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2017 – Was ändert sich bei der Milch?

„Ich warne Sie: Bekommen Sie als Wirtschaft Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht. Sonst greift der Staat ein – so ist jedenfalls das Bestreben einiger Länderagrarminister“, sagte Dr. Hermann Onko Aeikens auf dem Milchpolitischen Frühschoppen des Milchindustrie-Verbandes. Und auch sonst gab es klare Worte.

Lesezeit: 4 Minuten

„Ich warne Sie: Bekommen Sie als Wirtschaft Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht. Sonst greift der Staat ein – so ist jedenfalls das Bestreben einiger  Länderagrarminister“, sagte Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, gestern auf dem Milchpolitischen Frühschoppen des Milchindustrie-Verbandes (MIV) am Rande der Grünen Woche in Berlin.

 

Im Nachgang relativierte der MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser die Ankündigung aber etwas: „Er droht mit fremden Hunden. Denn nicht er und der Staat wollen eingreifen, sondern einige grüne Länderagrarminister. Und die müssten dafür erstmal in Brüssel vorstellig werden.“

 

Dr. Aeikens wiederholte nochmals das Angebot des Staates, die Gründung eines „Branchenverbandes Milch“ zu unterstützen. Er machte aber deutlich, dass es dabei ausdrücklich nicht um allgemeinverbindliche Mengenkürzungen gehen soll. Das müsse jede Molkerei für sich intern klären. Vielmehr könne ein Branchenverband beispielsweise das Marketing verbessern oder EU-Gelder zur Absatzförderung abschöpfen. „In dem Topf sind rund 200 Mio. €. Bisher fließt kein Euro nach Deutschland, möglich wären aber 60 bis 70 Mio. €“, sagte der Staatssekretär.

 

Deutlich mache er auch, dass die Branche in der nächsten Milchkrise nicht mit ähnlichen staatlichen Hilfsgeldern rechnen sollte: „Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Milchkrise in Zeiten gut gefüllter Staatskassen und der politischen Bereitschaft fällt, zu helfen.“


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Lieferbeziehung: Was könnte sich ändern?


Prof. Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ging unter anderem auf das Thema Lieferbeziehung ein. Gute Genossenschaften seien ein gutes Instrument, dass Milcherzeuger an der Wertschöpfung teilhaben können. Allerdings sei die volle Andienungspflicht und Abnahmegarantie nicht für große Wachstumsschritte geeignet. „Sind die Spotmarktpreise gut, funktioniert es noch. Aber wenn die Spotmarktpreise niedrig sind, ziehen die Mehranlieferungen die gesamte Wertschöpfung des Unternehmens herunter“, erklärte Dr. Hess. Eine Idee seien deshalb gestaffelte Milchpreise. Wer wachsen wolle, müsse ein überproportionales Milchpreis-Risiko tragen.

 

Ein Milcherzeuger im Auditorium äußerte daraufhin den Wunsch, dass die Branche nicht endlos über andere Lieferbeziehungen diskutieren soll, sondern diese jetzt auch endlich in der Praxis umsetzen sollte. Bei den meisten Molkereivertretern stieß er damit aber auf Gegenwind. Ihr Kurzfazit: Alles sei mit den Lieferanten besprochen, Veränderungen seien nicht nötig, alles könne so bleiben wie bisher.


„Auch mal über Menge reden“


Allerdings liegt auch Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes, das Thema Lieferbeziehung am Herzen. „Dabei müssen wir auch mal über die Menge reden“, sagte Schmal. Im DBV würden dazu bereits sehr intensive Diskussionen laufen, ob es Sinn machen könne, wenn in Krisenzeiten alle Milcherzeuger beispielsweise 2 % weniger Milch produzieren würden.

 

Geärgert hat sich der Milchpräsident 2016 über die Marktmacht des Handels und wie dieser den Mehrwert „GVO-frei“ durchgedrückt habe. Das dürfe so nicht noch einmal passieren, beispielsweise bei dem heiklen Thema Anbindestall. „Wir müssen die Dinge selbst ansprechen und Konzepte vorlegen. Nur so können wir das Zepter in der Hand behalten“, sagte Schmal.

 

Zwar habe der DBV die Gründung eines Branchenverbandes Milch gefordert, sei jetzt aber mit der „Interessengemeinschaft Genossenschaftliche Milchwirtschaft“ auch zufrieden – auch wenn er selbst nicht dabei sein dürfe. „Denn ich war erschrocken, wie wenig die Molkereien miteinander sprechen“, sagte Schmal.


Deutliche Selbstkritik


Ablehnung zum Branchenverband und Zustimmung zur „IG Milch“ kam von Winfried Meier von Arla Foods – selbst Mitglied der IG. „Allerdings wäre die Gründung einer neuen Interessengemeinschaft nicht nötig gewesen, wenn der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) vorher seine Hausaufgaben gemacht hätte“, sagte Meier.

 

Und auch sonst fand Meier deutliche Worte:

  • Die deutsche Milchwirtschaft ist bei der Vermarktung nicht gut aufgestellt. In stark konsolidierten Märkten wie Skandinavien oder Großbritannien sind die Preisschwankungen geringer ausgefallen. Allerdings hat 2016 bei den Molkereien keine Strukturverbesserung stattgefunden.
  • Die politischen Maßnahmen kamen zu spät. Der Markt hat funktioniert. Die Hilfsgelder wären besser in die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Erzeuger geflossen.
  • Im Drittland-Export macht Deutschland noch zu wenig. FrieslandCampina hat schon vor Jahrzehnten die richtigen Weichen gestellt. Wichtig ist ein verantwortungsvoller Export, also eine Zusammenarbeit mit den Importländern. Kritisch ist der zunehmende Protektionismus, wie verpflichtende Herkunftsangaben.
  • Der Mehrwert GVO-frei ist ein gutes Beispiel, wie sich führende Lebensmittelhändler Nutzen ziehen, wenn es die führenden Anbieter nicht tun. Das darf beim Thema Tierschutz nicht passieren.
  • Nur wenige Molkereien bringen Innovationen auf den Markt. Das muss besser werden.

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