Die Kartoffelernte in Nordwesteuropa wird wohl viel kleiner ausfallen als in Normaljahren. Davon geht zumindest die Organisation Nord Western European Potato Growers (NEPG) aus. Zudem dürften die Qualitäten in diesem Jahr eine große Herausforderung darstellen. Grund für die schwachen Erträge und problematischen Qualitäten ist die wochenlange extreme Dürre mit außergewöhnlich hohen Temperaturen und geringen bis ausbleibenden Niederschlägen in europäischen Anbaugebieten.
Es heißt, dass auf weniger als 50 Prozent der Kartoffelflächen in Nordwesteuropa bewässert werden kann. Da, wo es möglich ist, laufen die Beregnungsanlagen aber Tag und Nacht, den hohen Kosten zum Trotz. Allerdings gibt es mittlerweile fast überall Beschränkungen, die von Einschränkungen für mehrere Stunden täglich bis hin zu einem totalen Verbot der Bewässerung reichen. Auf bewässerten Flächen haben die Kartoffeln in der Regel noch Wachstumspotential, für viele unberegnete Areale kamen jüngste Regenfälle indes zu spät.
Die ersten Proberodungen auf dem europäischen Festland zeigen große Unterschiede zwischen beregneten und unberegneten Parzellen. In Frankreich wird ein Durchschnittsertrag von 13 Tonnen je Hektar gemeldet, das sind 15 bis 25 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Ergebnisse für die anderen NEPG-Länder werden in den kommenden Wochen erwartet. Noch ist es zu früh, die endgültigen Ernteergebnisse abzuschätzen.
Ungefähr 70 Prozent der Konsumkartoffeln auf dem Festland (NEPG-Länder) wurden auf die eine oder andere Weise für die verarbeitende Industrie vertraglich gebunden. Viele Erzeuger berichten aber, dass sie die kontrahierten Volumina wahrscheinlich nicht liefern können. Die Frage ist, wie die Käufer reagieren werden und ob sie die Erzeuger unter Druck setzen werden, die fehlenden Kartoffeln am freien Markt zu höheren Preisen zuzukaufen, um ihre Vertragsverpflichtungen zu erfüllen. So oder so dürfte vertragsfreie Ware im gesamten NEPG-Gebiet knapp, der finanzielle Verlust zudem beträchtlich sein. Selbst Kartoffelerzeuger, die ihre Verträge erfüllen können, haben Schwierigkeiten kosteneffizient zu bleiben. AMI