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Dürre und Hitze machen Rindern zu schaffen

Die Auswirkungen der Dürre sind teilweise extrem: Mais ohne Kolben und verdorrtes Grünland bringen häufig nicht die nötigen Erträge. Dazu kommen die Auswirkungen der zum Teil extremen Hitze. Wie sich die Situation für Rinderhalter darstellt haben wir für Sie zusammengefasst.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Auswirkungen der Dürre sind teilweise extrem: Mais ohne Kolben und verdorrtes Grünland bringen häufig nicht die nötigen Erträge. Dazu kommen die Auswirkungen der zum Teil extremen Hitze. Wie sich die Situation für Rinderhalter darstellt haben wir für Sie zusammengefasst.

 

Silomais: Den Schaden begrenzen

Beim Mais erwartet Rinderhalter in diesem Jahr alles: Von guten Beständen bis zu Totalverlusten. „Im Trend wird der von der Trockenheit geschädigte Mais deutlich weniger Stärke und mehr Zucker haben“, sagt Karl-Gerd Harms von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Das zeigen auch erste Ergebnisse der LUFA Niedersachsen. Die Anfang August silierten Maissilagen hatten im Mittel einen Trockensubstanzgehalt von 25 %, 5,4 % Stärke und 17,7 % Zucker. Optimal ist hingegen ein TS-Gehalt von 32 bis 38 %, mind. 32 % Stärke und unter 3 % Zucker.


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Dr. Heidi Jänicke von der Landesforschungsanstalt in Mecklenburg-Vorpommern rät deshalb, alles zu tun, um die vorhandene Qualität zu sichern. In diesem Jahr sei es besonders wichtig, die Maispflanze kurz zu häckseln und im Silo sehr gut zu verdichten. Die entsprechenden Siliermittel sollten eingesetzt werden, um Verluste durch Nacherwärmung aufgrund der hohen Zuckergehalte zu vermeiden.

 

Gesundheit: Die langen Folgen von Hitzestress

„Wir werden noch lange die Folgen der Hitze in unseren Milchviehherden spüren“, sagt Tierärztin Dr. Andrea Fiedler. Denn Klauen- und Fruchtbarkeitsprobleme würden erst zeitversetzt auftreten. Tierarzt Falk Mühe von der Praxis Ottersberg in Niedersachsen spürt bereits erste Auswirkungen: Insbesondere die Zahl der Weiße Linie Defekte und Sohlengeschwüre in den Herden stieg. Die Kühe stehen länger, um Wärme abzugeben oder weil nur die Fressgänge, anstatt der Liegebereiche, belüftet sind.


Auch die Anzahl schwerer Euterentzündungen nahm zu. „Das liegt vor allem an der schlechteren Stabilität der Futterrationen und der gesteigerten Gefahr von subklinischen Azidosen durch eine veränderte Futteraufnahme“, sagt Mühe. Abhilfe schaffen verschiedene Maßnahmen: „In diesem Jahr haben sich richtig installierte Ventilatoren lange bezahlt gemacht“, sagt Mühe. In Betrieben mit Lüftern fiel die Milchleistung weniger stark als in unbelüfteten Ställen. Viele Betriebe setzten zudem Kaliumsorbat ein, um die Futterration stabil zu halten. „Ein extrem wichtiger Faktor ist, dass die Kühe genug frisches Wasser haben“, sagt Dr. Fiedler. Neben weiteren Kühlmaßnahmen könnten Landwirte damit Euterentzündungen und anderen Problemen aktiv vorbeugen.

 

Weidemilch: Label bleibt

Mindestens sechs Stunden Weidegang an mindestens 120 Tagen im Jahr – können Lieferanten von Weidemilch das trotz anhaltender Trockenheit einhalten? Dr. Arno Krause vom Grünlandzentrum Niedersachsen sieht bisher keine Probleme: „Wir haben die Auflagen bewusst so gewählt, dass sie sich auch in Jahren mit extremen Klima erfüllen lassen. Über das Jahr gesehen werden die Betriebe die Kriterien einhalten können.“ Betriebe könnten z. B. die Kühe nachts oder morgens raus lassen.


Zudem werde man bei Kontrollen einzelbetrieblich entscheiden. So sollen z. B. Betriebe, die auch im Herbst wegen geschädigter Grasnarben noch keine Futteraufnahmen von den Weiden ermöglichen können, im Programm bleiben.

 

Bio: Futter wird knapp

Biologisch erzeugtes Grundfutter ist regional bereits knapp. In einigen Bundesländern dürfen die Betriebe deshalb konventionelles Raufutter einsetzen. Allerdings überlegt die Molkerei Arla, diesen Betrieben einen geringeren Biomilchpreis zu zahlen.


Everhard Hüseman, Vorstandsmitglied bei Naturland und Milcherzeuger aus Nordhorn (Niedersachsen), macht das stocksauer: „Wenn es um das Überleben unserer Tiere geht, ist Bio oder Konventionell doch egal. Wichtig ist jetzt, dass Erzeuger und Verarbeiter solidarisch bleiben!“ Ihm fehlen bereits 30 % des Futters für seine 40 Milchkühe und die Nachzucht. Auf den Weiden wächst wenig. Die Milchleistung sei schon um 40 % eingebrochen. Für die nächsten Monate hat er bereits Siloballen und Heu von Biokollegen aus bis zu 100 km Entfernung zugekauft. Aber auch der Silomais habe nur zur Hälfte Kolben angesetzt. „Ich fürchte, dass die Futterverluste auf 50 % ansteigen“, so Hüseman.


Ähnlich schätzt auch Jan Leifert, Geschäftsführer Bioland NRW, die aktuelle Lage ein: „Beim biologischen Grundfutter gibt es je nach Region Ausfälle von 30 bis 60 %. Das Futter wird nicht überall bis ins nächste Frühjahr ausreichen.“

 

Fleischrinder: Auf der Weide zufüttern

Mutterkuhhalter leiden besonders: „Die Absetzer als wichtigste Einnahmequelle laufen auf kargen Weiden“, betont Dr. Josef Dissen, Fleischrinder-Herdbuch Bonn. Die Julihitze habe die täglichen Zunahmen gesenkt.

Auch die Grundfutterversorgung spitzt sich zu. So füttert Antonius Brüggemann (Meschede, NRW) seit Mitte Juli seine 160 Charolais-Rinder auf den Weiden zu: pro Tag vier bis fünf Ballen Grassilage und bis zu 5 000 l Wasser. „Wir haben bisher nur knapp zwei Grasschnitte machen können. Die Grünlandnarben werden sich kaum erholen.“ So gehe es vielen in der Region. Chancen, Futter zuzukaufen, sieht der Züchter daher nicht. Im Notfall will er im Winter Stroh und Getreide füttern.


Dr. Dissen rät, Absetzer möglichst früh zu verkaufen: „Selbst wenn es Preisabschläge geben würde, entspannt das die Futtersituation der nächsten Monate.“ Und: Wird auch bei den Bullenmästern das Futter knapp, könnte das die Absetzermärkte im Herbst und Frühjahr unter Druck bringen.

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