Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) haben Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auf einen Milchviehbetrieb in Schleswig-Holstein geladen. In dem Gespräch machte der BDM deutlich: Klimaschutz und Tierschutz dürfen sich nicht ausschließen.
Die Bundesregierung will die deutschen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent reduzieren und hat auch Maßnahmen für die Tierhaltung beschlossen. Was dies für die Landwirte bedeutet, erklärt Anneli Wehling, Milchviehhalterin aus Kiebitzreihe (Schleswig-Holstein): „Tierwohl in der Milchviehhaltung hieß bisher große Laufflächen mit angeschlossenen Außenbereichen. Wer heute für seine Kühe einen solchen Stall bauen will, der stößt zunehmend auf Probleme, wenn es um die Einhaltung verschiedener Richtlinien zum Klimaschutz geht.“
Ein weitere Folge der steigenden Auflagen macht der Milchbäuerin große Sorgen: „Um die neuen Auflagen zu erfüllen, muss viel Geld in die Hand genommen werden. Auf je mehr Stallplätze sich diese Kosten verteilen, desto eher ist ein Betrieb in der Lage, diese Auflagen zu erfüllen. Kleine und mittlere Betriebe drohen dabei auf der Strecke zu bleiben. Und wir bewegen uns auf ein System mit geschlossenen Stallanlagen zu. Ich glaube nicht, dass dies im Sinne der Verbraucher ist – und auch nicht von uns Bauern.“
Anneli Wehling will sich diesem Dilemma nicht. Sie hat Ministerin Hendricks angeschrieben und um ihre Unterstützung gebeten. Zwei Wochen später konnte sie gemeinsam mit Vertretern des BDM mit der Ministerin einen offenen Austausch auf dem Betrieb der Familie führen. „Auf diesem Gespräch können wir aufbauen“, lautet auch das Resümee von Kirsten Wosnitza, Sprecherin des BDM in Schleswig-Holstein. „Wir konnten klar machen, dass es uns nicht darum geht, den Klimaschutz in Frage zu stellen. Es ist selbstverständlich, dass auch die Landwirtschaft dazu beitragen muss und will. Uns ist es allerdings wichtig, dass sich Wege und Instrumente zur Zielerreichung an der Praxis orientieren. Was wir umsetzen sollen, das muss machbar und finanzierbar sein. Damit sind wir bei Ministerin Hendricks auf offene Ohren gestoßen. Als Tierhalter befinden wir uns in einem Zielkonflikt, der auch durch die Vorgaben der Politik hervorgerufen wird. Also ist es Aufgabe der Politik, uns mit der Lösung nicht alleine zu lassen.“
Die Milchviehhalter setzen auf Dialog. Ihrer Meinung nach bedarf es einer intensiven Diskussion mit Tierhaltern, Wissenschaft, Verbänden und Gesellschaft und sie sehen es als Aufgabe der Politik an, diese Diskussion zu moderieren. Wosnitza erklärte: “Wir haben daher Ministerin Hendricks gebeten, diesen Prozess zur Auflösung der Zielkonflikte anzustoßen und zu begleiten.“
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