Die vierstufige Haltungskennzeichnung setzt sich im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) offenbar durch. Nachdem einige Discounter in den vergangenen Monaten vorlegten, hat nun Rewe als erster Vollsortimenter einen ähnlichen Schritt angekündigt. Wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet, will die Kölner Handelsgruppe noch in diesem Jahr Frischfleisch mit einer vierstufigen Haltungskennzeichnung auszeichnen.
Demnach wird Rewe sämtliche Eigenmarken aus den Selbstbedienungsbereichen Frischfleisch und Geflügel kennzeichnen. Sogar an den Frischfleischtheken soll über die Umstände der Aufzucht informiert werden. Allerdings könne dies wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten noch ein Weilchen dauern, heißt es.
Der Rivale Edeka prüft unterdessen nach eigenen Angaben noch, "ob eine Umsetzung im Vollsortimentsgeschäft von den Kunden angenommen werden würde und auf welche Weise diese Informationen an der Bedientheke kommuniziert werden können".
Edeka habe das Ziel, den Anteil tierischer Produkte, bei denen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung der Nutztiere den wachsenden Anforderungen der Kunden gerecht werde, kontinuierlich auszubauen, betonte ein Sprecher. "Eine reine Ausweisung der Haltungsform zahlt jedoch nicht direkt auf eine Erhöhung des Tierwohls ein", bemängelte er.
Die SB-Warenhauskette Real will bei dem Trend zu eigenen Tierschutz-Labeln des Handels nicht mitmachen. Befragungen hätten eindeutig ergeben, dass unterschiedliche Haltungskennzeichnungen für den Verbraucher schwer nachvollziehbar seien, erklärte der Händler. "Eine eindeutige Hilfe für den Kunden sehen wir nur in einer bundesweit gültigen gesetzlichen Regelung."
Das könnte allerdings noch dauern. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) strebt aktuell an, dass das geplante staatliche "Tierwohllabel" bis 2020/21 in die Supermärkte kommt. Bis dahin werden wohl die selbst gestrickten Kennzeichnungen der großen Handelsketten das Bild bestimmen, meint die LZ.
Auf die Frage nach den Erfolgen der Kennzeichnung heißt es bei Lidl lediglich: "Für eine zuverlässige Auswertung, ob Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten Fleisch aus einer tierwohlgerechteren Haltung fördern, ist es aktuell noch zu früh."
Ähnliche Kennzeichnungen hatten danach auch die Edeka-Discount-Tochter Netto, Kaufland, die Rewe-Discount-Tochter Penny und vor wenigen Tagen Aldi angekündigt.