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Handelskonflikte bedrohen US-Exporte für Schweinefleisch ─ Chance für die EU?

Die US-Exporteure von Schweinefleisch haben sich im ersten Jahresdrittel 2018 über den besten Absatz aller Zeiten freuen können. Allerdings könnten die Handelskonflikte mit China und Mexiko diese Entwicklung bald stoppen. Das erhöht die Exportchancen für die EU.

Lesezeit: 4 Minuten

Die US-Exporteure von Schweinefleisch haben sich im ersten Jahresdrittel 2018 über den besten Absatz aller Zeiten freuen können; allerdings könnten Handelskonflikte und Strafzölle diese Entwicklung bald stoppen. Nach Angaben der amerikanischen Exportorganisation für Fleisch (USMEF) wurden im April insgesamt 230 050 t Schweinefleisch einschließlich Verarbeitungsware ins Ausland verkauft. Das war so viel wie noch nie zuvor in einem Monat. Im Zeitraum von Januar bis April 2018 war im Vergleich zum Rekordniveau der Vorjahresperiode ein Exportplus von 4,3 % auf 866 350 t zu verzeichnen; die Ausfuhrerlöse legten sogar um 8,9 % auf 2,29 Mrd $ (1,94 Mrd Euro) zu.


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Neben stark gestiegenen Ausfuhren nach Südkorea und Kolumbien war vor allem der flotte Absatz beim wichtigsten Kunden Mexiko verantwortlich für das bis dato gute Exportergebnis. Im April wurde gut ein Drittel mehr US-Schweinefleisch ins Nachbarland verkauft als im Vorjahresmonat; gegenüber den ersten vier Monaten 2017 nahm die Menge um 6,6 % auf 282 675 t zu und entsprach damit fast 33 % der Gesamtexporte. Seit Anfang Juni erhebt Mexiko jedoch als Antwort auf die US-Zölle für Stahl und Aluminium eine Einfuhrabgabe von 10 % auf unverarbeitetes US-Schweinefleisch, die ab dem 5. Juli 2018 auf 20 % steigen wird. Zudem wurde ein sofortiger Strafzoll von 15 % für Schweinewürste und 20 % für haltbaren Schinken eingeführt.


Im vergangenen Jahr hätten die USA gut 800 000 t Schweinefleisch im Wert von 1,51 Mrd $ (1,28 Mrd Euro) nach Mexiko geliefert; für rund 80 % der Waren werden nun grundsätzlich Strafzölle fällig. Allerdings hat die mexikanische Regierung eine Hintertür offengelassen und bis Jahresende ein zollfreies Einfuhrkontingent von 350 000 t für frisches Schweinefleisch eingerichtet, um einen möglichen Preisanstieg zu dämpfen. Das Kontingent steht mexikanischen Fleischverarbeitern zur Verfügung und kann von Ländern beliefert werden, die für den Markt des mittelamerikanischen Landes zugelassen sind. Dazu zählen neben Kanada, Chile und einigen Ländern der EU auch die USA.


Handelskrieg öffnet US-Konkurrenten die Tür


Nach Einschätzung von USMEF-Präsident Dan Halstrom wird zukünftig der Export von zollbelastetem US-Schweinefleisch nach Mexiko „eine Herausforderung“ sein. „Die US-Industrie wird sich gegen Wettbewerber wehren müssen, die plötzlich einen erheblichen Zollvorteil haben und eine klare Öffnung auf dem mexikanischen Markt sehen", warnte Halstrom. Das mexikanische Landwirtschaftsministerium hat bereits die heimischen Fleischproduzenten ermuntert, sich nach neuen Lieferanten umzusehen. In Frage kämen neben Kanada, Chile, Australien und Neuseeland auch mehrere Länder der EU, von denen die Gesundheitsanforderungen erfüllt würden.


Der deutsche Fleischkonzern Tönnies hat vergangene Woche nach vorheriger Zulassung bereits eine erste Schweinefleischlieferung von 27 t nach Mexiko geliefert. Angesichts der sich mehrenden Retorsionszölle infolge der US-Handelspolitik sorgt sich auch der Präsident des US-Verbandes der Schweinefleischproduzenten (NPPC), Jim Heimerl, um die Zukunft der Branche. „Der Schaden im ländlichen Amerika aufgrund der eskalierenden Handelsstreitigkeiten mit wichtigen Handelspartnern nimmt zu“, stellte er ernüchtert fest. Mexiko sei der größte Exportmarkt für US-Schweinefleisch, und eine Einfuhrzollbelastung von 20 % verringere die Wettbewerbsfähigkeit in Mexiko massiv. Das sei verheerend, so Heimerl, der Präsident Donald Trump an sein Versprechen erinnerte, die Farmer nicht im Stich zu lassen. 


Strafzölle auch in China


Die von der Trump-Regierung vom Zaun gebrochenen Handelsstreitigkeiten haben bereits im April dazu geführt, dass China als Gegenreaktion einen zusätzlichen Zoll von 25 % auf US-Schweinefleisch erhebt, was die Einfuhrbelastung insgesamt auf 37 % steigen ließ. Zwar blieb das US-Ausfuhrvolumen bei der frischen und gefrorenen Ware von Januar bis April mit 51 080 t auf dem Vorjahresniveau recht stabil, doch erwartet die USMEF durch die Verdreifachung der Einfuhrzölle für die Folgemonate deutliche Einbußen.


„Der Zollnachteil hat negative Auswirkungen auf die US-Industrie, und er hat die Preise für wichtige Exportartikel gedrückt", berichtete Halstrom. Es sei eine Situation entstanden, in der die Konkurrenz die zusätzlichen Kosten für amerikanisches Schweinefleisch ausnutze. Wird auch das Verarbeitungsfleisch in die Betrachtung einbezogen, ging die US-Exportmenge von Schweinefleisch nach China gegenüber den ersten vier Monaten 2017 um 11,9 % auf 103 540 t zurück. Einschließlich der Ausfuhren nach Hongkong war insgesamt sogar ein Handelsminus von 14,6 % auf 153 250 t zu verzeichnen.


Im Gegensatz dazu boomte der Absatz von Schweinefleisch einschließlich Verarbeitungsware in Südkorea; er nahm im Vorjahresvergleich um 44,3 % auf 94 890 t zu. Eine kräftige Nachfrage und der zollfreie Marktzugang im Rahmen eines Freihandelsabkommens mit Südkorea haben laut USMEF zu dieser starken Exportzunahme geführt. AgE

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