Gegen die staatliche Einlagerung von Zucker im Rahmen der EU-Krisenintervention sowie die Anwendung anderer Marktstützungsinstrumente hat sich EU-Agrarkommissar Phil Hogan ausgesprochen. Die Einlagerung des überschüssigen Zuckers über Ankaufprogramme habe „keinen Effekt“ auf die Marktsituation, sei allerdings mit hohen Kosten für den europäischen Steuerzahler verbunden, konstatierte der Ire vergangene Woche.
Trotzdem erkennt auch Hogan die schwierige Situation der europäischen Zuckerproduzenten an. Er stellte fest, dass der EU-Zuckerpreis im August dieses Jahres auf einem „Rekordtief“ von etwa 350 Euro pro Tonne und damit 140 Euro unter dem Niveau von September 2017 gelegen habe.
Der Brüsseler Agrarchef erwartet auch keine schnelle Markterholung. Allerdings bilde die schlechte Rübenernte in diesem Jahr mit einem um 9 % geringeren Aufkommen als im Vorjahr zumindest eine gewisse Entlastung auf der Angebotsseite.
Darüber hinaus hätten für den EU-Zuckermarkt wichtige Akteure in Frankreich, den Niederlanden und aus dem Vereinigten Königreich einen Produktionsrückgang in Aussicht gestellt. Auch dies schaffe Entlastung und zeige, dass sich die EU nach der Abschaffung der Zuckerquoten im vergangenen Jahr den „Mechanismen des freien Marktes“ annähere, sagte Hogan.
Angesichts des Preiseinbruchs auf dem Zuckermarkt hatte eine Reihe von Mitgliedstaaten unter Führung Italiens die Kommission eindringlich aufgefordert, dem Sektor mit Marktstützungsmaßnahmen unter die Arme zu greifen.
Zuckererzeugern ist auch anders zu helfen
Die deutsche Delegation unter Leitung des Staatssekretärs im Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Hermann Onko Aeikens, habe sich hinsichtlich möglicher Markteingriffe zurückhaltend gezeigt, berichteten bei den Ratsgesprächen anwesende Personen. Das habe auch für Dänemarks Landwirtschaftsminister Jakob Ellemann-Jensen und die slowakische Agrarressortchefin Gabriela Matecna gegolten.
Viele der Delegationen unterstützten indes die Forderung Italiens. Vor allem Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas Puchades appellierte vehement an den EU-Agrarkommissar, Zucker im Zuge der Krisenintervention einzulagern und so den Markt zu stabilisieren. Auch Frankreich, Polen, Rumänien, Ungarn und Griechenland forderten Brüssel zu entsprechendem Handeln auf.
Hogan verwies hingegen auf alternative Möglichkeiten, wie die Mitgliedstaaten die Situation der betroffenen Landwirte verbessern könnten. So bestehe die Möglichkeit, auf Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zurückzugreifen, um über Einkommensstabilisierungsinstrumente den Zuckerrübenbauern unter die Arme zu greifen. Ebenso könnten neue Marktzugänge erschlossen und in diesem Zuge die Produktion vieler landwirtschaftlicher Betriebe neu ausgerichtet werden.