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Die Sojaschrot-Kurse sind auf Talfahrt. Hohe Vorräte und Rekordernten drücken die Preise bei uns Richtung 300 €/t. Heribert Breker von der LWK NRW rät Tierhaltern zur Teilabsicherung.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Sojaschrot-Kurse sind auf Talfahrt. Hohe Vorräte und Rekordernten drücken die Preise bei uns Richtung 300 €/t. Heribert Breker von der LWK NRW rät Tierhaltern zur Teilabsicherung. Ein Bericht aus der aktuellen top agrar 5/2017:


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Der Sojaschrot-Einkauf gleicht manchmal einem Glücksspiel. Es gibt mit den USA, Brasilien und Argentinien eigentlich nur drei bedeutende Soja-Anbieter. Dadurch können kleine Wetterveränderungen schon zu heftigen Kursausschlägen führen. Tierhalter werden sich vielleicht daran erinnern, dass die Schrotpreise bei uns im Frühsommer 2016 wegen einer verregneten Ernte in Argentinien innerhalb weniger Wochen um 50 % stiegen.


Wer damals Vorkontrakte mit langer Laufzeit hatte, stand gut da. Seitdem sind die Preise allerdings wieder deutlich gefallen. Und Landwirte fragen sich, ob der Preisboden schon erreicht ist.


Hohe Vorräte


Für Preisdruck sorgt derzeit vor allem ein komfortabler Vorrat in den USA. Dort hinkt die Sojaverarbeitung den Erwartungen deutlich hinterher. Die Folge: Der Endbestand in den USA dürfte im August 2017 mit 10 Mio. t fast doppelt so hoch ausfallen wie der Anfangsbestand.


Ein hohes Angebot baut sich aktuell aber auch in Südamerika auf:

  • Gut zwei Drittel der brasilianischen Sojaernte sind eingefahren, und eine Rekordernte wird immer wahrscheinlicher. Aktuelle Schätzungen der neuen Ernte reichen von 107 bis 113 Mio. t. Im Vorjahr waren es noch 96 Mio. t Soja.
  • Argentinien hat zwar wie im Vorjahr mit hohen Niederschlägen und Überschwemmungen zu kämpfen. Was in den Fluss- und Niederungslagen zu Ernteschäden führt, ist auf den höher gelegen Flächen jedoch ein Segen. Unterm Strich dürfte es bei einer mittleren Ernte in der Größenordnung von ca. 56 Mio. t enden (Vorjahr: 57 Mio. t).
  • Im Vergleich ist Paraguay nur ein kleines Licht am „Sojahimmel“. Mit etwas über 10 Mio. t können die Südamerikaner aber mögliche Mindererträge Argentiniens ausgleichen. Auch Uruguay kann mit einer guten Ernte von 3,5 Mio. t aushelfen.
In den kommenden Monaten ist deshalb neben dem US-Angebot mit hohen Liefermengen aus Südamerika zu rechnen. Zumal die Farmer flotter als im Vorjahr verkaufen, weil der brasilianische Real nicht mehr ganz so stark ist und den Export ankurbelt.


Engpässe könnte es allenfalls bei der Lagerung und Verladung der Bohnen geben, denn es muss parallel eine üppige Maisernte verschifft werden. Noch zeichnen sich aber keine Lieferverzögerungen ab.


Jede Menge Nachschub!


In den aktuellen Sojapreisen spiegeln sich aber auch die Erwartungen künftiger Ernten wider. Ende April beginnt die Aussaat in den USA. Laut der jüngsten Umfrage bauen US-Farmer nochmals 7 % mehr Soja an als im Vorjahr. Denn aktuell verspricht Soja den Farmern einfach bessere Margen als der Mais. Selbst bei durchschnittlichen Erträgen wäre demnach eine Ernte von mehr als 115 Mio. t drin. Schon das wäre das zweithöchste Ergebnis aller Zeiten.


Fakt ist: Die Chance auf eine rekordverdächtige Ernte ist groß, auch wenn die Bohnen noch nicht im Boden sind. Kritisch bleibt jedoch die Zeit zwischen Juli und August, wenn die Sojapflanzen Blüten und Schoten bilden. Bleibt es in dieser Phase im mittleren Westen der USA zu trocken, würde die US-Ernte im Herbst enttäuschen. Schon erste Hinweise auf ungünstige Witterung machen die Spekulanten nervös und lassen die Sojakurse in Chicago häufig in den Himmel schießen. Vorhersehen kann das natürlich niemand.


China-Import steigt langsamer


Die Kurse neigen aktuell aber auch zur Schwäche, weil die Nachfrage kleiner ausfällt als erwartet. Denn Chinas Sojahunger wächst langsamer, weil Peking die eigene Sojaerzeugung fördert. China wird aber auch in der neuen Saison mit geschätzten 89 Mio. t für zwei Drittel des Welthandels stehen.


Mit Importen von 13,5 Mio. t ist die EU im Vergleich nur ein kleines Licht. Die Einfuhren schrumpfen sogar leicht, weil die EU mittlerweile 2,5 Mio. t selbst erzeugt. Auch die Lieferungen an Sojaschrot in die Gemeinschaft stagnieren, weil sich die Viehbestände kaum verändern.


Auf der Nachfrageseite gibt es zudem noch ein paar politische Unsicherheiten durch die Trump-Regierung:

  • Möglich ist, dass die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China leiden und weniger US-Soja nach Fernost fließt. Die globalen Warenströme würden sich verändern. 
  • Eine Neuregelung beim US-Biodiesel ist denkbar. Trump könnte Strafzölle für Importe aus Argentinien oder Indonesien verhängen, sodass die US-Ölmühlen wieder mehr Soja bräuchten.


Beides könnte zu Preisturbulenzen an den Börsen führen. Ob es so kommt, ist aber reine Spekulation. Man sollte es jedoch im Auge behalten. Genauso wie die Terminkurse an den Börsen, die alle genannten Prognosen und Schätzungen längst eingepreist haben. Der Tenor: Die Versorgungslage bei Soja bleibt komfortabel.


Niedrige Preise nutzen


Sollten Sie sich als Viehhalter die vergleichsweise niedrigen Preise nun sichern? Eigentlich macht der Vorkauf von Sojaschrot in großem Umfange nur dann Sinn, wenn man mit Preissteigerungen rechnet. Eine Teilabsicherung auf dem aktuellen Preisniveau ist trotzdem ratsam, weil man nicht alle Risiken ausschließen kann.


Vor allem für Europäer ist das sinnvoll, weil mit dem Wechselkurs ein weiteres Risiko hinzukommt. Eine Veränderung des Dollarkurses zum Euro um 10 % bewirkt eine Preisänderung um 30 bis 35 € pro t Sojaschrot.

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