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Spiegel: "Kälber werden zu Wegwerfprodukten der Milchindustrie"

In den deutschen Ställen werden zunehmend Bullenkälber heimlich und illegal getötet oder dem Tod überlassen, berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Ähnlich wie männlichen Küken von Legehennen seien auch die Bullenkälber von Milchkuhrassen für die Mast nur bedingt geeignet.

Lesezeit: 4 Minuten

In den deutschen Ställen werden zunehmend Bullenkälber heimlich und illegal getötet oder dem Tod überlassen, berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Ähnlich wie männlichen Küken von Legehennen seien auch die Bullenkälber von Milchkuhrassen für die Mast nur bedingt geeignet. Landwirte würden nur noch 10 bis 20 € für die Bullenkälber bekommen. Bei solchen Dumpingpreisen könnten es sich Bauern kaum noch leisten, die Neugeborenen aufzuziehen.


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Bislang hätten die Milchbauern die Bullenkälber 14 Tage lang aufgezogen und dann an spezialisierte Mastbetriebe verkauft. Dort seien sie ein paar qualvolle Monate lang eng an eng in dunklen Hallen gemästet worden. Weidegang hätte es für sie nicht gegeben, auch Tageslicht hätten viele nur auf dem Weg zum Schlachter gesehen. "Es ist ein kurzes, hässliches Leben - aber immerhin ein Leben", schreiben die Autoren in dem Artikel, den sie mit "Kälber für die Tonne" betiteln. Manche Landwirte würden ihre männlichen Kälber gleich nach der Geburt töten. Andere würden sie krank werden und elendig verrecken lassen. Das sei besonders in großen Betrieben mit Hunderten Tieren ein Problem, weil dort der direkte Bezug zu den Rindern verloren gegangen sei.


Als Ursache des Preisverfalls und damit des "großen Kälbersterbens" wird in dem Artikel immer wieder der Wegfall der Milchquote genannt: In den vergangenen zwei Jahren hätten deutsche Bauern ihren Viehbestand deswegen um 72.000 Tiere auf 4,3 Mio. aufgestockt. Das Angebot an Nachwuchs sei groß. Außerdem sei der Milchpreis nach dem Auslaufen der Quote gesunken: Hätten die Bauern 2014 noch 38 Cent je Liter bekommen, erhielten sie aktuell nicht einmal 30 Cent.


Ein Berater für schweizerische Milchviehbetriebe berichtet, dass ihm bereits drei seiner Kunden anvertraut hätten, "das Bullenproblem mit einem Gewehr zu lösen". Die Straftat hätten sie mit einer anderen vertuscht: Sie hätten die Geburtspapiere verfälscht und die Kälber einige Tage älter gemacht. Beim Abdecker hätten sie angegeben, dass es sich um eine Notschlachtung gehandelt hätte. Auch dieser Berater sei sich sicher, dass der Auslöser des Problems in der Aufhebung der Quote liege. Der wirtschaftliche Druck habe sich enorm verschärft und immer mehr Kälber würden entsorgt. Für Deutschland rechne er nun mit einer ähnlichen Entwicklung.


Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördere unbeirrt des bestehende System und wolle sogar zunehmend das Ausland mit deutschen Milchprodukten beglücken, schreiben die Autoren weiter. CSU-Minister Christian Schmidt habe das Thema Agrarexport zur Chefsache ernannt. Das wiederum bedeuten würde, dass die Produktion noch schneller, größer und effektiver werden müsse.


Völlig unkritisch habe sich der Bauernverband "die Lehre von Effizienz, Masse und Kosten, die Mär von der Notwendigkeit durchökonomisierter Tierfabriken zu eigen gemacht", habe Milchviehhalterin Anneli Wehling aus Schleswig-Holstein gesagt. Mit seiner einseitigen Sicht habe er seine Mitglieder dazu erzogen, es für völlig normal zu halten, dass Tiere heute wie eine Ware behandelt werden.


In dem Artikel der Print-Ausgabe erwähnen die Autoren auch das Buch "Die Wegwerfkuh" von der Journalistin Tanja Busse, in dem es unter anderem darum geht, "dass die männlichen Kälber der Milchkühe beinahe so wertlos geworden sind, wie die Brüder der Legehennen". Wie sie top agrar gegenüber angibt, geht es ihr in dem Buch jedoch nicht um "Bauern-Bashing", sondern um den Versuch, Probleme zu beschreiben und Lösungen zu finden, bevor in der deutschen Landwirtschaft australische Zustände herrschen und Kälber legal getötet werden. Gleichzeitig hat Busse einen Artikel auf Spiegel Online dazu verfasst, den Sie hier lesen können.

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