Auf dem EU-Milchmarkt droht ein neues Überangebot, weil die Landwirte sich zu wenig anpassen, so die mehrheitliche Meinung der EU-Agrarminister, die auf dem Rat in Brüssel diese Woche über die Agrarpolitik debattierten.
Mit dem rekordverdächtigen Preis von 38 Cent/kg im November 2017 in der EU reagierten viele Milcherzeuger mit einer Ausweitung der Produktion, berichtet aiz.info. Die zusätzliche Menge könne der Markt nicht aufnehmen. Zusammen mit dem üblichen Preisverfall im Frühjahr sorge das um 9% gestiegene Milchangebot in der EU für weiteren Druck. Das mühsam mit politischen Maßnahmen Ende 2016 erreichte Marktgleichgewicht drohe jetzt wieder zu kippen. "Die Erzeuger sollen nicht am Markt vorbei produzieren und dann hoffen, dass es der Steuerzahler schon wieder richten wird", empörte sich EU-Agrarkommissar Phil Hogan.
Frankreich und Belgien forderten auf dem EU-Agrarrat Maßnahmen zur verbilligten Abgabe von Magermilchpulver zur Verfütterung. Die meisten Minister unterstützten diese Forderung. Die EU-Kommission geht dagegen nicht mit. Hogan will die Interventionsbestände an Magermilchpulver lieber nach und nach im laufenden Ausschreibungsverfahren verkaufen, so aiz weiter.
"Das ist besser als neue komplizierte Maßnahmen mit geringer Wirkung", hielt Hogan den EU-Mitgliedstaaten entgegen. Polen forderte die Eröffnung der Privaten Lagerhaltung für Schweinefleisch, um die Preise zu stützen. Die EU-Kommission ging nicht darauf ein. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, den Export von Schweinefleisch nach Asien durch diplomatische Offensiven zu fördern.