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Ziehen am Milchmarkt dunkle Wolken auf?

Viele Beobachter sagen für 2018 nachgebende Milcherlöse voraus. Die Prognosen geben aber kein einheitliches Bild, berichtet Dr. Vinzenz Bauer von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Beobachter sagen für 2018 nachgebende Milcherlöse voraus. Die Prognosen geben aber kein einheitliches Bild, berichtet Dr. Vinzenz Bauer von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Ein Beitrag aus der aktuelle top agrar 2/2018.


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Die finanziellen Lücken der letzten Milchkrise sind noch nicht geschlossen, die EU sitzt nach wie vor auf fast unverkäuflichen Pulverbeständen von etwa 350 000 t. Die zuvor stolzen Butterpreise sind schon vor Weihnachten gesunken, nun bröckeln auch noch die Käsepreise, und die Anlieferungen steigen. Müssen Milchviehhalter ihre Gürtel bald wieder enger schnallen, sich also auf sinkende Erlöse einstellen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Analysten bei uns, sondern auch Beobachter des US-Agrarministeriums (USDA).


Angebot steigt:


Weltweit wird das Milchaufkommen etwas wachsen. Das ist die Kernbotschaft der jüngsten Analyse des USDA zum internationalen Milchmarkt. Demnach sollen alle großen Exporteure der Welt zusammen im Jahr 2018 ca. 1 % mehr melken als im Vorjahr (s. Übersicht 1):




  • In der EU erwartet das USDA beispielsweise nur ein minimales Wachstum, während hiesige Marktexperten sogar Steigerungen um bis zu 2,5 % prognostizieren. Die amerikanischen Beobachter gehen aber offenbar davon aus, dass die Warnungen der letzten Monate vor sinkenden Erzeugerpreisen bei uns Wirkung zeigen und nicht alle Erzeuger wieder voll durchstarten.
  • Die Milchwirtschaft der USA hat hingegen wirklich den Vorwärtsgang eingelegt. Das USDA prognostiziert für das Jahr 2018 dort eine Milchmenge, die nur knapp unter 100 Mio. t liegen wird. Das wäre ein Plus von 2 %. Offenbar spekulieren die Amerikaner auf zusätzliche Absatzmöglichkeiten für US-Milcherzeugnisse in Mexiko und Asien. Aber vorerst ist das reiner Zweckoptimismus.
  • In Neuseeland soll das Milchaufkommen ebenfalls um 2 % auf insgesamt 21,9 Mio. t zulegen. Die Herden wurden während der Milchkrise zwar deutlich verkleinert, gleichzeitig konnten die Leistungen aber nochmals gesteigert werden. Weil inzwischen Umweltauflagen und die damit verbundenen zusätzlichen Kosten die Erzeugung verteuern, sehen die Experten des USDA bei den Kiwis aber kein stark beschleunigtes Wachstum.
  • Argentinien startet hingegen durch. Im vergangenen Jahr kämpften die dortigen Erzeuger mit Futterengpässen wegen Überschwemmungen und instabilen finanziellen Rahmenbedingungen. Außerdem schwächelt der Molkereisektor. Die größte Kooperative des Landes ist z. B. stark überschuldet. Das USDA glaubt nun aber an eine Erholung bzw. Konsolidierung, und erwartet 2018 ein Plus der argentinischen Milchmenge von etwa 6 % auf dann 10,7 Mio. t. Die Käse- und Butterproduktion dürfte ausgeweitet werden.
  • Die Australier können laut USDA auch wieder Hoffnung schöpfen. Wegen schwieriger Witterungsverhältnisse und den Nachwirkungen der Milchkrise lag die erzeugte Menge in Australien 2017 klar unterhalb der Vorjahreslinie. 2018 erwarten Analysten in Down Under eine Erzeugung von 9,5 Mio. t, also eine Steigerung um 2 %. Die Australier sind nach wie vor sehr stark im Direktexport nach China. Bei der Ausfuhr von H-Milch hat der Anstieg im Jahr 2017 etwa 4 % betragen, 2018 sollen es sogar plus 5 % werden.


Was tut sich im Osten?


Würden nur die großen Exporteure ihre Erzeugung steigern, bräuchte man sich wohl keine Sorgen um den Absatz der zusätzlichen Mengen machen. Die weltweite Nachfrage wächst kontinuierlich. Viele Regionen, die bisher auf Importe angewiesen sind, setzen allerdings alles daran, die Eigenversorgung zu verbessern.

Russland ist z. B. bemüht, die inländische Milchmenge zu steigern. Das gelingt auch – aber nur in den Großbetrieben. In den kleinbäuerlichen Herden stagniert oder sinkt die Erzeugung hingegen. Viele Kleinerzeuger halten dem Wettbewerb nicht stand. Hohe Kosten und begrenzte Vermarktungsmöglichkeiten sorgen bei dieser Erzeugergruppe für Betriebsaufgaben oder Produktionsbegrenzungen. Deshalb erzeugte Russland 2017 wieder nur gut 30 Mio. t Milch und muss aus Nachbarstaaten zukaufen. (Anm. d. Red.: Das Importembargo gegen die EU besteht nach wie vor.)


Auch im laufenden Jahr 2018 wird Russland wohl wieder beträchtliche Milch- und Milchprodukte aus Weißrussland importieren. Das USDA rechnet mit einer Steigerung der weißrussischen Trinkmilchexporte um 2 %. Bei den anderen Milchprodukten bleiben die Weißrussen in Sachen Export ebenfalls der Platzhirsch am russischen Markt – zum Leidwesen der europäischen Branche, für die Russland früher ein attraktiver Absatzmarkt war.


China im Visier:


Heute konzentriert sich die Milchwirtschaft der EU vor allem auf den asiatischen Absatzmarkt. Kleinere Buttermengen gehen zwar nach wie vor nach Indien. Der weltweit drittgrößte Milcherzeuger mit mehr als 1,3 Mrd. Einwohnern ist allerdings nahezu Selbstversorger. China, mit ebenfalls über 1,3 Mrd. potenziellen Kunden, ist dagegen einer der spannendsten Märkte für EU-Milcherzeugnisse.


Allen Anstrengungen zum Trotz stagniert die Milchmenge dort seit Jahren bei etwa 36 Mio. t. 2018 soll sie laut USDA zwar um fast 3 % steigen. Dies ist dem Strukturwandel und steigenden Herdenleistungen geschuldet – viele Kleinbauern geben aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen politischer Vorgaben auf. China ist trotz der Produktionssteigerung aber weiterhin auf Importe angewiesen.


Beim Milchpulver wird der chinesische Selbstversorgungsgrad sogar stetig kleiner – eventuell gäbe es dort ja Interesse an den bisher schwerverkäuflichen Interventionsbeständen der EU. Und auch andere Milcherzeugnisse sind in China rege gefragt. Das Reich der Mitte hat seit 2007 z. B. die Käseeinfuhren jährlich um 25 % gesteigert (siehe Übersicht 2), berichtet das USDA. Und der Aufwärtstrend ist ungebrochen.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich unsere Milchwirtschaft auch künftig ein großes Stück vom „chinesischen Kuchen“ sichern kann. Vor allem dann, wenn unsere Milchmenge stärker wachsen sollte als vom USDA erwartet.


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