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Hochwald kommt nicht aus dem Quark

Die Molkerei Hochwald aus Thalfang hinkt beim Milchpreis hinterher. Was sind die Gründe? top agrar sprach mit Hochwald-Lieferanten und Ludwig Börger, Milchreferent beim DBV, über die aktuelle Situation.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Molkerei Hochwald aus Thalfang hinkt beim Milchpreis hinterher. Was sind die Gründe?


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Frank Schröder aus Geilenkirchen ist stocksauer: „Im Juli fehlten mir im Vergleich zu den Nachbarn etwa 4 ct/kg. Für meinen Betrieb ist das ein Verlust von gut 4 000 € Milchgeld“, schimpft das Hochwald-Mitglied. Sein Berufskollege Markus Haep aus Niederstadtfeld ergänzt: „Jahrelang hat die Molkerei erzählt, wie breit sie aufgestellt ist. Jetzt zeigt sich, dass es alles heiße Luft war.“ Er wirft dem Vorstand und Aufsichtsrat vor, die Geschäftspolitik in den letzten Jahren nicht kritisch genug hinterfragt zu haben.


Auslöser des Ärgers ist der niedrige Milchpreis im bisherigen Jahresverlauf. Mit 32,3 ct/kg liegt Hochwald hinter den Nachbarmolkereien.



Neue Strategie: Das soll sich ändern. Die Molkerei plant mit ihrer Strategie „Mut nach Vorne“ eine Neuausrichtung. Sie will sich zu einem vermarktungsorientierten, internationalen Milchspezialisten entwickeln. Bisher ist Hochwald stark in der Weißen Linie (Trinkmilch, Kondensmilch, usw.) sowie im Export nach Nordafrika und in den arabischen Raum. Allerdings ist die Weiße Linie in Deutschland hart umkämpft, sie steht regelmäßig unter Druck. Und der Export stockt aufgrund der Währungsschwankungen, den politischen Unruhen sowie dem niedrigen Ölpreis und der damit verbundenen geringeren Kaufkraft in den Ländern.

 

Deshalb setzt die Genossenschaft künftig auf einen Drittelmix beim Absatz im Export, im Käse und im deutschen Handel. Die ersten Schritte dazu sind eingeleitet: Um die Produktionskosten zu senken, schließt Hochwald das Werk in Weiding, baut die Verarbeitung in Thalfang aus und überlegt den Neubau einer Großmolkerei auf der grünen Wiese. Neue Wachstumsmärkte will sie mit der verstärkten Produktion von Käse sowie Baby- und Kindernahrung erschließen. Am Standort Hünfeld kooperiert sie mit Danone.

 

Branchenvertreter werfen der Molkerei vor, in den letzten Jahren zwar in Marken, aber nicht in die Standorte investiert zu haben. Deshalb sei es zum Investitionsstau gekommen. Ein ehemaliges Mitglied des Ehrenamtes, das anonym bleiben möchte, sagt: „Durch die zahlreichen Fusionen ist die Molkerei übermütig geworden, wollte das ganz große Rad drehen. Allerdings haben die Zukäufe der beiden Werke von Nestlé in Lüneburg und Weiding die liquiden Mittel aufgezehrt und die Fremdkapitalbelastung erhöht.“

 

Zudem überzeugt die neue Strategie nicht alle Mitglieder. „Die internationalen Märkte für Käse und Babynahrung sind längst verteilt. Hochwald kann nur über innovative Produkte oder den Preis da reinkommen – und das kostet Milchgeld“, sagt Schröder. Er hält es für gefährlich, bei dem schlechten Milchpreis noch einen teuren Neubau zu planen. Deshalb überlegt er, zu kündigen.

 

Erste Kündigungen: Damit scheint er nicht alleine zu sein. Nach der Verabschiedung der Strategie „Mut nach Vorne“ im Mai hatten die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Denn die Molkerei behält in den nächsten fünf Jahren jeweils 0,5 ct pro kg Nachzahlung ein. Etwa 70 Mio. kg Milch fließen Ende 2017 ab. Zudem berichtet Peter Guhl von der MEG Milch Board von vielen Anfragen aus dem Hochwald-Gebiet.

 

Ludwig Börger, Milchreferent beim DBV, kann den Unmut verstehen: „Unternehmerische Milchbauern verlangen von sich selbst, bei den Kennzahlen immer besser als der Schnitt zu sein. Diesen Anspruch dürfen und müssen sie auch an ihre Vermarktungspartner haben.“ Er gibt er aber zu bedenken:

Auf der außerordentlichen Vertreterversammlung stimmte die überwältigende Mehrheit von 96 % für die Strategie. Hochwald hat transparent informiert, dass der neue Kurs Geld kostet. Wer Kritik übt, muss konstruktiv Alternativen nennen. Die langfristige Kooperation bzw. Fusion mit anderen Molkereien kam scheinbar nicht infrage. Im langjährigen Milchpreis-Vergleich schneidet Hochwald besser ab als viele Nachbarmolkereien. Offen ist, ob diese ihren aktuellen Vorsprung 2018 halten.

 

Fazit: Hochwald rechnet ab November fest mit höheren Erlösen in der Weißen Linie. Bereits für September erhöht die Molkerei den Grundpreis um 2 ct/kg. Andere Molkereien werden folgen. Deshalb bleibt Hochwald 2017 unter dem Bundesschnitt. Es dürfte der Preis für die Versäumnisse der Vergangenheit und die Investitionen der Zukunft sein.


Hochwalds Vorstandsvorsitzender Peter Manderfeld wollte sich persönlich gegenüber top agrar nicht äußern. Schriftlich heißt es: „Im nächsten Jahr ist das Ziel, wie in den vergangenen Jahren über Bundesschnitt zu liegen.“ Man darf gespannt sein.


Dieser Beitrag erschien in der top agrar-Ausgabe 10/2017 (Seite R6)

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