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Dürre im Fokus der Milchwirtschaftlichen Kundgebung

Die Folgen der langen Trockenheit waren das Thema der Milchwirtschaftlichen Kundgebung in Rendsburg. Die Referenten diskutierten betriebliche Lösungen bei Grundfutterknappheit und die Auswirkungen auf den Milchpreis.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Folgen der langen Trockenheit waren das Thema der Milchwirtschaftlichen Kundgebung in Rendsburg. Die Referenten diskutierten betriebliche Lösungen bei Grundfutterknappheit und die Auswirkungen auf den Milchpreis. „Das Thema Dürre wurde uns in diesem Jahr leider aufgezwungen“, stellte der Vorsitzende der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, als Veranstalter bei der Begrüßung der rund 150 Teilnehmer fest. Wie dramatisch die Ertragseinbußen durch die Dürre in dem Bundesland sind, erläuterte der Präsident des Landesbauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz: „Wir fahren die niedrigsten Erntemengen seit 42 Jahren ein.“ Deutschland werde durch die Trockenschäden zum ersten Mal seit 1982 wieder Nettoimporteur von Getreide. Auch die Grundfutterproduktion sei stark beeinträchtigt. Der dritte Schnitt im Grünland falle komplett aus, und der Mais zeige ein ähnlich prekäres Bild mit Verlusten von bis zu 60 %. Für einige Landwirte seien das existenzbedrohende Schäden, betonte Schwarz. Die Freigabe von Ökologischen Vorrangflächen für Futterzwecke begrüßte er daher genauso wie die Dürrehilfen, die kürzlich auf Bundesebene genehmigt wurden. Das sei ein wichtiges Zeichen der Solidarität. Nun müsse ein möglichst einfaches Verfahren für die Schadensberechnung folgen, forderte Schwarz. Eine zu komplexe Herangehensweise würde die akute Notwendigkeit der Hilfen konterkarieren und die Auszahlung hinauszögern. Der Verbandspräsident befürchtet allerdings, dass die Hilfen in diesem Jahr nicht mehr auf den Konten der Landwirte landen werden. An die anwesenden Landtagsabgeordneten appellierte Schwarz, für ein Auslaufen des Dauergrünlanderhaltungsgesetzes zu sorgen. Dieses sei unverständlich und überflüssig, da Grünland durch andere Gesetze ausreichend geschützt werde. An diesem Beispiel könne die Politik zeigen, ob sie es mit dem Bürokratieabbau ernst meine.

 

Verzögerte Wirkung auf Milchproduktion

Nach Angaben der Geschäftsführerin der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB), Monika Wohlfarth, hat im ersten Halbjahr 2018 - trotz der um knapp 2 % gestiegenen Kuhschlachtungen - die Milchanlieferungsmenge gegenüber der ersten Jahreshälfte 2017 um 3,3 % zugenommen. Auch das Rohstoffaufkommen auf Ebene der Europäischen Union habe über dem Vorjahresniveau gelegen. Die Auswirkungen der Dürre seien in diesen Zahlen noch nicht enthalten, erläuterte die Marktexpertin. Ein kurzfristiger Rückgang des Milchaufkommens im August sei durch Hitzestress ausgelöst worden und noch nicht den längerfristigen Folgen der Trockenperiode zuzuordnen. Wohlfarth verwies auf das Dürrejahr 2003, als sich die Anlieferungsmengen aufgrund schlechter Futterqualitäten erst im Folgejahr verringert hatten. Nach ihrer Einschätzung werden sich die Konsequenzen der Dürre auf die Milchproduktion in Deutschland voraussichtlich erst noch zeigen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern sei die Bundesrepublik insgesamt von einer stärkeren und länger anhaltenden Trockenheit betroffen gewesen, stellte die Analystin fest. Der Rückgang der Erzeugung im August und die Unsicherheiten bezüglich der weiteren Anlieferungsmengen hätten bereits zu festeren Preistendenzen bei Butter, Käse und Milchpulver geführt. Wohlfarth geht für den weiteren Jahresverlauf von moderat steigenden Milchpreisen aus.

 

Futter mit Stroh strecken

Um der knappen Grundfutterversorgung zu begegnen, ist laut Tierernährungsexpertin Prof. Katrin Mahlkow-Nerge vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel ein höherer Strohanteil in der Futterration eine Möglichkeit. Grundsätzlich sei dabei ein intensives Monitoring des Ernteguts zu empfehlen, um sich über die Inhaltsstoffe und die spätere Rationsgestaltung im Klaren zu sein. Je höher der Strohanteil, desto mehr Getreide müsse in der Ration verwendet werden, denn „irgendwo muss die Energie herkommen“, erläuterte die Wissenschaftlerin. Wenn Rationen mit Stroh gestreckt würden, sei zudem eine kurze Häcksellänge von 1 cm vorteilhaft. Außerdem müsse so viel Wasser zugegeben werden, dass das Stroh an den schmackhafteren Teilen der Futterration haften bleibe und nicht von den Tieren aussortiert werde. Bei entsprechenden Anpassungen könne der Strohanteil bis zu 13 % der Gesamttrockenmasse der Futterration betragen. Mahlkow-Nerge empfahl den Betriebsleitern, eine ausführliche Bilanzierung der eigenen Futterreserven vorzunehmen und gegebenenfalls schon jetzt die Ration mit Blick auf mögliche Engpässe anzupassen.

 

Kühe länger melken

Ob es ökonomisch sinnvoll ist, Kuhbestände wegen höherer Futterkosten abzustocken, haben Prof. Falk Mißfeldt vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel und Jan Oke Sacht von der Agrarberatung Mitte untersucht. In ihrer Modellrechnung gehen die beiden Fachleute von 30 % weniger Grundfutter aus und kalkulieren die Beschaffungskosten für Mais auf 90 Euro/t und für Gras auf 57 Euro/t. Eine weitere Annahme ist unter anderem, dass die Kuh nach 150 Laktationstagen anschließend noch 200 Tage länger gemolken wird. Es wird laut Mißfeldt und Sacht deutlich, dass eine Bestandsabstockung bei einem Auszahlungspreis von 33 Cent/l Milch nicht wirtschaftlich ist, denn nach den 200 Tagen würde sich im Vergleich zum Szenario mit Abgabe der Kuh die Liquidität um 563 Euro je Kuh verbessern. Mißfeldts Empfehlung ist daher, Kühe so lange wie möglich zu melken, auch wenn das zunächst Liquidität binde. Beim Gespräch über Darlehen mit Bankberatern sollte der Landwirt diese Zusammenhänge erklären. Auch die Geldinstitute hätten schließlich ein Interesse an einem stabilen Betrieb. Ferner sollten die Landwirte sich insbesondere über Euribor-Darlehen informieren, da diese zu günstigen Konditionen zu haben seien, so der Rat der Fachleute.

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