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GVO-frei: Arla schmeißt Nicht-Umsteller raus

Der Molkereikonzern Arla Foods will am Standort Upahl (Hansa Arla Milch) ab dem 1. April 2018 nur noch GMO-freie Milch nach dem VLOG-Standard „ohne Gentechnik“ abnehmen. Landwirte, die ihre Fütterung nicht entsprechend anpassen, fliegen aus der Genossenschaft. top agrar hat mit Bauern und Molkerei gesprochen.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Molkereikonzern Arla Foods will am Standort Upahl (Hansa Arla Milch) ab dem 1. April 2018 nur noch GMO-freie Milch nach dem VLOG-Standard „ohne Gentechnik“ abnehmen. Landwirte, die ihre Fütterung nicht entsprechend anpassen, fliegen aus der Genossenschaft. Das geht aus Schreiben hervor, die top agrar vorliegen.

 

Vorstand und Aufsichtsrat der Hansa Arla Milch eG haben Ende August 2017 entschieden, ab dem 1. April 2018 nur noch GVO-freie Milch abzunehmen. Bereits seit Juni 2017 verarbeite die Molkerei am Standort Upahl nur noch Milch „ohne Gentechnik“, um den Forderungen des Handels nachzukommen. Ende September 2017 hatten rund 12 % der Hansa Arla-Betriebe noch nicht auf den VLOG-Standard umgestellt, geht aus den Schreiben hervor.



Diese Betriebe hat die Molkerei noch einmal explizit angeschrieben. Sie mussten erklären, ob sie am neuen Standard teilnehmen werden. Die Futterumstellung sei bis spätestens zum 1. Januar 2018 notwendig, damit die Milchabholung ab dem 1. April 2018 nach dem VLOG-Standard möglich sei.

 

„Sollten Sie den neuen Standard nicht erfüllen können oder wollen, wird der Vorstand der Genossenschaft Sie leider zum Jahresende aus der Genossenschaft ausschließen müssen, da eine gesonderte Abholung von Milch, die nicht dem neuen Standard VLOG „Ohne Gentechnik“ entspricht, verständlicherweise zu aufwendig und damit nicht tragbar ist. Der Ausschluss aus der Genossenschaft wird auch dann ausgesprochen, wenn wir keine Rückmeldung bis zum 31. Oktober 2017 erhalten“, steht wörtlich in dem Schreiben vom 27. September 2017.

 

Betroffene Landwirte sind darüber verärgert. „Das ist schon eine harte Gangart, die die Genossenschaft gegenüber den eigenen Mitgliedern einschlägt. Vorstand und Aufsichtsrat haben das im Alleingang entschieden“, sagt ein Milcherzeuger gegenüber top agrar. Außerdem koste die GVO-freie Fütterung mindestens 1,5 ct/kg mehr. „Zudem bekommen wir durch die höheren Raps- und somit P-Anteile in der Ration Probleme mit der neuen Düngeverordnung und die Rationen sind hinsichtlich der Kationen-Anionen-Bilanz schwerer einzustellen“, berichtet der Landwirt weiter.

 

top agrar hat diese Punkte aufgegriffen und bei der Molkerei nachgehakt. Diese erklärt zunächst allgemein: „Mit der Umstellung auf Milch nach VLOG „ohne Gentechnik“ (oGT) Standard folgt Arla Foods, wie andere Hersteller auch, den Anforderungen des Handels und der Verbraucher. Bis Mitte November hat die sehr große Mehrheit von 95 % der Mitglieder der Hansa Arla Milch eG bereits auf Milch nach VLOG „ohne Gentechnik“-Standard umgestellt oder wird dies bis Jahresende tun. Die Landwirte erhalten für Milch oGT einen Zuschlag von 1,0 ct/kg Milch. Im Sinne der Mehrheit, die bereits umgestellt hat, möchten wir bis zum 31.03.2018 alle Milchlieferanten umstellen, um die aktuell höheren Logistik- und Verarbeitungskosten für die doppelte Erfassung von zwei Milchqualitäten auf Dauer zu vermeiden. Diese Mehrkosten müssen wiederum aktuell von allen Genossenschaftsmitgliedern getragen werden.“

 

Vorstand und Aufsichtstrat von Hansa Arla Milch eG haben beschlossen, ab dem 1. April 2018 nur noch Milch nach dem VLOG-Standard „ohne Gentechnik“ aufzunehmen. Können sie das einfach beschließen? Ist kein Mitglieder-Votum nötig?

 

Arla: Gemäß der Satzung der Hansa Arla Milch eG ist dem Vorstand und Aufsichtsrat die Kompetenz zur Festlegung der Milchlieferordnung sowie weiterer Erzeugungs- und Qualitätsregeln zur Sicherung eines marktgerechten Angebots zugewiesen. Da für die Umstellung auf Milch oGT lediglich die Umstellung der Fütterung erforderlich ist, dies unproblematisch sichergestellt werden kann und auch keine unverhältnismäßigen Kosten entstehen, war ein Mitglieder-Votum damit bei dieser Änderung der in der Milchlieferordnung festgelegten Leistungsmodalitäten nicht erforderlich.

 

Wie viele Mitglieder wird Hansa Arla voraussichtlich aus der Genossenschaft ausschließen, weil sie nicht auf GVO-frei umstellen?

Arla: Die überwiegende Mehrheit, der noch nicht umgestellten Betriebe hat sich überzeugen lassen und wird an der Umstellung auf den VLOG-Standard teilnehmen. Einige wenige verbliebene Mitglieder haben nochmal ihr Recht auf Stellungnahme in Anspruch genommen. 

 

Praktiker berichten bei der Umstellung von Soja- auf Rapsschrot von mindestens 1,5 ct/kg höheren Kosten, Problemen mit der Düngeverordnung wegen des höheren Phosphorgehalts und Schwierigkeiten in der Fütterung aufgrund der Kationen-Anionen-Bilanz. Was sagt Arla dazu? 

Arla: Generell muss Soja nicht unbedingt durch alternative Proteinquellen (z.B. Raps) ersetzt werden, sondern es kann auch (1:1) oGT Soja gemäß VLOG-Standard eingesetzt werden. Somit entsteht weder ein höherer Phosphataustrag noch gibt es Auswirkungen auf die Fütterung und die Kuh. Die Kosten sind sehr betriebsindividuell und stark von der Milchleistung und der Futterration abhängig. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor hier sind insbesondere die generellen Kosten für Soja sowie für alternative Eiweißquellen und das Delta zwischen beiden.

Es steht jedem Betrieb frei, seine Futterration zu gestalten und ggf. Soja in der Ration gegen andere Komponenten auszutauschen. Nach unseren Berechnungen, die auch von externen Experten bestätigt wurden, ergeben sich bei der Umstellung von Soja auf oGT-Soja im Durchschnitt höhere Kosten von 0,4 bis 0,8 c/kg Milch, abhängig von der Milchleistung und den Fütterungssystemen. Es ist uns bekannt, dass es in Einzelfällen zu höheren Kosten kommen kann. Insbesondere in diesen Fällen – wie generell bei jeder Futterumstellung – empfehlen wir Landwirten eine Beratung durch einen Futterexperten. Unsere Erfahrung zeigt, dass ein Großteil der bereits umgestellten Betriebe einen wirtschaftlich positiven Effekt aufgrund der Umstellung erzielt hat. 

Es ist korrekt, dass bei der Umstellung von Soja- auf Rapsschrot die Gülle einen höheren Phosphatgehalt hat. Darauf weisen wir unsere Landwirte explizit hin, damit sie entsprechende Maßnahmen ergreifen können. Beispielsweise können Sie u.a. ein Mineralfuttermittel mit geringerem Phosphoranteil einsetzen oder auf nicht deklarationspflichtiges Soja zurückgreifen.

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