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Kontroverse Debatte über die Milch-Zukunft

Über den Milchmarkt der Zukunft haben hochrangige Branchenvertreter beim 11. Forum Milch NRW der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. (LV Milch NRW) in Werl diskutiert. In der Podiumsdiskussion stand das Thema „Der Markt von morgen – wer macht die Regeln“ im Fokus.

Lesezeit: 5 Minuten

Über den Milchmarkt der Zukunft haben hochrangige Branchenvertreter beim 11. Forum Milch NRW der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. (LV Milch NRW) in Werl diskutiert.

Wie Hans Stöcker als Vorsitzender der LV Milch schon in seiner Eröffnungsansprache sagte, hat jeder Marktteilnehmer seine eigene Lösung für die Branche – eine tragbare Lösung für alle entstehe jedoch nur im gemeinsamen Dialog.


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In den letzten zwei wirtschaftlich katastrophalen Jahren seien in NRW fast 10 % der Milchviehhalter aus der Erzeugung ausgestiegen. In der aktuellen Verschnaufpause, die durch die Preiserholung möglich sei, diskutierten Erzeuger, Molkereien und Kartellamt über Vertragslaufzeiten und Andienungs- und Abnahmepflicht. Gleichzeitig mache der Handel zunehmend die Regeln auf dem Markt, indem er dem Nachhaltigkeitsgedanken der Verbraucher folge und diese Anforderungen an die Erzeuger weitergebe.


Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW Landwirtschaftsministerium, richtete in seinem Grußwort den Blick auf die positiven Merkmale der Milchwirtschaft: Die Molkereiwirtschaft sei die größte Branche innerhalb der deutschen Ernährungswirtschaft. Die Milchviehhaltung trage zum Erhalt der Kulturlandschaft bei und wirtschafte nachhaltig. Die Politik wolle die unsichere Situation der Erzeuger verbessern und die Wertschöpfung durch die Förderung von Regionalität und Qualität steigern. Außerdem müssten frühzeitige Reaktionen auf den Markt möglich sein und geeignete Kriseninstrumente geschaffen werden. 


In der abschließenden Podiumsdiskussion stand das Thema „Der Markt von morgen – wer macht die Regeln“ im Fokus.


Für Winfried Meier, Geschäftsführer von Arla Foods in Deutschland, steht fest: Der Konsument wird die Entwicklung der Branche maßgeblich mitbestimmen. „Wir verlieren gerade 5 % unserer Verbraucher, denn es ist schick geworden, auf Milch zu verzichten“, sagt Meier. Daher müsse alles darum gehen, die Verbraucher zu verstehen: „Die Molkereien müssen das gleiche Wissen wie der Lebensmitteleinzelhandel haben.“ Im neu eröffneten Innovationszentrum in Dänemarkt forscht Arla deshalb an Produkten, die den Bedürfnissen der Verbraucher entsprechen.


Das aktuelle Problem ist laut Meier, dass es molkereiseitig keinen klaren Marktführer gibt. So könne der Handel die Entwicklung in die Hand nehmen und Forderungen an den Erzeuger stellen­­­­, die dem Wunsch des Verbrauchers nach Nachhaltigkeit entsprechen. Globale Entwicklungen in China und Russland sowie Dürreperioden in großen Exportländern bringen Angebot und Nachfra­ge zusätzlich ins Ungleichgewicht, das werde künftig weiter zunehmen.


Aktuell ist das Bundeskartellamt mit der Prüfung der Lieferverträge der Genossenschaften beauftragt. Dr. Uli Barth, Regierungsdirektor und Berichterstatter in der 2. Beschlussabteilung des Bundekartellamtes, sieht die Ursache für die Krise darin, dass die Lieferbedingungen beim Wegfall der Quote nicht infrage gestellt wurden und es kein System der Mengensteuerung gibt. Die Erzeuger begrenzten ihre Mengen in der Krise nicht. Bei einem solchen Überangebot habe es der Lebensmitteleinzelhandel besonders leicht, niedrige Preise durchzusetzen. Besonders ein Massengut wie Rohmilch unterliege dann starken Preisschwankungen.

Barths Kritik an den Genossenschaften: Ein Molkereiwechsel sei für den Milcherzeuger mit großem Risiko behaftet, das schränke die Möglichkeiten der Erzeuger stark ein. Das Bundeskartellamt sieht daher eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten immer noch als zu lang an.


Milchviehhalter Antonius Tillmann aus dem Publikum sah das anders: „Wenn die Milchmenge auf dem Markt groß ist kann ich nirgendwo hin. Was bringen da verkürzte Kündigungsfristen?“ Anders sei es, wenn jeder Milchviehhalter um 5 % reduziere. Damit wäre allen geholfen. Mengenabsprachen zwischen Molkereien und Milcherzeugern befürwortete er. Auch Meier von Arla kann die Forderung des Kartellamtes nach noch kürzeren Kündigungsfristen nicht nachvollziehen, eine gewisse Planungssicherheit müsse den Molkereien zugestanden werden. Wichtiger sei es, dass die Genossenschaften stark aufgestellt seien und verschiedene Märkte besetzten, um das Risiko zu minimieren. Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrieverbandes, merkte zu den Forderungen des Kartellamtes an: „Wir können das deutsche Wettbewerbsrecht nicht anders aufstellen als in Europa.“ Letztendlich mache Europa die Regeln. Molkereigenossenschaften hätten in der Krise genauso gelitten, wie das Beispiel von Omira zeige.


Peter Manderfeld vertrat als Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG und stellv. Vorsitzender der IG Milch die Seite der Milcherzeuger. Auf dem Milchmarkt von morgen müsse der Fokus klar auf der Entwicklung starker Genossenschaften liegen. Die Milcherzeuger bräuchten „die Genossenschaften als Sprachrohr“, um sich den Herausforderungen des Weltmarktes zu stellen und die Regeln mit zu gestalten. Ihn interessiere in erster Linie, was die Milcherzeuger wollen, und das seien keine Mengenregulierungen.


Enrico Krien beschäftigt sich für das Marktforschungsinstitut Nielsen Company mit dem Kaufverhalten von Verbrauchern und analysiert die Wachstumspotentiale der Märkte. Dabei berät er unter anderem die Milchbranche, also auch Molkereien bezüglich neuer Verbrauchertrends. In den letzten Jahren seien drei Entwicklungen abzusehen. Zum einen habe die gesamte Milchbranche habe einen Absatzrückgang von 5 % erlebt. Zum anderen liege der Rückgang bei Fruchtjoghurt sogar bei 8 %. Die einzig positive Entwicklung: Nischenprodukte, also Produkte mit einem besonderen Mehrwert wie probiotische Getränke, proteinreiche oder laktosefreie Produkte nehmen einen immer größeren Teil ein. Die Frage, was die Quelle des Verbrauchertrends sei, kann Krien nicht eindeutig beantworten. Ein Trend werde unter anderem durch den Lebensmitteleinzelhandel geweckt, indem bestimmte Produkte vermehrt angeboten werden. Wichtig sei immer, eine hohe Wertschöpfung zu haben und Produkte mit Mehrwert zu entwickeln. So konnte beispielsweise auch das Quarksegment wieder aufgewertet werden.

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