Rund acht Jahre hat die von Milchbauern gegründete Erzeugergemeinschaft „Freie Milch Austria“ Milch vermarktet. Kürzlich kam das endgültige und zumindest für einige Beteiligte schmerzhafte Aus.
Rund acht Jahre hat die von Milchbauern gegründete Erzeugergemeinschaft „Freie Milch Austria“ Milch vermarktet. Kürzlich kam das endgültige und zumindest für einige Beteiligte schmerzhafte Aus. Fast 80 Mio. kg Milch von rund 600 Betrieben aus weiten Teilen Österreichs hat die aus der IG-Milch hervorgegangene Milchhandelsgesellschaft in ihrer besten Zeit 2011 vermarktet. Die Gesellschaft setzte die Milch meist am Spotmarkt ab, vor allem nach Italien und Deutschland. Das lief anfangs noch recht gut, beim Milchpreis mischte die FMA einige Zeit vorn mit in Österreich. Doch schon 2012 gings mit dem Milchpreis der FMA steil bergab. Die Folge: Immer mehr Bauern kehrten der Gesellschaft den Rücken und suchten sich einen anderen Abnehmer.
Als schließlich im Herbst 2015 nur mehr etwa 160 Betriebe mit knapp 20 Mio. kg Milch übrig waren, übernahm die kleine Biomolkerei Lembach die FMA. Doch auch Geschäftsführer Johann Furtmüller hatte kein Glück mit der Vermarktung der Milch. Im Herbst 2016 hielt er die Erzeuger der inzwischen von FMA in Alpenmilch Logistik umbenannten Firma dazu an, sich ab April 2017 einen neuen Abnehmer zu suchen, weil er sich aus dem Geschäft zurückziehen würde. Die Bauern sollten selbst neue Abnahmeverträge mit ihren regionalen Molkereien aushandeln. Rund 120 von ihnen gelang dies auch problemlos. Einige Betriebe kamen bei den beiden Salzburger Unternehmen PinzgauMilch (ca. 15 Betriebe mit rund 2 Mio. kg) und der SalzburgMilch (ca. 10 Betriebe mit etwas mehr als 1 Mio. kg) unter. Knapp 40 Bauern mit ca. 6 Mio. kg übernahm der Verein der Milchproduzenten, eine oberösterreichische Liefergemeinschaft, die Milch an Bergader, Jäger und Hochwald nach Bayern liefert. In all diesen Fällen lief dies auch ohne jedwede Sanktionen, sprich zusätzliche Schüttgebühren ab. Zur Milchgenossenschaft Niederösterreich, die zur NÖM AG liefert, gingen zunächst 32 frühere Lieferanten zurück – verbunden mit einer Schüttgebühr von 3 Cent/kg auf fünf Jahre.
Für die übrigen 37 Bauern aus Ober- und Niederösterreich mit zusammen nicht viel mehr als 5 Mio. kg spielte sich bis Anfang Mai ein wahrer Milchkrimi ab. Als sie bis zur „Deadline“ Ende März immer noch keinen Abnehmer gefunden hatten, sicherte Furtmüller eine „Galgenfrist“ von einem Monat zu, sprich die Abnahme bis zum 30. April. Die betroffenen Milchbauern baten in ihrer Verzweiflung die Molkereien sogar öffentlich um Wiederaufnahme, einige von ihnen sogar unter Tränen. Als erste reagierte die kleine Schlierbacher Käserei und nahm drei Betriebe aus ihrer Region auf. Am 26. April kündigte dann mit der Gmundner Milch die erste der großen Molkereien an, 12 Betriebe mit zusammen rund 2 Mio. kg aus ihrem ehemaligen Liefergebiet zurückzunehmen. Als Gegenleistung verrechnet die Molkerei den Rückkehrern eine Schüttgebühr von 3 Ct auf ein Jahr. Im Herbst 2017 soll eine Nachfolgeregelung verhandelt werden.
Die größte österreichische Molkerei, die Berglandmilch, ließ die verbliebenen 19 Milchbauern aus ihrem Einzugsgebiet quasi bis zum letzten Tag zappeln, um ihnen dann doch ein Angebot zu unterbreiten. Ihnen wurde ein um mehr als 4 Cent pro Liter unter „normal“ liegender Milchpreis in Aussicht gestellt. Zudem erhalten hier die Biomilchlieferanten nur den konventionellen Milchpreis. 12 der verbliebenen 19 Betriebe mit knapp 2 Mio. kg nahmen diesen vorerst für ein Jahr geltenden Liefervertrag an.
Sechs niederösterreichische Betriebe haben quasi noch in letzter Sekunde einen Liefervertrag mit der MGN unterzeichnet. Sie liefern künftig ihre Milch an die NÖM AG. Besonders die Biolieferanten unter ihnen atmen auf. Denn sie bekommen auch bei der NÖM den Biozuschlag. Bei der NÖM haben somit insgesamt 38 Betriebe mit 4,5 Mio. kg Milch angedockt.
Viele Bauern bezeichnen die Vorgangsweise einiger Molkereien mit den betroffenen Bauern als schlechtes Theater - man wolle den Bauern ganz offensichtlich eine Lektion erteilen. Dagegen rechnet der oberste Landwirtschaftskammer-Vertreter aus Oberösterreich, Präsident Franz Reisecker in diesem Zusammenhang mit der IG Milch ab. Diese bezeichnet er in einer Regionalzeitung wörtlich als „Auslöser der Misere auf dem Milchmarkt“. Die Absicht, den Genossenschaften zu zeigen, wie man bessere Milchpreise zustande bringt, sei gescheitert und habe neben Rissen in der Bauernschaft auch einen hohen Preis von den betroffenen Bauern gefordert.
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Rund acht Jahre hat die von Milchbauern gegründete Erzeugergemeinschaft „Freie Milch Austria“ Milch vermarktet. Kürzlich kam das endgültige und zumindest für einige Beteiligte schmerzhafte Aus. Fast 80 Mio. kg Milch von rund 600 Betrieben aus weiten Teilen Österreichs hat die aus der IG-Milch hervorgegangene Milchhandelsgesellschaft in ihrer besten Zeit 2011 vermarktet. Die Gesellschaft setzte die Milch meist am Spotmarkt ab, vor allem nach Italien und Deutschland. Das lief anfangs noch recht gut, beim Milchpreis mischte die FMA einige Zeit vorn mit in Österreich. Doch schon 2012 gings mit dem Milchpreis der FMA steil bergab. Die Folge: Immer mehr Bauern kehrten der Gesellschaft den Rücken und suchten sich einen anderen Abnehmer.
Als schließlich im Herbst 2015 nur mehr etwa 160 Betriebe mit knapp 20 Mio. kg Milch übrig waren, übernahm die kleine Biomolkerei Lembach die FMA. Doch auch Geschäftsführer Johann Furtmüller hatte kein Glück mit der Vermarktung der Milch. Im Herbst 2016 hielt er die Erzeuger der inzwischen von FMA in Alpenmilch Logistik umbenannten Firma dazu an, sich ab April 2017 einen neuen Abnehmer zu suchen, weil er sich aus dem Geschäft zurückziehen würde. Die Bauern sollten selbst neue Abnahmeverträge mit ihren regionalen Molkereien aushandeln. Rund 120 von ihnen gelang dies auch problemlos. Einige Betriebe kamen bei den beiden Salzburger Unternehmen PinzgauMilch (ca. 15 Betriebe mit rund 2 Mio. kg) und der SalzburgMilch (ca. 10 Betriebe mit etwas mehr als 1 Mio. kg) unter. Knapp 40 Bauern mit ca. 6 Mio. kg übernahm der Verein der Milchproduzenten, eine oberösterreichische Liefergemeinschaft, die Milch an Bergader, Jäger und Hochwald nach Bayern liefert. In all diesen Fällen lief dies auch ohne jedwede Sanktionen, sprich zusätzliche Schüttgebühren ab. Zur Milchgenossenschaft Niederösterreich, die zur NÖM AG liefert, gingen zunächst 32 frühere Lieferanten zurück – verbunden mit einer Schüttgebühr von 3 Cent/kg auf fünf Jahre.
Für die übrigen 37 Bauern aus Ober- und Niederösterreich mit zusammen nicht viel mehr als 5 Mio. kg spielte sich bis Anfang Mai ein wahrer Milchkrimi ab. Als sie bis zur „Deadline“ Ende März immer noch keinen Abnehmer gefunden hatten, sicherte Furtmüller eine „Galgenfrist“ von einem Monat zu, sprich die Abnahme bis zum 30. April. Die betroffenen Milchbauern baten in ihrer Verzweiflung die Molkereien sogar öffentlich um Wiederaufnahme, einige von ihnen sogar unter Tränen. Als erste reagierte die kleine Schlierbacher Käserei und nahm drei Betriebe aus ihrer Region auf. Am 26. April kündigte dann mit der Gmundner Milch die erste der großen Molkereien an, 12 Betriebe mit zusammen rund 2 Mio. kg aus ihrem ehemaligen Liefergebiet zurückzunehmen. Als Gegenleistung verrechnet die Molkerei den Rückkehrern eine Schüttgebühr von 3 Ct auf ein Jahr. Im Herbst 2017 soll eine Nachfolgeregelung verhandelt werden.
Die größte österreichische Molkerei, die Berglandmilch, ließ die verbliebenen 19 Milchbauern aus ihrem Einzugsgebiet quasi bis zum letzten Tag zappeln, um ihnen dann doch ein Angebot zu unterbreiten. Ihnen wurde ein um mehr als 4 Cent pro Liter unter „normal“ liegender Milchpreis in Aussicht gestellt. Zudem erhalten hier die Biomilchlieferanten nur den konventionellen Milchpreis. 12 der verbliebenen 19 Betriebe mit knapp 2 Mio. kg nahmen diesen vorerst für ein Jahr geltenden Liefervertrag an.
Sechs niederösterreichische Betriebe haben quasi noch in letzter Sekunde einen Liefervertrag mit der MGN unterzeichnet. Sie liefern künftig ihre Milch an die NÖM AG. Besonders die Biolieferanten unter ihnen atmen auf. Denn sie bekommen auch bei der NÖM den Biozuschlag. Bei der NÖM haben somit insgesamt 38 Betriebe mit 4,5 Mio. kg Milch angedockt.
Viele Bauern bezeichnen die Vorgangsweise einiger Molkereien mit den betroffenen Bauern als schlechtes Theater - man wolle den Bauern ganz offensichtlich eine Lektion erteilen. Dagegen rechnet der oberste Landwirtschaftskammer-Vertreter aus Oberösterreich, Präsident Franz Reisecker in diesem Zusammenhang mit der IG Milch ab. Diese bezeichnet er in einer Regionalzeitung wörtlich als „Auslöser der Misere auf dem Milchmarkt“. Die Absicht, den Genossenschaften zu zeigen, wie man bessere Milchpreise zustande bringt, sei gescheitert und habe neben Rissen in der Bauernschaft auch einen hohen Preis von den betroffenen Bauern gefordert.