Als Folge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise könnte es am Welt-Zuckermarkt zumindest zeitweise zu Angebotsengpässen kommen. Der Rohstoffanalyst Stefan Uhlenbrock von F.O. Licht geht davon aus, dass die weltweiten Produktionskapazitäten mangels Kapital nicht schnell genug wachsen, um den durch das anhaltende Bevölkerungswachstum bedingten Mehrverbrauch an Zucker zu decken. Zusätzlich verengt wird die Zuckerbilanz durch die zunehmende Versprittung von Zuckerrohr, wobei sich der Zubau an Destillerien durch die Finanzklemme vieler Investoren verlangsamt hat. Speziell die Brasilianer hinken inzwischen weit hinter ihren ursprünglichen Ausbauplänen her. Viele Biospritfabriken gehen mit Verspätung in Betrieb oder werden gar nicht erst gebaut, da das notwendige Kapital fehlt. "Um die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen, müssen die Zuckerpreise auf dem jetzigen Niveau bleiben oder sogar steigen", sagte der Zuckerspezialist bei der "Handelsblatt-Konferenz", die kürzlich in Berlin stattfand.
Im Mai 2009 hat der an der Börse von New York gehandelte Rohzuckerkontrakt "Nummer 11" bei 16 Cent/lb (253,23 Euro/t) ein neues Dreijahreshoch markiert, ist seitdem aber wieder auf zuletzt 14,87 Cent/lb (235,34 Euro/t) gefallen. Weißzucker wechselte an der Londoner Terminbörse Liffe Ende voriger Woche für 428 $/t (307,26 Euro) den Besitzer. In vielen brasilianischen Zuckerfabriken kann der Ausstoß - Zucker oder Bioethanol - flexibel an die jeweilige Marktlage angepasst werden. Das dämpft mögliche Preisexzesse beim Zucker, da auf steigende Notierungen sofort mit einem höheren Zuckerausstoß reagiert wird.