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Mehr Geld mit neuer Umrechnung?

Einige Molkereien haben den Umrechnungsfaktor auf 1,03 erhöht. Welche Effekte das hat, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele von der FH Kiel und dem ife-Institut im top agrar-Interview.

Lesezeit: 3 Minuten

Einige Molkereien haben den Umrechnungsfaktor auf 1,03 erhöht. Welche Effekte das hat, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele von der FH Kiel und dem ife-Institut im top agrar-Interview.



Die Privatmolkereien Bechtel, Gropper und Zott haben auf den Umrechnungsfaktor 1,03 umgestellt. Was heißt das?

Thiele:Die Milch-Güteverordnung schreibt vor, dass die angelieferte Milch in Deutschland nach Gewicht bezahlt wird. Also muss die Milch entweder gewogen werden oder das Milchvolumen mit einem konstanten Faktor in Gewicht umgerechnet werden. Alle Abnehmer in Deutschland rechneten bisher mit dem Faktor 1,02. 1 l Milch entsprachen 1,02 kg Milch. Bei Bechtel, Gropper und Zott entspricht 1 l jetzt 1,03 kg Milch. Für die Änderung sprechen drei Dinge: Der Faktor 1,03 liegt näher am physikalisch richtigen Umrechnungsfaktor, der tendenziell über 1,03 liegt. Zweitens ist die Vergleichbarkeit mit europäischen Nachbarn besser, die fast alle mit 1,03 rechnen. Und drittens könnten Molkereien aktuell versuchen, den Preisabschlag durch die Umstellung einzupreisen.



Was ändert sich für Landwirte – bei Milchmenge und Milchpreis?

Thiele: Die Milcherzeuger erreichen bei 1,03 eine höhere Milchmenge in kg. Bei 1,02 bekommt ein Landwirt mit 500000 l pro Jahr 510000 kg abgerechnet. Bei 1,03 sind es 515000 kg. Sein Volumen in kg erhöht sich um rund 1%. Allerdings erhöht sich der Erlös der Molkerei beim Verkauf der 510000 kg Milch nicht. Erzielte sie aus den 510000 kg Milch einen Erlös von 178500 €, zahlte sie 35,0 ct/kg aus. Bei Erhöhung des Umrechnungsfaktors sind es immer noch 178500 € Erlös, die sich aber jetzt auf 515000 kg Milch verteilen. Der Milchpreis sinkt auf 34,7 ct pro kg, also um rund 0,9%. Im Klartext: Die Änderung auf 1,03 bringt mehr Volumen, aber weniger Preis – unterm Strich bleibt alles gleich.


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Welche Effekte gibt es auf den Markt?

Thiele: Zunächst einmal leidet die Transparenz der Milchpreise, wenn es nur einzelne Molkereien machen. Noch schwieriger wird es, wenn einzelne Unternehmen auf 1,025 oder 1,035 umstellen – auch das ist möglich. Deshalb ist eine einheitliche nationale Vorschrift wichtig. Dazu brauchen wir jetzt endlich die neue Milch-Güteverordnung, in der 1,03 stehen wird. Statistisch erhöht sich Deutschlands Milchmenge dann um ca. 1%.


Wäre es nicht besser, die Milch auf dem Hof zu wiegen und danach zu bezahlen?

Thiele:Theoretisch ja, da Temperatur und Inhaltsstoffe von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich sind und damit das Milchgewicht. Praktisch halte ich das aber für ungeeignet. Wiegen auf dem Hof ist nur sinnvoll, wenn die Waagen geeicht sind und kontrolliert werden. Jeder Hof müsste eine Waage bzw. Zugang zu einer Waage haben. Die Kosten der Milcherfassung würden deutlich steigen und den Milchpreis belasten. Auch für größere Betriebe kann der Vorteil des eigenen Wiegens schwinden, vor allem bei der neuen Milchgüte-Verordnung mit 1,03. Denn wenn die Milch nur geringe Inhaltsstoffe hat, kann der betriebsindividuelle Umrechnungsfaktor auch unter 1,03 liegen.


Das Interview stammt aus der top agrar-Ausgabe 4/2018.

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