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DMK-Sondersitzung: Ruhige und sachliche Diskussionen

"Die Milch-Welt wird jetzt morgen nicht wieder in Ordnung sein. Aber es ist gut, dass wir dieses Treffen gemacht haben", sagt Otto Lattwesen zur außerordentlichen Vertreter-Versammlung des DMK. Auch Initiatior Hermann-Josef Schulze-Zumloh ist mit der Versammlung zufrieden, gleichzeitig aber auch etwas enttäuscht.

Lesezeit: 5 Minuten

"Die Milch-Welt wird jetzt morgen nicht wieder in Ordnung sein. Aber es ist gut, dass wir dieses Treffen gemacht haben: Wir konnten uns umfassend aussprechen und Vertrauen bilden." Dieses Fazit zieht Otto Lattwesen, Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Milchkontors (DMK), von der gestrigen außerordentlichen Vertreter-Versammlung in Osterholz-Scharmbeck. Auch der Initiatior der Sondersitzung Hermann-Josef Schulze-Zumloh aus Warendorf ist mit der Versammlung zufrieden, gleichzeitig aber auch etwas enttäuscht: „Es ist ernüchternd, wie resigniert die Vertreter alles hingenommen haben. Die Stimmung war wie auf einer Beerdigung. Ich hätte mir etwas mehr Feuer gewünscht.“


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Im Januar hatten rund 100 DMK-Vertreter diese außerordentliche Vertreter-Versammlung beantragt. Die wichtigsten Gründe waren der niedrige Milchpreis, die hohe Kündigungsmenge sowie die undurchsichtigen Gremium-Strukturen (top agrar berichtete). In dieser Form war es die erste außerordentliche Versammlung des DMK. Von den 419 Vertretern waren gestern 357 in Osterholz-Scharmbeck dabei. Das ist eine Beteiligung von 85 % und damit deutlich mehr als bei den ordentlichen Versammlungen. Die Versammlung stand unter Leitung von Johannes Freundlieb vom Genossenschaftsverband und dauerte von 10.30 Uhr bis etwa 17.00 Uhr. Die gesamte Veranstaltung verlief ruhig und sachlich, sagen unisono Otto Lattwesen und Hermann-Josef Schulze-Zumloh. Die größten und wichtigsten Diskussionspunkte waren:


Kündigungen: Zum 31.12.2017 haben 469 Milcherzeuger mit 594 Mio. kg Milch gekündigt. Das sind rund 9 % der derzeitigen Verarbeitungsmenge. Der Großteil der Kündigungen kommt aus Thüringen, Hessen und dem Sauerland bzw. Westfalen. Hinzu kommen noch 36 Milcherzeuger mit 41 Mio. kg Milch, die bereits zum 31.12.2016 gekündigt haben. Für rund 90 Mio. kg Milch liegen konkrete Abtretungserklärungen für die Molkerei Hochwald aus Thalfang vor. Das heißt, die Kündiger bekommen ihre Geschäftsanteile nicht ausbezahlt, sondern diese fließen direkt an Hochwald. DMK will bei den Kündigern Vertrauen zurückgewinnen. „Wir werden um alle Betriebe kämpfen – egal ob groß oder klein!“, sagt Lattwesen. Allerdings gebe es im südlichen Erfassungsgebiet derzeit mehr Milch als Erfassungskapazitäten. „Da müssen wir gucken, wie wir damit umgehen.


Mengensteuerung und Kündigungsfrist: Vorstandsvorsitzender Thomas Stürtz berichtete über die Arbeit des Ausschusses für Mitgliederbeziehungen bwz. Mitgliederbindung. Dieser beschäftigt sich derzeit mit verschiedenen Modellen. Unter anderem prüft er, welche Auswirkungen ein Drossel-Bonus haben könnte, so wie ihn FrieslandCampina sechs Wochen genutzt hat. Betriebe aus den neuen Bundesländern haben die Einführung einer A/B-Quote angeregt. Dazu steht das DMK in engem Kontakt mit Prof. Dr. Holger Thiele vom ife Institut in Kiel. Auf der ordentlichen Vertreter-Versammlung im Juni 2016 will Stürtz konkrete Ergebnisse präsentieren. Die Senkung der Kündigungsfrist von zwei auf ein Jahr wird dabei nicht auf der Tagesordnung stehen. Es gab gestern zwar einen Antrag dazu, die Mehrheit hat diesen aber abgelehnt.


Milkmaster: An der Milchmengen-Planung haben 6.402 Milcherzeuger teilgenommen. Sie stehen für 92 % der Milchmenge. Die Selbsteinschätzung für das Milkmaster-Programm haben bisher 1.340 Mitglieder gemacht, die Frist läuft aber noch. Es gab gestern den Antrag, das Milkmaster-Programm zu belassen, aber die Bonuszahlungen abzuschaffen. Das lehnten die Vertreter klar ab: 285 Vertreter sprachen sich für die Bonuszahlungen aus, 68 dagegen, 4 enthielten sich. „Das hätte ich so nicht erwartet“, gibt Lattwesen offen zu. Er schätzt die durchschnittlichen Bonuszahlungen auf 0,6 ct/kg. Spannend wird jetzt sein, ob der Handel den Milkmaster auch akzeptiert. Denn beispielsweise hat Lidl gerade erst den Molkereien und Milcherzeugern glasklar aufgelistet, welche Kriterien sie erfüllen müssen, wenn sie weiter liefern wollen. Die Trinkmilch-Verhandlungen im April werden richtungsweisend sein.


Milchpreise:Zum Bundesschnitt (BLE) fehlen dem DMK derzeit 1,5 ct/kg, verdeutlichte Geschäftsführer Dr. Josef Schwaiger. Allerdings geben die Verwertungen derzeit nicht mehr her: DMK ist stark in Pulver und Käse, die Verwertungen liegen aber momentan nur bei 25 ct/kg oder darunter. Frischmilch ist besser, aber hier hat das DMK nur etwa 700 Mio. kg Milch. Und für die Marke Milram liegt die Verwertung bei deutlich über 30 ct/kg, allerdings macht das DMK insgesamt nur rund 400 Mio. € mit Milram. Für Februar zahlt DMK einen Grundpreis von 26,0 ct/kg. Wie es im März aussieht, ist noch offen. Die neuen Butter-Abschlüsse machen nicht zuversichtlich: Der Handel hat sie von 3,02 auf 2,42 €/kg gedrückt. Das DMK habe bei einem Kunden 50 % der Menge verloren, weil es höhere Preise gefordert habe.


Kostenensenkung:Die versprochenen 60 Mio. € Synergieeffekte durch die Fusion von Nordmilch und Humana zum DMK sind tatsächlich gekommen, machte Verbandsdirektor Freundlieb noch einmal deutlich. Derzeit vergleiche das DMK seine Kosten mit anderen Unternehmen. Die Kosten für Abschreibungen liegen mit 1,8 ct/kg über allen anderen deutschen Molkereien, aber unter FrieslandCampina und Arla. Die Personalkosten seien mit rund 3 ct/kg vergleichbar mit anderen Molkereien. Eine deutliche Kostenverbesserung verspricht sich das DMK durch die Stilllegung der veralteten Pulvertürme in Rimbeck sowie Everswinkel sowie positve Effekte aus dem neuen Trockenturm in Zeven: Pro Kilogramm Milchpulver sollen die Kosten um rund 9 Cent sinken. Gleichzeitig sollen die Erlöse durch die bessere Qualität steigen. Zudem hat das DMK gerade ein externes Beratungsunternehmen im Haus. Dieses Unternehmen soll insbesondere die Overheadkosten prüfen. Das Beratungsunternehmen war schon einmal bei anderen Molkereien, die daraufhin angekündigt haben, hunderte Stellen streichen zu wollen.


Wahlverfahren und Gremiumstrukturen: Nachfragen gab es auch zur Besetzung der Posten im Aufsichtstrat und im Vorstand sowie den Gremiumstrukturen. Ein Punkt war beispielsweise, warum ausgerechnet die Firma das Auswahlverfahren geleitet hat, in der die Ehefrau eines Geschäfstführers arbeitet. Otto Lattwesen hat daraufhin die komplexen Auswahl- und Wahlverfahren erläutert und versichert: „Alles war völlig satzungskonform und demokratisch.“


Kontorbildung: Auch der Wunsch, die Molkereien sollten ihr Angebot bündeln, um den Handel stärker Paroli bieten zu können, kam zur Sprache. Dazu sagte Lattwesen: „Ich habe etliche andere Molkereien gefragt, aber es gibt einfach keine Bereitschaft dazu. Und es bringt nur etwas, wenn wir ausreichend Menge bündeln.“


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