Der Tonfall des Bauernverbandes gegenüber den Molkereien scheint schärfer zu werden: Die Gründung eines anerkannten Branchenverbandes Milch ist ein unverzichtbarer Schritt, um endlich die offenkundigen Probleme im Molkereisektor in Angriff zu nehmen und die brachliegenden Potenziale zu heben. Das steht in der Präsidiumserklärung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Vorfeld des Strukturgesprächs am 15. September 2016, zu dem Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt führende Vertreter des deutschen Milchsektors eingeladen hat.
Die andauernde äußerst angespannte Marktlage im Milchsektor habe die strukturellen Defizite im deutschen Milchsektor im europäischen Vergleich erneut deutlich gemacht, erklärt der DBV. Leidtragende seien die Milchbauern, die diesen Missstand durch Einkommensverluste ausgleichen müssten.
Nach Ansicht des DBV-Präsidiums gilt es, dass sich die Molkereiwirtschaft auf wichtigen und künftigen potentiellen Absatzmärkten wertschöpfungsorientiert positioniert. Die Europäische Union stelle hierfür über die Programme der EU-Absatzförderung finanzielle Mittel bereit, mit denen unter anderem der Verzehr von Milchprodukten gefördert werde. Allerdings rufe der deutsche Molkereisektor keine finanziellen Mittel daraus ab, wie der DBV kritisiert. Zudem müsse sich eine anerkannte Branchenorganisation verstärkt für eine gemeinsame Forschung und Entwicklung engagieren. Auch hierfür sind laut DBV-Erklärung finanzielle Mittel der EU für Innovationsförderung eingestellt.
Eine weitere zentrale Forderung des DBV-Präsidiums konzentriert sich auf die Lieferbeziehungen bzw. die Vertragsgestaltung zwischen Molkereien und Landwirten. Diese müssten moderner und marktgerechter gestaltet werden. Allgemeinverbindliche Vorgaben könnten jedoch keine befriedigenden Lösungen nach sich ziehen. Stattdessen muss eine Branchenorganisation nach Maßgabe des DBV-Präsidiums Empfehlungen erarbeiten können, an denen sich die Marktakteure orientieren – beispielsweise zum besseren Umgang mit zunehmenden Preisschwankungen.
Eine klare Absage erteilte der DBV indes dem Ansinnen, dass eine Branchenorganisation allgemeinverbindliche Absprachen zur Höhe der Milchproduktion einzelner Milchbauern vornimmt. Dies könne im europäischen Binnenmarkt sowie in zunehmend globalisierten Märkten keine befriedigende Wirkung für den deutschen Markt entfalten.