Die Qualität des Kolostrums ist entscheidend für die Gesundheit der Kälber. Seit einiger Zeit ist der "Colostro-Check" in der Praxis im Einsatz. Mit dem vom oberösterreichischen Tierarzt Dr. Franz Kritzinger entwickelten, einfach zu bedienenden Hilfsmittel können Landwirte die Qualität des Erstgemelks einfach bestimmen.
"Je mehr Probleme es mit Kälbern auf den Betrieben gibt (Durchfall), desto wichtiger ist die Beachtung der Kolostrumversorgung. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich viele Praktiker und Wissenschaftler mit der Durchfallproblematik", so Dr. Franz Kritzinger. Weitergekommen sei man kaum. Morbiditäts- und Mortalitätsraten seien in vielen Betrieben viel zu hoch. Die Betriebe investierten nach wie vor viel Arbeit und Nerven in das Thema.
Meist nur Menge, nicht aber Qualität berücksichtigt
In Sachen Kolostrum wurde laut dem Tierarzt zwar der Zeitpunkt und die Menge der Versorgung berücksichtigt, der Qualität jedoch zu wenig Beachtung geschenkt. Kritzinger: "Es ist bekannt, dass man nur mit Qualitätskolostrum einen protektiven Serumimmunglobulinspiegel im Kalb erreichen und das Tier damit schützen kann. Im Fall von minderwertigem Kolostrum (Anteil in unserer Praxis 55%) bringt eine Erhöhung der verabreichten Menge keinen höheren Serumspiegel, da die Absorptionsrate der Immunglobuline aus dem Darm von der verabreichten Kolostrummenge abhängig ist und bei einer Erhöhung entsprechend zurückgeht."
Bei einer schlechten Kolostrumqualität bringe eine Erhöhung der Tränkemenge von 2 auf 4 Liter keine Erhöhung des Serumimmunglobulinspiegels, da in diesem Fall weniger Globuline aus dem Darm in das Blut aufgenommen würden. In der Literatur werde der Anteil unterversorgter Kälber mit niedrigen Blutspiegeln auf 40% - 60% geschätzt. "Es kommt dadurch zu einer Zunahme der Erkrankungshäufigkeit sowie der Schwere der Erkrankung bei Durchfall, Nabelentzündung, Gelenksentzündung, Sepsis sowie früher Pneumonie (< 3 Wochen). Der Zusammenhang ist eindeutig nachgewiesen", meint der Fachmann.
Gute Qualtiäten einlagern
Die Bedeutung der Qualitätseinschätzung des Kolostrums liege in der Erkennung minderwertiger Qualitäten. In derartigen Fällen sollte die Erstversorgung mit eingelagertem Qualitätskolostrum aus der Gefriertruhe vorgenommen werden und das mütterliche Erstgemelk für die Zweitversorgung verwendet werden. Kritzinger: "Bei Nachweis einer guten Kolostrumqualität sollten diese Kühe ausgemolken, das Kalb mit 2 Liter versorgt und überschüssiges Kolostrum als Vorrat in der Gefriertruhe gelagert werden."
Der "ColostroCheck" steht laut dem Tierarzt gerade im Ersteinsatz bei Landwirten. Gemessen wird die Durchlaufzeit des Kolostrums. Mit dieser Methode wird die Korrelation von Viskosität und Gehalt an Abwehrstoffen gemessen. Die Durchlaufzeit des etwa 30° C warmen Kolostrums sollte mindestens 24 Sekunden betragen, dann passt die Qualität. Je länger die Durchlaufzeit, desto besser das Kolostrum.
Die Rückmeldungen seien sehr positiv und ernüchternd, so Kritzinger. Tenor: "Verblüffend einfache Anwendung, viele sind erstaunt, wie falsch und viel zu hoch sie die Qualität des Kolostrums ohne Messung eingeschätzt hätten."
Der "Colostro-Check wird demnächst zum Preis von etwa 10 € auf www.quidee.de zu kaufen sein.