da sehe ich noch Chancen.
Welche Teilmärkte werden besonders stark wachsen?
Grieshop: Der Verbraucher entscheidet, welche Märkte wachsen. Wir sehen das bei der Milch: Molkereien haben ihre Bioproduktion auf- und ausgebaut, und Milchviehbetriebe haben auf Ökolandbau umgestellt. Das hat z. B. in Niedersachsen zum Rekordwachstum bei der Ökofläche beigetragen. Obst und Gemüse haben schon einen überdurchschnittlichen Bioanteil, und sie wachsen weiter. In anderen Segmenten ist der Biobereich noch klein, beispielsweise bei Fleisch. Bioschweinefleisch ist derzeit sehr gefragt. Auch der Absatz von Biogeflügelfleisch steigt. Oder ganz aktuell Biozuckerrüben.
Lässt sich das Wachstum mit heimischen Produkten abdecken?
Grieshop:Der Markt will heimische Bioware, das wissen wir aus unzähligen Gesprächen mit dem Handel und den Verarbeitern. Der Absatz von Biolebensmitteln steigt schneller als die deutsche Ökofläche. Das liegt auch daran, dass es kein einfacher Weg ist von der Umstellung bis zur ersten Warenlieferung. Besonders bei der Tierhaltung ist das häufig mit hohen Investitionen verbunden. Aber es gibt Kulturen, bei denen die deutsche Erzeugung die Nachfrage schon gut bedienen kann wie z. B. Biokürbisse, Biorindfleisch oder Bioeier. Anders sieht es bei Biotomaten und Biogurken aus. Sie sind beim Verbraucher beliebt, wachsen bei uns aber nur im geschützten Anbau. Da können wir dem Landwirt nicht sagen: „Bau doch Gewächshäuser.“ Da greift der Handel auf südeuropäische Ware zurück.
Können Landwirte mit steigenden Bioerzeugerpreisen rechnen?
Grieshop:Die Bioerzeugerpreise sind aktuell stabil. Daran wird sich auch kurzfristig wenig ändern. Die Erzeugerpreise werden immer schwanken, aber nicht so stark, wie im konventionellen Bereich. Der Markt scheint auch die neuen großen Biomilchmengen gut zu verkraften. Die Erzeugerpreise sind jedenfalls stabil. Der Landwirt braucht neben auskömmlichen Preisen aber auch Abnahmesicherheit, das heißt Verträge. Da tut sich der Handel noch schwer.
Was raten Sie konventionellen Landwirten, die auf „bio“ umstellen wollen?
Grieshop: Die Nachfrage nach Bioprodukten ist ungebremst, das Angebot kommt nicht hinterher, der Kunde will heimische Ware. Das sind und bleiben attraktive Voraussetzungen, um umzusteigen. Nur ist die Umstellung nicht immer einfach, weil sich die Herangehensweisen eben doch deutlich unterscheiden, im Ackerbau zum Beispiel bei der Unkrautbekämpfung, in der Tierhaltung im Stallbau. Und auch die Abnehmerstrukturen sind im Ökolandbau andere. Wer sich ernsthaft für Bio interessiert, muss sich unbedingt umfassend und neutral beraten lassen. Aber, das muss man auch sagen: Bio ist nicht für jeden etwas und schon gar kein Strohhalm. -br--
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Die Nachfrage nach Bioprodukten wächst weiter. Das bietet Chancen für umstiegswillige Landwirte, mein Carolin Grieshop.
Wird das Wachstum auf den Biomärkten weitergehen? Grieshop: Von 100 € für den Lebensmitteleinkauf geben die Verbraucher heute 5,50 € für Bioprodukte aus. Da ist noch viel Luft nach oben. Experten rechnen für 2017 mit 10% Umsatz-Wachstum. Bio wird auf diesem Niveau weiter wachsen, weil sich das Bewusstsein für Herkunft und Qualität weiter entwickelt. Nachhaltigkeit und Gesundheit sind Trends, die Bio bedient. Außerdem ist das Konsumklima gut. Im Convenience-Bereich ist Bio noch nicht richtig angekommen. Da sehe ich noch Chancen.
Welche Teilmärkte werden besonders stark wachsen?
Grieshop: Der Verbraucher entscheidet, welche Märkte wachsen. Wir sehen das bei der Milch: Molkereien haben ihre Bioproduktion auf- und ausgebaut, und Milchviehbetriebe haben auf Ökolandbau umgestellt. Das hat z. B. in Niedersachsen zum Rekordwachstum bei der Ökofläche beigetragen. Obst und Gemüse haben schon einen überdurchschnittlichen Bioanteil, und sie wachsen weiter. In anderen Segmenten ist der Biobereich noch klein, beispielsweise bei Fleisch. Bioschweinefleisch ist derzeit sehr gefragt. Auch der Absatz von Biogeflügelfleisch steigt. Oder ganz aktuell Biozuckerrüben.
Lässt sich das Wachstum mit heimischen Produkten abdecken?
Grieshop:Der Markt will heimische Bioware, das wissen wir aus unzähligen Gesprächen mit dem Handel und den Verarbeitern. Der Absatz von Biolebensmitteln steigt schneller als die deutsche Ökofläche. Das liegt auch daran, dass es kein einfacher Weg ist von der Umstellung bis zur ersten Warenlieferung. Besonders bei der Tierhaltung ist das häufig mit hohen Investitionen verbunden. Aber es gibt Kulturen, bei denen die deutsche Erzeugung die Nachfrage schon gut bedienen kann wie z. B. Biokürbisse, Biorindfleisch oder Bioeier. Anders sieht es bei Biotomaten und Biogurken aus. Sie sind beim Verbraucher beliebt, wachsen bei uns aber nur im geschützten Anbau. Da können wir dem Landwirt nicht sagen: „Bau doch Gewächshäuser.“ Da greift der Handel auf südeuropäische Ware zurück.
Können Landwirte mit steigenden Bioerzeugerpreisen rechnen?
Grieshop:Die Bioerzeugerpreise sind aktuell stabil. Daran wird sich auch kurzfristig wenig ändern. Die Erzeugerpreise werden immer schwanken, aber nicht so stark, wie im konventionellen Bereich. Der Markt scheint auch die neuen großen Biomilchmengen gut zu verkraften. Die Erzeugerpreise sind jedenfalls stabil. Der Landwirt braucht neben auskömmlichen Preisen aber auch Abnahmesicherheit, das heißt Verträge. Da tut sich der Handel noch schwer.
Was raten Sie konventionellen Landwirten, die auf „bio“ umstellen wollen?
Grieshop: Die Nachfrage nach Bioprodukten ist ungebremst, das Angebot kommt nicht hinterher, der Kunde will heimische Ware. Das sind und bleiben attraktive Voraussetzungen, um umzusteigen. Nur ist die Umstellung nicht immer einfach, weil sich die Herangehensweisen eben doch deutlich unterscheiden, im Ackerbau zum Beispiel bei der Unkrautbekämpfung, in der Tierhaltung im Stallbau. Und auch die Abnehmerstrukturen sind im Ökolandbau andere. Wer sich ernsthaft für Bio interessiert, muss sich unbedingt umfassend und neutral beraten lassen. Aber, das muss man auch sagen: Bio ist nicht für jeden etwas und schon gar kein Strohhalm. -br--