Die im Auftrag der MEG Milch Board erstellte Studie "Marktreview Milch" bestätigt für den 1. Vorsitzenden Peter Guhl die Forderung nach einer vertragsgebundenen Milchvermarktung. Nur eine bedarfs- und damit marktgerechte Produktion könne Krisen verhindern oder abmildern. Guhl ist davon überzeugt, dass der Milchmarkt ohne mengenwirksame Instrumente nicht funktionieren kann.
Die Milchproduzenten in der EU dehnten nach Ergebnissen der Studie von 2013 bis 2016 ihre Produktion um 10,8 Millionen Tonnen oder 8 Prozent aus. Ganz unterschiedlich seien die Steigerungsraten in den einzelnen Ländern gewesen. 47 Prozent der Mehrmenge gingen allein auf das Konto der Niederländer (19,6%), der Deutschen (15,5 %) und der Iren (11,9 %), so die Studie. Große Milchnationen wie Frankreich (6,9 %), Italien (3,5 %) oder Dänemark (2,9 %) hätten sich im Vergleich dazu eher zurückgehalten. Dieses unterschiedliche Steigerungsverhalten schlug auch auf den Milchpreis durch, so Guhl. Während die „Vollgas-Länder“ Preiseinbrüche von über 35 Prozent hinnehmen mussten, seien die Preise in Frankreich und Italien jeweils „nur“ um 19 bzw. 20 Prozent zurückgegangen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Länder kämen mit der Krise unterschiedlich gut zurecht. Ein Blick auf den Käsemarkt erklärt für Guhl, warum dies so war.
Die zusätzlichen Milchmengen in Deutschland wurden vor allem zu Käse verarbeitet, sagt der MEG-Vorsitzende. Dieser sei nicht nur in den Drittland-Export gegangen, sondern auch in den ohnehin schon gesättigten EU-Binnenmarkt. „Das hatte verheerende Folgen“, stellt Guhl fest. „Es wurden zwar neue Märkte erschlossen, aber zu absoluten Tiefpreisen. Teilweise wurde der Käse für weniger als 3 Euro pro Kilo verramscht! Und diese Tiefpreise wurden direkt an die Erzeuger weiter gereicht.“ Frankreich und Italien hingegen hätten Käse zum doppelten Preis (6 bis 7 Euro pro Kilo) exportiert. Entsprechend seien die Erzeugerpreise nicht ganz so stark gesunken wie in Deutschland.
„Wir können also festhalten“, fasst Guhl zusammen: „Große Teile der Molkereiwirtschaft waren auf das Quotenende nicht vorbereitet. Alle Milch wurde zwar verarbeitet, musste aber zu Schleuderpreisen auf den Exportmärkten verramscht werden. Deutschland war damit der billige Jakob der EU! Das alles wurde auf dem Rücken der Milcherzeuger ausgetragen. Eine bedarfs- und damit marktgerechte Produktion – wie sie in der RoadMap Milch & Markt vorgeschlagen wird – hätte die Krise sicher nicht verhindern, aber doch zumindest mildern können.“
Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) hatte die Projektleitung. Die vollständige Studie finden Sie hier.